Januar 2016
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Schwebende Hülle über London

BAUTECHNIK/ LOGISTIK

Mitten in Londons geschäftigem Zentrum entstand mit Bevis Marks ein innovatives Büro- und Geschäftsgebäude, das sowohl
architektonisch als auch ökologisch neue Massstäbe setzt. Folienkissen aus ETFE überdachen den Bürokomplex. Das innovative
und langlebige Material setzt architektonische Akzente, schafft Transparenz und schützt die Dachterrasse des Gebäudes
perfekt vor Wind, Wetter und starker Sonneneinstrahlung.


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Mit Bevis Marks gelang Fletcher Priest Architects aus London nicht nur ein äusserst nachhaltiges Bauwerk, auch Architektur und Nutzerkomfort sind auf höchstem Niveau. Einen besonderen Akzent setzten die Architekten bei der Gestaltung des oberen Gebäudeabschlusses: Eine innovative ETFE-Folienkonstruktion überspannt den Dachgarten und verleiht dem Hochhaus einen ganz eigenen Charakter. Die zwei Terrassen auf Ebene 15 und 16 mit 670 Quadratmetern Fläche bieten einen spektakulären Rundumblick auf das Zentrum von London. An beiden Stirnseiten völlig offen sowie nach oben und zu den Gebäudelängsseiten transparent verhüllt, ermöglicht das Dach ein aussergewöhnliches Open-Air-Erlebnis. Auf dem Grundstück in prominenter Citylage befand sich zuvor ein unzeitgemässer Bürokomplex aus den 1980er-Jahren, welcher dem neuen 16-stöckigen Gebäude weichen musste. Mit 16500 Quadratmetern Nutzfläche und 1100 Quadratmetern Terrassenflächen bietet Bevis Marks nicht nur deutlich mehr Nutzfläche als sein Vorgänger, sondern ist auch um 80 Prozent energieeffizienter. Dabei wurden 59 Prozent der Bestandskonstruktion in das neue Projekt integriert, was den ökologischen Fussabdruck des Neubaus erheblich verringert. Das BREEAMRating «Excellent» belegt eindrucksvoll die hohe Effizienz des Bevis-Marks-Gebäudes. Einzigartiger Dachaufbau Die Dachkonstruktion bildet ein filigranes Stahlfachwerk. Das durchgängig rautenförmige Design umspielt die Glasfassade der Gebäudelängsseiten über die obersten vier Stockwerke hinweg und wölbt sich abschliessend nach oben organisch über den Dachgarten. Als Witterungsschutz wählten die Architekten das Texlon- ETFE-System von Vector Foiltec. 102 zweilagige ETFE-Folienkissen mit einer Gesamtfläche von 1390 Quadratmetern schliessen die Ausfachungen des Tragwerks über der Terrasse und schützen das Dach vor Regen und Wind. Eine auf der Unterseite der oberen ETFE-Folienlage aufgedruckte Punktmatrix schirmt zu starke Sonnenstrahlung ab. Damit erreicht das extrem leichte Dach einen sehr geringen g-Wert. Um eine möglichst offene Atmosphäre zu erzeugen, beginnt die ETFE-Hülle erst etwa zwei Meter über Terrassenniveau. Anschliessend wölbt sich der Dachkragen in einem 2,5-Meter-Radius horizontal über den Dachgarten. Um diese aussergewöhnliche Design-Idee umzusetzen eine solche Geometrie wurde mit rautenförmigen und dreieckigen ETFE-Folienkissen bis dahin noch nicht realisiert - war das Know-how der Ingenieure von Vector Foiltec gefragt. Sie entwickelten die komplexe Geometrie der Dachkonstruktion, planten die ETFE-Folienkissen und deren Integration in das Stahlfachwerk. Darüber hinaus umfasste der Auftrag von Vector Foiltec die Produktion, die Montage und die Projektsteuerung aller Gewerke. Bauteile aus dem 3D-Drucker Gestalterisch wurde die Überdachung bis ins Detail ausgearbeitet. Ein besonderes Anliegen der Architekten war es, den organischen Charakter der Gebäudehülle konsequent abzubilden, bis hin zu den Knotenpunkten der Tragwerks-stützen. Auch hier kam Vector Foiltec ins Spiel. Gemeinsam mit dem Kunststoffspezialisten CDRM entwickelten die Ingenieure passgenaue Nylon- Verkleidungen für diese Verbindungspunkte. Die Bauteile verleihen der Konstruktion nicht nur die gewünschte Optik, sie sind auch im Hinblick auf ihre Herstellung im industriellen 3D-Druck-Verfahren etwas Besonderes: So wurde bei Bevis Marks zumersten Mal ein per 3D-Druck hergestelltes Bauteil in die Hüllfläche eines Gebäudes integriert. Eine Herausforderung für alle Beteiligten war zudem der Aufbau des Daches inmitten der britischen Hauptstadt: Aufgrund der Gebäudehöhe sowie strenger Sicherheitsvorschriften der Stadt London gestaltete sich die Montage äusserst diffizil. Unvorhersehbare Wetterbedingungen stellten 17 Stockwerke über Bodenniveau hohe Anforderungen an die Logistik und das Geschick der Stahlbau- und ETFE-Montageteams. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Bevis Marks ist nicht nur architektonisch ein gelungenes Beispiel für neue Gestaltungsansätze mit transparenten Materialien, sondern überzeugt auch im Hinblick auf die nachhaltige Planung von Gebäuden.