August 2019
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Fliessendes Gewand über der Fassade

TRANSPARENTE BAUTEILE

Ein silbrig schimmerndes Gewand kleidet die neue Textilakademie NRW in Mönchengladbach ein. Eine spezifische Unterkonstruktion aus Stahl generierte die spielerisch wirkenden Formen. Text und Grafik: FormTL, Bilder: Thomas Mayer


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Ein massgeschneidertes Kleid schmiegt sich um den Neubau der Textilakademie NRW in Mönchengladbach. Das silbrig schimmernde Gewebe verleiht dem Ausbildungszentrum für die Textil- und Bekleidungsindustrie bereits von Weitem eine starke Präsenz auf dem Campus der Hochschule Niederrhein. Die Lerninhalte der Akademie werden so nach aussen transportiert, und der vielfältige Einsatz von Textilien wird erlebbar. Dabei steht die transparente, beweglich anmutende Membrane im starken Kontrast zu der klaren Geometrie des dreigeschossigen Kubus, den sie umhüllt. Das Gebäude von Slapa Oberholz Pszczulny Architekten beinhaltet ein zentrales Atrium, Lehr- und Verwaltungsräume und eine Aula. Sämtliche Fensterflächen liegen so hinter der Membrane verborgen, lediglich der Eingangsbereich zeigt sich unverhüllt und empfängt Schüler und Besucher mit einer grosszügigen Glasfassade.
Stahlkonstruktion bildet die Formen Scheint sich die textile Fassade auf den ersten Blick in einer gleichmässigen Wellenbewegung um den Kubus herum zu bewegen, zeigt sich die Differenziertheit im Detail: Denn sämtliche Stoffbahnen des fliessenden Gewandes unterscheiden sich in ihrem jeweiligen Zuschnitt voneinander. Die gewünschte dynamische Wirkung der Hülle beeinflusste also massgeblich die Konstruktionsweise. Hinzu kam der Wunsch der Architekten nach einer möglichst schlanken, unscheinbaren Tragkonstruktion. Beide Parameter erforderten eine präzise Planung und enge Abstimmung der Projektbeteiligten untereinander: So arbeiteten FormTL Ingenieure, welche für Seile, Stahlunterkonst-ruktion und Membrane zuständig waren, Hand in Hand mit den ausführenden Unternehmen. Basis für die vorgespannte Fassade bildete die von FormTL mit Kehl- und Gratseilen formgefundene Membran-Seil-Konstruktion. Als formgebende und lastabtragende Elemente sind die Seile linear entlang der Fassade von oben nach unten in Kehle und Grat gespannt, somit teilen sich die Seile die Last von Windsog und Winddruck.
Die aus einzelnen Stoffbahnen zusammengefügte, rund 2100 m2 grosse, textile Hülle schlingt sich abwechselnd vor bzw. hinter den Seilen ondulierend um den Kubus. Sowohl die Seile als auch die Membrane sind an ei-ner Stahlkonstruktion aus liegenden Stahlbögen gelagert. Aus quadratischen Hohlprofilen geformt, verleihen die unterschiedlichen Bogenradien der wellenförmigen Hülle eine besondere Dynamik. Ihre Verankerung am Massivgebäude erfolgt oben über Stahlkonsolen und Stahlschwerter, wobei die Anschlüsse gelenkig ausgeführt sind. Die schrägen Abstützungen waren aufgrund des Lastabtrages in den Massivbaukörpern erforderlich, um die Stabilität der vorgehängten Fassadenhaut zu gewährleisten. Am unteren Abschluss wird die Last direkt in die Bodenplatte bzw. die Decke der Tiefgarage abgetragen.
Um dem Gewand eine möglichst leichte Wirkung zu verleihen und die Konstruktion weitgehend zu verbergen, wurde das Gewebe nicht unmittelbar an den liegenden Stahlbögen befestigt. Angeschweisste, gebogene Stahlleisten bilden den optischen Abschluss und ermöglichen, die Stoffbahnen annähernd unsichtbar vor den lastabtragenden Bögen mit Abdeckleisten elegant zu klemmen. Die Seile haben oben verstellbare Gewindefittings, mit denen sich das starre Gewebe geringfügig nachjustieren lässt. Das Gewebe wurde an den Membranausschnitten konstruktiv verstärkt.