Juli 2015
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Visuelle Beurteilung von Glas

GLAS AM BAU

Nicht alle Gläser sind ganz lupenrein. Teilweise stören Einschlüsse, Rückstände und Kratzer die freie Durchsicht. Eine rein subjektive Einschätzung hilft nicht weiter - zuverlässige Beurteilungen ermöglicht jetzt die neue Richtlinie 006 des Schweizerischen Instituts für Glas am Bau (SIGAB).


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Grossflächige Verglasungen an neuen Bauten machen ein altes Problem sichtbar - visuelle Erscheinungen an Gläsern. Im Vordergrund stehen Einschlüsse im Glas und Verletzungen der Glasoberfläche wie Kratzer oder Verätzungen etc. Dabei stellt sich häufig die Frage, was als tolerabel zu gelten hat - nicht nur bei Gerichtsfällen. Das Schweizerische Institut für Glas am Bau beantwortet dies mit der neuen SIGAB-Richtlinie 006 «Visuelle Beurteilung von Glas am Bau» und ermöglicht damit eine ausgewogene Beurteilung von Glas - im Sinne von gerecht. Die neue Richtlinie 006 erlaubt eine präzisere Beurteilung im Vergleich zum entsprechenden Abschnitt der SIGAB-Glasnorm 01.
Weil sich mit Glas gute Architektur und komfortable Tageslichtverhältnisse ohne bauphysikalische Risiken schaffen lassen, hat das Baumaterial in den letzten Jahren eine immense Verbreitung gefunden. Mit den verschärften Vorgaben zum Energieverbrauch und zur Sicherheit von Bauten sind die Glasanwendungen komplexer geworden, was nach einer angemessenen Qualitätssicherung verlangt. Dies gilt für alle Gläser, besonders aber für grosse Formate, Mehrfachverglasungen, Sicherheitsgläser, Glaskonstruktionen sowie für kolorierte Gläser, beispielsweise im Siebdruckverfahren beschichtete Gläser.
Eisenoxid bringt Farbe
Die leichte Grünfärbung von Klarglas ist auf das Eisenoxid im Baustoff zurückzuführen. Gut sichtbar ist der Effekt an den Glaskanten und bei dickeren Gläsern. Weissglas enthält weniger als 200 ppm Eisenoxid. Trotzdem ist auch dieses Glas nicht völlig farblos, aber die Lichtdurchlässigkeit ist etwas höher und die Absorption geringer als bei üblichem Floatglas. Umgekehrt lässt sich Floatglas durch Beimengung von Metalloxiden einfärben. Unerwünschte Farbeffekte können bei vorgespannten und gebogenen Gläsern in Erscheinung treten. Ebenfalls unerwünscht sind Verfärbungen aufgrund von Funktionsbeschichtungen und bei Verbund-Sicherheitsglas. Schliesslich beeinträchtigen teilweise unvermeidbare physikalische Phänomenen wie Tauwasserfilme, durch Verunreinigung bedingte Schlieren, Interferenzerscheinungen und Doppelscheibeneffekte die visuelle Qualität von Glas. Diese Effekte sind keine Fehler, sondern durch die Physik bedingt.
Schadenfälle
Auf der Baustelle sind Beschädigungen anzutreffen, welche nicht immer einem Verursacher zugeordnet werden können. Kratzer entstehen während der Produktion, des Transports, der Montage oder später im eingebauten Zustand. Durch unvorsichtig ausgeführte Trenn- oder Schweissarbeiten ereignen sich Einbrände auf der Glasoberfläche, die einen Glasersatz erfordern. Falls Alkalien aus noch nicht abgebundenen Betonteilen ausgewaschen werden, entwickeln sie auf Glasoberflächen eine ätzende Wirkung. Sichtbar ist der Effekt an Aufschichtungen auf dem Glas. Ohne Intervention bleiben irreparable Schäden.
Praxis in deutschsprachigen Nachbarländern
In Deutschland und in Österreich sind Richt-linien verfügbar, die bezüglich Inhalt und Zielsetzung der SIGAB-Richtlinie 006 sehr ähnlich sind. Die «Richtlinie zur Beurteilung der visuellen Qualität von Glas im Bauwesen» wird vom Bundesverband Flachglas, BF, herausgegeben, die gleichnamige Schrift aus Österreich ist Teil der ÖNORM. Für emaillierte Gläser ist eine separate BF-Richtlinie in Kraft; die Beurteilung von Isolierglas und bedruckten Gläsern erfolgt somit getrennt. Die Richtlinien aus Deutschland und Österreich basieren ebenso wie die SIGAB-Schrift auf verschiedenen europäischen Normen, die vollumfänglich beim SIA unter der Stammnummer Norm SIA 331 erschienen sind.
Die SIGAB-Richtlinie
Im Vergleich zu deutschen und österreichischen Publikationen erweist sich die SIGAB-Richtlinie als praktisches Werkzeug. Von Anfang an war klar, dass es nur eine All-in-One-Lösung sein kann, mit der das ganze Spektrum an Gläsern beurteilt werden kann. Auch zulässige Toleranzen sind enthalten, wie sie von einigen Herstellern für eigene Produkte dokumentiert sind. Als besonderen Vorteil schätzen Anwender die Diagramme zur Kategorisierung der Schäden. Was noch «drinliegt - und was nicht», zeigt ein einziger Blick. Das Prozentrechnen entfällt, z. B. aufgrund zusätzlicher Gläser einer 3-fach-Isolierverglasung - ein Job, auf den Fachleute auf der Baustelle gerne verzichten. Zusätzlich zur Richtlinie ist eine transparente Schablone im Format A4 erhältlich. Mit dem Auflegen der Schablone auf der Glasoberfläche lässt sich der Bauschaden einer Kategorie oder einer Schadengrösse präzis zuordnen. Für Baupraktiker ein unverzichtbares Hilfsmittel. Die 60-seitige Schrift umfasst 15 Kapitel, neun davon sind den unterschiedlichen Gläserarten gewidmet. Die Einleitung, «Optische Erscheinungen» und «Bearbeitung von Gläsern» bilden die Kapitel 1 bis 3. Das 13. Kapitel hat die «Visuelle Beurteilung» zum Thema, Kapitel 14 «Zulässige Erscheinungen». Kapitel 15 listet die relevanten Normen und Richtlinien auf.