November 2023
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Ökonomie und Ökologie im Neubau vereint

Unternehmungen / Entwicklungen

Mit dem Firmensitz in der Sommerau hat der Fassadenspezialist Aepli neu alle Betriebsbereiche unter einem Dach zusammengeführt. Die beiden neuen Produktionshallen und das ikonische Bürogebäude erfüllen modernste Aspekte der Nachhaltigkeit und zeigen die Kompetenz von Aepli mit innovativen Eigenentwicklungen.


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Mit dem Firmensitz in der Sommerau hat der Fassadenspezialist Aepli neu alle Betriebsbereiche unter einem Dach zusammengeführt.
Mit dem Firmensitz in der Sommerau hat der Fassadenspezialist Aepli neu alle Betriebsbereiche unter einem Dach zusammengeführt.

 

Unternehmungen / Entwicklungen

Ökonomie und Ökologie im Neubau vereint

Mit dem Firmensitz in der Sommerau hat der Fassadenspezialist Aepli neu alle Betriebsbereiche unter einem Dach zusammengeführt. Die beiden neuen Produktionshallen und das ikonische Bürogebäude erfüllen modernste Aspekte der Nachhaltigkeit und zeigen die Kompetenz von Aepli mit innovativen Eigenentwicklungen.

Text: Aepli AG / Bilder: Zeljko Gataric, Studio Gataric Fotografie.

Bis 2022 waren die Betriebe der Aepli Metallbau AG auf drei Standorte in Gossau verteilt. Neu sind alle sechs Firmenbereiche wieder zusammengeführt. Mit den neuen Produktionshallen hat Aepli zudem auch mit einem modernsten Maschinenpark Automatisierung und Digitalisierung vorangetrieben. «Denn nur so kann sich unser Familienunternehmen gegenüber der starken in- und ausländischen Konkurrenz behaupten und stellt damit sicher, dass wir auch künftig die besten Talente der Branche anwerben können», so Verwaltungsratspräsident Roman Aepli.

  

Planung mit internen Konstrukteuren und Ingenieuren

Die Realisierung der drei Hauptbereiche – der Produktionshallen A und B sowie des Bürogebäudes – erfolgte in verschiedenen Etappen. Für die Planung der Hallen konnten die Konstrukteure und Ingenieure der Aepli Metallbau AG ihre eigenen Ideen einbringen. Das Raumprogramm der zweigeteilten Halle wurde durch den neuen Maschinenpark und die automatisierte Fertigungsstrasse bestimmt und besitzt mit ihren 157 × 155 m Grösse (Gesamtfläche 25 000 m 2 inklusive überdachter Aussenbereich) eine ungewöhnliche Dimension. «In zahlreichen Workshops mit unseren Produktionsleitern, Ingenieuren, Technikern und Logistikern haben wir zuerst die idealen Abläufe erarbeitet und in ein finales Layout übersetzt», erklärt Roman Aepli. Anschliessend unterstützte das Gossauer Planungsbüro Ammann & Koller die Metallbauspezialisten darin, alles zu einem grossen Ganzen zusammenzufügen und bewilligungsfähig zu machen. «Das Gebäude wurde sozusagen wie eine ‹Schachtel› über die Produktionslinien gestülpt», so Roman Aepli. Die Glaselemente mit einer Höhe von bis zu 9,1 m sind ebenfalls aus Sonderprofilen von Aepli. Insgesamt wurden für die beiden Hallen 2250 m 2 Isolierglas und 2700 m 2 VSG-Glas für den überdachten Mittelgang verbaut, damit ein Optimum an Tageslichteinfall erreicht werden konnte. Für die Gebäudehülle wurden 4250 m 2 Aussen- und 4550 m 2 Brandschutzpaneele verbaut. 

Neben den im Zickzack montierten AAC-Elementen ist auch die horizontale Lamellenstruktur im Attikageschoss ein Charakteristikum des weitum sichtbaren Bürogebäudes.
Neben den im Zickzack montierten AAC-Elementen ist auch die horizontale Lamellenstruktur im Attikageschoss ein Charakteristikum des weitum sichtbaren Bürogebäudes.

