Oktober 2015
Oktober 2015
Abo

Mühle und Stampfe Precassino

BERUFSBILDUNG

Interessant, wie manchmal aus zwei Dingen, die nicht in direktem Zusammenhang stehen, eine perfekte Verbindung er-wachsen kann. Die Rede ist von einem bedeutenden Sanierungsprojekt unter Mitwirkung der Metallbau-Lernenden der Schweizerischen Metall-Union (SMU) mit dem Ziel, der alten Precassino-Mühle zu neuem Leben zu verhelfen.


Login

Danke für Ihr Interesse an unseren Inhalten. Abonnenten der Fachzeitschrift metall finden das Login für den Vollzugriff im Impressum der aktuellen Printausgabe. Das Passwort ändert monatlich.


Jetzt registrieren und lesen. Registrieren Sie sich um einzelne Artikel zu lesen und einfach per Kreditkarte zu bezahlen. (CHF 5,- pro Artikel)
Als registrierter Benutzer haben Sie jederzeit Zugriff auf Ihre gekauften Artikel.

Sollten Sie als interessierte Fachkraft im Metall-, Stahl- und Fassadenbau die Fachzeitschrift metall tatsächlich noch nicht abonniert haben, verlieren Sie keine Zeit und bestellen Sie Ihr persönliches Abonnement gleich hier.

Die Geschichte und vor allem der Betrieb der Precassino-Mühle, die im Tal des Robasacco auf dem Gemeindegebiet von Cadenazzo erbaut wurde, bleibt geheimnisumwoben. Dies hat den Verein Antico Mulino del Precassino nicht davon abgehalten, das Projekt anzugehen und dem historischen Gebäude neues Leben einzuhauchen.
Der Wiederaufbau der alten Mühle nahm viel Zeit in Anspruch und erforderte grossen Einsatz von allen Beteiligten. Eine interessante und detaillierte Rekonstruktion der verschiedenen Etappen des Projekts, an dem die Lehrlinge des Berufsbildungszentrums der SMU in Gordola mitgearbeitet haben, ist auf der Seite des Vereins einsehbar: www.precassino.ch
Die Precassino-Mühle bestand ursprünglich aus zwei verschiedenen mechanischen Strukturen: einer Mühle mit Mahlstein und einer Gerstenstampfe mit zwei Mörsern. Ziel des Projekts ist eine erneute Aufwertung des Gebäudes. Der Verein Antico Mulino del Precassino ist der Auffassung, dass die Mühle als geschichtliches Zeugnis der Gemeinde Cadenazzo angemessen gewürdigt werden muss. Anlagen dieser Art sind im Tessin heutzutage kaum noch zu finden.
Ausgangslage
Von der alten Mühle waren leider nur noch die zwei Mörser sowie einige Mühlsteine übrig geblieben. Das gänzliche Fehlen der mechanischen Strukturen sorgte von Anfang an für Probleme bei deren Rekonstruktion. Ferner war die Mühle teilweise verfallen und das gesamte Dach fehlte. Bedingt durch diese ungünstige Ausgangslage war eine Gesamtsanierung des Gebäudes und der Mechanik nur schwer realisierbar. Aufgrund des Seltenheitswerts sowie der geringen Kenntnisse über die Funktionsweise von Stampfmühlen sollte gerade diese Mechanik rekonstruiert werden, weshalb ein neuer Mechanismus für den Betrieb der zwei verbliebenen Mörser eingebaut wurde. Die Wiederherstellung des Zuführungskanals sowie die Konstruktion eines neuen Mühlrads erfolgten nicht ohne Schwierigkeiten. Die Antriebskraft bewegt die Welle, die durch ihre Rotation nacheinander die Mörser hebt und auf die Gruben mit dem Stampfgut niederfallen lässt. Die Option, ein klassisches Mahlwerk einzusetzen, wurde aufgrund folgender Schwierigkeiten verworfen: kompliziertere Mechanik, zu wenig Platz, schwierige Regulierung, hoher Aufwand für den Betrieb.
Zusammenarbeit mit den Lernende der SMU
Im Rahmen des Sanierungsprojekts war die Rekonstruktion des Mühlrads und der beiden Räderwerke vorgesehen. Dante Rossetti, Vorsitzender des Vereins Antico Mulino del Precassino, wandte sich mit dem Angebot an die SMU, das Mühlrad aus Metall von den Lernende des Berufsbildungszentrums Gordola fertigen zu lassen. Die Durchführbarkeit des Projekts wurde durch den Kursleiter, Stefano Solari, geprüft und bestätigt. Anhand der Pläne konnte auch der didaktische Mehrwert für die Lernende eingeschätzt werden. An dieser Stelle sei betont, dass Kooperationen dieser Art hinsichtlich aller relevanten Aspekte durch die Ausbildungskommission der SMU genau geprüft werden. Nach der Genehmigung wurden die Lehrlinge im ersten Ausbildungsjahr, die bereits die Mehrzahl der Unterrichtswochen in den Werkstätten in Gordola absolviert hatten, mit der Aufgabe betraut, sich um die komplexe Herstellung des Mühlrads zu kümmern.
Ablauf des Projekts
Ausbilder und Lernende machten sich gemeinsam mit dem Projekt vertraut und planten die unterschiedlichen Arbeitsschritte, die dem herkömmlichen Ablauf in jeder Werkstatt folgten. Nach Festlegung der verschiedenen Arbeitsschritte und der Bereitstellung der Materialien ging es an die Umsetzung der einzelnen Komponenten des Rads unter Anwendung klassischer Techniken: Schneiden, Schweissen, Biegen, Nieten usw. Die Schaufeln, Speichen, Innen- und Aussenseiten des Rads wurden einzeln hergestellt und in einem zweiten Schritt in der Werkstatt montiert. Die Mechanik wurde in aktiver Zusammenarbeit durch das Kunstgewerbezentrum CAM in Bellinzona realisiert. Die Komplexität des Projekts erforderte aufgrund der Herstellung der Komponenten an zwei Standorten und von zwei Teams eine ständige Koordination. Das Hauptanliegen war die perfekte Übereinstimmung aller Teile des Rads, um dessen einwandfreies Funktionieren zu ermöglichen. Dieses Ziel wurde dank der hervorragenden Zusammenarbeit beider Einrichtungen erreicht.