April 2017
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Ein neues Tor zur Stadt

FASSADENSYSTEME AUS STAHL

Vor 20 Jahren gewann Ben van Berkel mit UN Studio, Amsterdam, den Wettbewerb für die Neugestaltung des Hauptbahnhofs von Arnheim. Inspiriert von der hügeligen Landschaft um die niederländische Grossstadt entwickelten die Architekten ein Gebäude in Anlehnung an das Prinzip der Kleinschen Flasche, bei dem Innen und Aussen unmerklich ineinander übergehen. Die aus dem Entwurf resultierenden Fassaden sind Objektlösungen, wie sie nur mit Stahlprofilen realisiert werden können.


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Die Aufgabenstellung war komplex. Der Bahnhof Arnheim ist ein wichtiger Knotenpunkt verschiedener Regionalstrecken und Fernverkehrszüge nach Deutschland. Die Um- und Neugestaltung der innerstädtischen Verkehrsdrehscheibe erfolgte bei laufendem Betrieb in mehreren Bauabschnitten. Mit der Fertigstellung des neuen Empfangsgebäudes ist sie nun weitgehend abgeschlossen – mit einem beeindruckenden Ergebnis: UN Studio, das auch den Masterplan für das gesamte öffentliche Areal konzipierte, hat aus einem unscheinbaren Bahnhof ein einzigartiges Gebäudeensemble geschaffen.
Geschwungene Formen
Das überdachte, klimatisierte Areal ermöglicht den Zugang zu Zügen, Bussen, Taxen, Fahrrädern, Parkplätzen und Büroflächen gleichermassen. Die dynamische Struktur des Entwurfs erlaubt eine direkte Verbindung in jede Richtung und ohne jegliche Treppen. Weich fliessende Formen prägen die verglasten Gleisüberdachungen, die an einen Quersteg andocken, der wiederum über den Gleisen verläuft. Der Quersteg leitet Reisende in das Empfangsgebäude, das sich mit seinen geschwungenen Formen dem Strom der täglich rund 55 000 Reisenden anpasst. Flach ansteigende Rampen und geschwungene Stege bündeln die Besucherströme und lassen sie sich auf kürzestem Weg wieder entflechten. Wer hier ankommt, weiss auch ohne Beschilderung sofort, wohin er sich wenden muss: Der Weg zum Busterminal, zu den beiden unterirdischen Fahrraddecks oder den darunter gelegenen Tiefgaragen ist intuitiv erfassbar.
In Zusammenarbeit mit dem renommierten Ingenieurbüro Arup ist es gelungen, das Empfangsgebäude so zu konstruieren, dass nur eine einzige Stütze das Dach trägt, und das trotz der enormen Spannweite von bis zu 35 Metern. Die Stütze – sie baut sich um einen Hohlraum auf – erinnert an einen Baum, der sich nach oben hin verzweigt und mit seinen Ästen zum Glasdach öffnet. Um diese Stütze herum führt eine flach ansteigende Rampe vom Erdgeschoss nach oben. V-förmige Stützwände aus Beton, ebenfalls ein tragendes Element des Entwurfs, durchziehen das Gebäude von der untersten Ebene bis ins oberste Stockwerk. Sie dienen zum Teil als Erschliessungskerne; gleichzeitig gewähren sie den Einfall von Tageslicht und ermöglichen den Blick in die unteren Ebenen.
Objektspezifische Fassadenlösungen
Licht, Weite und Blickbeziehungen prägen das neue Bahnhofsgebäude. Neben Sichtbeton ist Glas der meistgenutzte Baustoff. Mit geschwungenen Glasfassaden enormen Formats
öffnet sich das Empfangsgebäude als neues Tor
zur Stadt. Bei Höhen von bis zu 6 und Längen
bis zu 25 Metern liessen sich diese Fassaden
nur als Stahlkonstruktion freitragend realisieren.
Bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt waren
das Know-how und die Kompetenz der Konstruktionsabteilung
des Jansen-Vertriebspartners
ODS gefragt. Neben der innovativen technologischen
Fassadenlösung mit Jansen VISS Basic
brachte das Unternehmen das für eine aktive
Mitgestaltung notwendige Wissen und Können
in diesen stark vernetzten Entwicklungsprozess
einer anspruchsvollen Architekturlösung ein.
UN Studio wünschte sich eine filigrane, kaum
wahrnehmbare Konstruktion. Die geschwungenen
Fassaden wurden mit dem Stahlprofilsystem
Jansen VISS Basic ausgebildet. Das trägerunabhängige
Aufsatzsystem gewährt dem Architekten
eine grosse gestalterische Freiheit bei gleichzeitig
hoher Planung- und Prozess-sicherheit, denn
Jansen VISS Basic basiert auf dem bewährten
VISS-System. Mit Jansen VISS Basic lassen sich
thermisch getrennte Fassaden auf frei wählbare
Unterkonstruktionen aufbringen. Die objektspezifische
Fassade des Arnheimer Bahnhofs
konnte mit schmalen Profilansichten von nur
50 Millimetern realisiert werden. Die sich aus
der Fassadenabwicklung heraus ergebenden
Masse wurden bei der Montage vor Ort passgenau
abgelängt.
Ben van Berkels Antwort auf die komplexe
Aufgabenstellung ist vielseitig. Die Durchlässigkeit
des Gebäudes und das Prinzip «Innen
gleich Aussen» lassen auch die Umgebung nicht
unberührt. Die Rampen und Treppen, die die geschwungenen
Formen begleiten, bewirken eine
neue städtebauliche Qualität. So verwandelt
die einladende Gestaltung der Arnhem Centraal
Station den ehemaligen «Hinterhof» der Stadt
zu einem urbanen Raum von hoher Aufenthaltsqualität,
der von Nutzern und Anliegern
gleichermassen begeistert angenommen wird.