 

Ostschweizer Sonne

Bereits bei Planungsstart war für das Familienunternehmen klar, dass der neue Hauptsitz seinen Strom möglichst selbst produzieren soll. Die 6000 m 2 Solarfläche auf den Dächern und an der Fassade der Hallen ermöglicht es dem Unternehmen, bis zu 70 % des Stroms selbst herzustellen. Die im Februar 2023 in Betrieb genommene PV-Anlage produziert insgesamt 1,2 MWp. Während diese auf dem Dach der Halle A horizontal montiert ist, wird zusammen mit den vertikalen PV-Elementen an der Fassade genügend Winterstrom produziert. Bei Volllast benötigt Aepli lediglich 40 % für den Eigenverbrauch, die restlichen 60 % werden ins öffentliche Netz eingespeist. Im Herbst 2023 folgen weitere 2000 m 2 PV-Elemente mit einer Gesamtleistung von 430 kWp, womit die Anlage eine der grössten in der Region sein wird. Sämtliche Fassadenelemente – inklusive der PV-Fassade sowie der Dachoblichter – hat Aepli selbst entwickelt und produziert. Das Spezielle an Letzteren sind ihre grossen Ausmasse. Die Unterkonstruktion der Oblichter besteht aus 3 mm dickem Stahlblech, das im Blechcenter gelasert und abgekantet wurde. Der Zusammenbau der Zargen erfolgte in der Schlosserei. Danach wurden die Zargen beschichtet. Da die Elemente bereits im Werk fixfertig zusammengebaut wurden, mussten sie nur noch mit einem Kran auf die Stahlträger des Dachs gehoben und befestigt werden. 

Aepli-Air-Control-(AAC-)Fassade im Zickzack

Für die Architektur des Bürogebäudes mit einer Nutzfläche von ca. 3000 m 2 zeichnete die ARGE Waldburger + Partner aus Gossau mit dem Zürcher Architekturbüro StudioBoA verantwortlich. Beim Entwurf der Fassade standen nicht – wie in der Architektur meist üblich – die Auseinandersetzung mit der gebauten Umgebung und die technische Umsetzbarkeit im vorgegebenen Kostenrahmen im Fokus. Vielmehr war das Ziel, neben dem sehr grossmassstäblichen Fabrikationsgebäude einen Baukörper zu entwickeln, der sich trotz des fehlenden Kontexts in der Umgebung behaupten kann; und der zugleich dem hochmodernen Leistungsspektrum der Firma gerecht wird. Die Aepli-Air-Control-Fassadenelemente in verschiedenen Massen und mit integrierten Lamellenstoren wurden im Werk fixfertig konfektioniert und anschliessend auf der Baustelle im Zickzack versetzt auf die Unterkonstruktion montiert, von Stockwerk zu Stockwerk immer weiter nach aussen springend. Ein Kran hob hierfür die zwischen 600 kg (Elementgrösse 1500 × 2950 mm) und 2300 kg (Elementgrösse 4500 × 3500 mm) schweren Elemente auf die entsprechende Stockwerkshöhe. Zusammen mit den Schräggläsern im 4. OG wurden 154 AAC-Elemente montiert. Die Verblechung der restlichen Fassade beziehungsweise der horizontalen Untersichten und Brüstungen erfolgte entsprechend der kristallinen Fassadengeometrie.
Das Bürogebäude erfüllt Minergie-P-Eco-Standard. «Wir haben kein Problem, diesen besonders strengen Standard mit unseren Doppelhautfassaden zu erfüllen», so Roman Aepli. «Sowohl bei der klassischen Doppelhautfassade wie bei der CCF-Fassade mit Aepli Air Control gilt dasselbe geniale Prinzip: Der Zwischenraum zwischen der Vorverglasung und dem äusseren Glasflügel dient als Klimapuffer.»

Die komplexe Geometrie der Gebäudehülle des neuen Bürogebäudes mit 154 Aepli-Air-Control -Elementen bringt die Leistungskompetenz von Aepli hervorragend zum Ausdruck. Die integrierte Beschattung wird mit der Sonneneinstrahlung automatisch gesteuert.
Die komplexe Geometrie der Gebäudehülle des neuen Bürogebäudes mit 154 Aepli-Air-Control -Elementen bringt die Leistungskompetenz von Aepli hervorragend zum Ausdruck. Die integrierte Beschattung wird mit der Sonneneinstrahlung automatisch gesteuert.

