Mai 2018
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Schweizer Siegerobjekt zurück in Freiburg

GLAS- UND SOLARTECHNIK

Das Schweizer Team von Studierenden gewann letzten Oktober den Solar-Zehnkampf (Solar Decathlon 2017) in Colorado, USA, mit ihrem NeighborHub. Nun kam dieser zurück in die Schweiz nach Freiburg und öffnete am 28. und 29. April seine Türen der Öffentlichkeit.


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Nach der Rückreise in zwölf Containern und dem Wiederaufbau in Freiburg wurde der NeighborHub wieder zum Leben erweckt. Mit zwei Tagen der offenen Tür im Smart Living Lab auf dem Bluefactory-Areal konnte das Siegerobjekt ein erstes Mal live erlebt werden. Ziel des NeighborHub ist es, ein Ort des Miteinanders zu sein und Leute zusammenzubringen, um sie zu einer nachhaltigeren Zukunft zu ermutigen.
Ein weltoffenes Haus
Während beim Solar-Zehnkampf Einfamilien-Solarhäuser überwogen, stellte das Schweizer Team sein mutiges Konzept eines modulierbaren Quartierzentrums vor. Die Schweizer Studierenden wählten dazu sieben Themen: Energie, Mobilität, Materialien, Biodiversität, Ernährung, Abfall- und Wasserwirtschaft. Es war das einzige Team, das ein Quartierzentrum rund um Themen konzipierte und mit seinem Entwurf so weit ging. Einwohner, die in der Nähe wohnen, können sich beraten lassen und an interaktiven Veranstaltungen und Vorträgen zu diesen sieben Themen teilnehmen. Das architektonische Design von NeighbourHub umfasst einen grossen multifunktionalen Raum, um diese verschiedenen gemeinsamen Aktivitäten zu ermöglichen.
Energie, die nur über die Fassaden gewonnen wird
Der NeighborHub zählt 29 Solarkollektoren, die alle auf den Fassaden angebracht sind. Mit dieser Entscheidung wollte das Team zeigen, dass es heute sinnvoll ist, Solarzellen ausschliesslich auf den Wänden anzubringen. Die Energieproduktion ist trotz des Schattenrisikos im Stadtraum mehr als ausreichend. Grund dafür ist der neuartige Einsatz von Leistungsoptimierern für jeden Kollektor. Diese Optimierer beobachten die Leistung der Solarzellen und passen sie fortlaufend an. Die im Osten und Westen angebrachten Kollektoren ermöglichen eine frühere Produktion am Morgen und eine spätere am Abend, eben zu den Zeiten, zu denen am meisten Strom verbraucht wird. Dadurch erreicht man eine gleichmässigere Produktion als mit lediglich nach Süden ausgerichteten Kollektoren. Die sich nach oben öffnenden Türen der Gebäudehülle sind ideal für die Belüftung im Sommer und stellen die eingebauten Solarkollektoren in einen für die Energieproduktion optimalen Winkel. Mit dieser gewagten Strategie der Energieproduktion nur über die Fassaden setzte sich das Schweizer Team deutlich von den anderen ab.
Jeder Regentropfen zählt
Die Wasserwirtschaft des NeighborHub sollte den Verbrauch reduzieren und gleichzeitig die Auswirkungen auf die Umwelt begrenzen, indem die natürlichen Nährstoffkreisläufe wiederhergestellt werden. So wurden die verschiedenen Wasserarten im Haus gemäss ihrer jeweiligen Eigenschaften getrennt, um sie entweder weiterzuverwerten oder umweltfreundlich aufzubereiten. Das Abwasser der Waschmaschine, der Dusche und der Waschbecken wird in einem Phytoreinigungsbecken mit Schilf und Kies natürlich aufbereitet. Dieser geschlossene Wasserkreislauf war sicher ein wichtiger Pluspunkt des NeighborHub gegenüber seinen Konkurrenten.
Ein florierender NeighborHub
Abgesehen von den zehn Pflichtkategorien des Wettbewerbs gehörte zu den Zielsetzungen des Schweizer Teams die Erhaltung der Artenvielvfalt. Das Dach ohne Solarkollektoren konnte weitgehend bepflanzt werden. Die Bienentrachtpflanzen auf dem Dach ebenso wie das Phytoreinigungsbecken dienen als Wohnraum für Fauna und Flora. Ausserdem sind vertikale Gewächshäuser in die Fassadenstruktur integriert, in denen lokale Gewächse angepflanzt werden. Die nach ihrem Erfinder benannten Grätzel-Zellen sind in die vertikalen Gewächshäuser integriert, um zu zeigen, dass Solarenergie auch über einen von der Photosynthese beeinflussten Prozess gewonnen werden kann. Diese Zellen haben den Vorteil, dass sie lichtdurchlässig und farbig sind. Ausgewählt wurde ein Orangerot, das das Wachstum der Pflanzen hinter den Grätzel-Platten anregt.
Solar-Zehnkampf / Solar Decathlon
Der Solar-Zehnkampf ist ein kollegialer Wettbewerb, der aus zehn Wettbewerbskategorien besteht und Studententeams dazu herausfordert, grosse solarbetriebene Häuser zu entwerfen und zu bauen. Der Gewinner des Wettbewerbs ist das Team, das Designkompetenz und intelligente Energieerzeugung mit Innovation, Marktpotenzial sowie Energie- und Wassereffizienz verbindet.
Das multidisziplinäre Schweizer Team mit vier Hochschulen, 250 Studenten, 150 Beratern und fast 50 Partnern siegte mit 50 Punkten Vorsprung auf den 2. Platz. Was ein selten grosser Abstand sei, so Linda Silverman, Direktorin des Solar-Zehnkampfs 2017. Die grosse Mehrheit der Jury schätzte die innovative Idee eines Quartierzentrums und das Team erreichte den ersten Platz in den Kategorien Architektur, Wassermanagement, Gesundheit und Komfort, Haushaltsleben, Energiemanagement und Ingenieurwesen.
Das ganze Abenteuer wäre nicht möglich gewesen ohne das Know-how der vier Hochschulen ETH Lausanne, Hochschule für Technik und Architektur Freiburg, Hochschule für Kunst und Design von Genf und der Universi-
tät Freiburg sowie der unerschütterlichen Unterstützung der 48 Partner. Es war nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Know-how und technische Unterstützung, die das Projekt zum Erfolg brachten. Die Studenten profitierten durch das Projekt auch dadurch, praktische Erfahrungen zu sammeln. Marin Thaller, Architekturstudent, sagt: «Es gab enge Kontakte zu Partnern aus der Industrie, was sehr bereichernd für uns alle war. Das Engagement dieser Zusammenarbeit wird in unseren Lebensläufen sichtbar.» Zudem waren die Studenten auch für den Auf- und Abbau des NeighborHub in Denver zuständig. «Die Studenten waren hochmotiviert und sie werden das Projekt sicher für immer in Erinnerung behalten», sagt Claude-Alain Jacot, technischer Mitarbeiter an der Technischen Einheit Freiburg der ETH Lausanne.