August 2017
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Damit Gähnen nicht gefährlich wird

PERSONENSCHUTZ

Wer bei der Firma S: Stebler arbeitet, soll gut schlafen können. Also sagte sich Markus Portner: «Reden wir darüber!»


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«Wer sagt schon, er sei müde», wirft Markus
Portner ein. «Das ist leider so. Ich sage allen
Mitarbeitenden, wenn man müde ist, sollte man
besser eine Pause machen. Aber heute will man
immer präsent sein. Zu sagen, man sei müde,
damit deklassiert man sich.» Portner ist für das
Qualitätsmanagement der Firma S: Stebler in
Oensingen verantwortlich. Er selber schläft gut,
auch wenn ihn seine Kinder nachts manchmal
wachhalten und auch wenn er sich manchmal so
verhält, dass der Schlaf darunter leiden könnte:
ein Kaffee am Abend, fernsehen, Termine checken
oder etwas auf dem Handy erledigen vor dem
Zubettgehen. «Es war für mich eindrücklich zu
merken, dass die Kollegen gleich ticken und die
gleichen Problemchen haben», sagt er. «Man
weiss, dass diese Dinge nicht gut sind, aber dass
sie grosse Auswirkungen haben können, das
denkt man sich nicht unbedingt. Diese Gemeinsamkeiten
kann man nur erkennen, wenn man
darüber redet. Dann kann man sich bewusster
damit befassen.»
Schlafmangel ist gefährlich
Tatsächlich sind die Auswirkungen von zu wenig
oder zu schlechtem Schlaf sehr gross. 30 Prozent
der Arbeitnehmenden in der Schweiz sind von
Schlafproblemen betroffen. Das führt nicht nur
zu Erschöpfung sowie seelischen und körperlichen
Krankheiten - diese Menschen sind auch
weniger leistungsfähig und vor allem viel stärker
unfallgefährdet. Die Suva konnte in einer Studie
untermauern, dass bei jedem fünften Berufsunfall
Schlafprobleme eine Rolle spielten. «Das sind
rund 53 000 Berufsunfälle pro Jahr, die Kosten von
schätzungsweise 283 Millionen Schweizer Franken
verursachen», sagt Urs Näpflin, Fachgruppe
Beratung Präventionsangebote der Suva. «Hinzu
kommen Freizeitunfälle aufgrund von Schlafproblemen,
die weitere 512 Millionen Franken
kosten. Oft sind das Sturz- und Stolperunfälle oder
Verletzungen mit Maschinen und Werkzeugen.
Besonders gefährdet sind dabei Schlechtschläfer,
die älter sind als 30 Jahre, pro Nacht weniger als
sieben Stunden schlafen und pro Woche mehr als
50 Stunden arbeiten.»
Leistungsdruck und Unfallgefährdung
Die Firma S: Stebler ist an einen Gesamtarbeitsvertrag
angebunden, man arbeitet dort acht Stunden
am Tag, in der Werkstatt von sieben Uhr morgens
bis vier Uhr nachmittags, mit den regulären Pausen.
«Das ist straff organisiert und das haben wir
im Griff», sagt Markus Portner. «Den Aussendienst
haben wir nicht im Griff. Zwar rapportieren diese
Mitarbeitenden ihre Stunden, aber wenn sie Gas
geben, sind sie omnipräsent und arbeiten überall.
Sie checken ihre E-Mails auch über Mittag im
Auto und abends zu Hause und wenn sie nicht
einschlafen können, schreiben sie noch eine Offerte.
Zwar kennen auch Werkstatt-Mitarbeitende
diesen Leistungsdruck, aber das Zeitmanagement
ist ein anderes. Ich denke deshalb, Verkäufer sind
viel stärker gefährdet.»
Für das Unternehmen seien Schlafprobleme
natürlich auch ein Thema hinsichtlich
der Leistungsfähigkeit, aber noch viel mehr
hinsichtlich der Unfallgefährdung. «Wir haben
grosse Maschinen, da sollte man nicht unachtsam
sein», sagt Portner. «Analysiert man die
Beinahe-Unfälle, erkennt man jedoch häufig,
dass Unachtsamkeit die Ursache war. Nun stellt
sich die Frage: Waren diese Mitarbeitenden zu
routiniert, standen sie unter Druck, hatten sie
einfach einen schlechten Tag, waren sie abgelenkt
oder waren sie allenfalls tatsächlich zu
müde? Das zu erkennen ist schwierig.»
Massgeschneiderter Schlafworkshop
Für Markus Portner kam das Angebot der Suva,
einen Schlafworkshop durchzuführen, deshalb
sehr gelegen. Der Workshop ist eines von verschiedenen
Präventionsmodulen der Suva und
kann auf jedes Unternehmen, jede Berufsgruppe
und jede Ausgangslage massgeschneidert werden.
«Wir sind ein Unfallversicherer, also geht es vor
allem um das Thema Sicherheit», sagt Urs Näpflin.
«Rund um den Schlaf ist die Gesundheit jedoch
genauso wichtig.