Juli 2018
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Dilatation dilettantisch geplant

VERBINDUNGSTECHNIK / NIETEN

Besonders bei langen Metallbauteilen müssen durch den Metallbauer Vorkehrungen getroffen werden, um die zu erwartenden thermischen Längenänderungen schadlos in die Konstruktion einzuleiten. Der Schadensfall belegt das sehr eindrucksvoll.


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Eine Wohnungseigentümergemeinschaft hatte den Sachverständigen beauftragt, einen Ortstermin an den neu errichteten Dachterrassengeländern ihres Anwesens durchzuführen. Bei dem Objekt handelte es sich um ein vierstöckiges Mehrparteienhaus. Das zu begutachtende Systemgeländer aus Aluminium diente als Absturzsicherung von den Freiflächen der Dachwohnungen. Die Themen der Begutachtung waren die fachgerechte Ausführung der Geländermontage und die Problematik der Längenausdehnung der Geländer bei Temperaturschwankungen.
Die Gesamtlänge der Geländer beträgt 130 m. Markant ist dabei die Hausrückseite mit einer Geländerfront von 34 m. Die Aluminiumprofile des Geländers sind im Farbton Graubraun beschichtet. Der Pfostenabstand beträgt je nach Geländerabschnitt etwa einen Meter. Die durchlaufenden Längsbauteile sind der Handlauf und jeweils ein Ober- und Untergurt, an denen die Geländerbekleidungen durch Nieten befestigt sind. Die Profilstösse sind mittels Einschieblingen/Längsverbindern verbunden.
Beachten Sie die Dilatation.
Bei der Begutachtung fielen vor allem die Stösse der Längsprofile (Handlauf, Obergurt und Untergurt) auf. Diese Stösse lagen dabei auf einer Linie senkrecht übereinander und wurden nach den Standardlängen der Profile angelegt.Die Schnittstellen befanden sich teilweise in Feldmitte zwischen den Pfosten. Verbunden wurden die Profilenden mit entsprechenden Einschieblingen/Längsverbindern.
Diese Verbindungsteile waren starr (unbeweglich) durch beidseitige Nietung an den Profilenden miteinander verbunden. Diese Montageart ist ein schwerwiegender Ausführungsmangel und entspricht nicht den Anforderungen aus den Fachregeln und der vom Systemgeber vorgeschriebenen Montageanleitung. Die unbewegliche Ausführung der Profilstösse verhindert die materialbedingte thermische Längenausdehnung (Dilatation) und führt zu unkalkulierbaren Spannungen im Geländer bei temperaturbedingten Schrumpfungen oder Ausdehnungen des Werkstoffs Aluminium.
Auch die Lage der Profilstösse ist in der Montageanleitung klar geregelt. Die Stösse dürfen nicht in einer Linie senkrecht übereinander angeordnet sein. Sie müssen immer in der Nähe eines Pfostens eingeplant werden und dürfen dabei nicht mehr als 200 mm vom Pfosten entfernt sein. Die Längsbauteile müssen jedes an mindestens zwei Pfosten befestigt sein. Je nach Länge des Profils muss genügend Luft für die thermische Längenänderung vorhanden sein. Die Profile müssen sich immer zwängungsfrei bewegen können. Wichtig ist auch, dass die Bekleidungen des Geländers nach den Angaben des Systemgebers befestigt werden. Bei den Bohrungen für die Befestigung ist ebenfalls genügend Lochspiel einzuplanen. Beim Nieten muss mit Gelenkmundstücken (Nietlehren) für ein ausreichendes Nietspiel gearbeitet werden.
Fazit: Montieren Sie nach Anleitung
Um einen Haftungsausschluss des Systemgebers zu vermeiden, muss unbedingt nach den Montagerichtlinien gearbeitet werden. Die Lage und die genaue Ausführung der Profilstösse müssen präzise geplant sein. So wirkt sich die Temperatur zur Montagezeit auch auf die Grösse des Luftspalts aus. Es macht zweifellos einen Unterschied aus, ob das Geländer im Hochsommer oder in den Wintermonaten montiert wird.
An dem besagten Geländer musste durch Nacharbeit ein hoher Aufwand zur Beseitigung der Mängel betrieben werden. Ein grosser Teil der Profilstösse wurde zurückgebaut und in die Nähe eines Pfostens verlegt. Dabei wurden die neuen Profilstösse der Längsbauteile gleitend und mit ausreichend Luftspiel angelegt. Der Sachverständige wurde sporadisch zur Überwachung der Nacharbeiten und zur Abnahme der Geländer hinzugezogen.