 

Für die Zukunft gerüstet

Eine Besonderheit des Gebäudes ist das Dachgeschoss mit seinen geneigten grossflächigen Glaselementen sowie den fixen wie beweglichen, horizontal um die Dachterrasse laufenden Lamellen. Sie dienen als erweiterter Sonnenschutz für die Terrasse im Freien. Die flexible Lamellenkonstruktion wurde eigens für den Neubau entwickelt und mittels eines Prototyps mit über 17 000 Zyklen getestet und optimiert. «Für das reibungsfreie Auf und Zu der Lamellenstoren haben wir sehr viel experimentiert», erklärt Remo Felix, Projektleiter von Aepli für das Bürogebäude. «Für diese Eigenentwicklung sehen wir aber auch ein Potenzial in der Architektur.» Das viergeschossige Bürogebäude, dessen EG und 1. OG vermietet werden, benötigt dank der AAC-Fassade praktisch keine Heizenergie, da die Doppelhautfassade auch im Winter die Wärme im Gebäude hält. Das Beschattungssystem wird mit der Sonneneinstrahlung automatisch gesteuert.
Neben der Solaranlage ist die Sommerau auch dank Erdsonden-Heizung und -Kühlung sowie einer Stickstoffrückgewinnung äusserst klimafreundlich unterwegs. Der Stickstoff wird für die Laseranlage benötigt. Diese bezieht die elektrische Energie ebenfalls über die PV-Anlage. «Wir sind sehr stolz auf unser nachhaltiges und innovatives Wärmepumpensystem», betont Roman Aepli. Insgesamt wurden 38 Erdsonden à 350 m in den Untergrund gebohrt, mit denen saisonal Rückspeisungen von Energie möglich sind. Dass die Sommerau in so kurzer Zeit ohne Verzögerung fertiggestellt werden konnte, ist nicht nur der vorausschauenden Planung zu verdanken, «sondern vor allem auch dem gut abgestimmten Team zwischen Planung, Projektleitung, Werkstatt und Montage», so Roman Aepli. «Mit dem Neubau wurden viele Bauteile, mit welchen wir uns jeden Tag beschäftigen, realisiert und erfolgreich umgesetzt.»
  

In den neuen Produktionshallen findet sich nicht nur der modernste Maschinenpark. Die Hallen verfügen auch über ein Optimum an Tageslicht. Die PV-Module auf den Dächern und an der Fassade decken 70 % des Stromeigenbedarfs.
In den neuen Produktionshallen findet sich nicht nur der modernste Maschinenpark. Die Hallen verfügen auch über ein Optimum an Tageslicht. Die PV-Module auf den Dächern und an der Fassade decken 70 % des Stromeigenbedarfs.

 

Interview

Roman Aepli
Roman Aepli

 

Mit Roman Aepli, 
Verwaltungsratspräsident der Aepli Metallbau AG

Was für Vorteile bietet die Vereinigung aller Produktionsbetriebe unter einem Dach?
Dies hat für Aepli nicht nur enorme Vorteile für die Prozessoptimierung in Produktion und Logistik, sondern auch für die Kommunikation und den sozialen Zusammenhalt. Und natürlich können wir damit auch die Kosten massiv senken.

Die Sommerau ist sozusagen Ihr Projekt. Seit wann tragen Sie sich mit dem Gedanken, die Aepli Metallbau AG wieder an einem gemeinsamen Standort zusammenzuführen?
Der Gedanke entstand 2015. Uns war schon damals bewusst, dass die Situation mit drei Standorten – Gossau, Winkeln, Oberbüren – nicht über längere Zeit erfolgreich sein kann. Die Logistik mit vielen Materialumlagerungen und die aufwendige Kommunikation verschlangen viel zu viele Ressourcen. Der Kauf des 100 000 m 2 grossen Grundstücks von der Migros war für uns dann aber doch wie ein Sechser im Lotto.

Die Sommerau gilt als sehr nachhaltiges Objekt. Was bedeutet Nachhaltigkeit für ein Unternehmen im Fassaden- und Metallbau?
Hinsichtlich Nachhaltigkeit und Energiemanagement ist die Fassade heute ein zentrales Bauteil eines Gebäudes. Unsere Fassaden bestehen fast ausschliesslich aus recycelbaren Materialien. Bei der Wiederverwendbarkeit von alten Fassadenteilen (Re-Use), dem Recycling, der Energiegewinnung mit Fassaden, der Langlebigkeit usw. hat sich die Aepli Metallbau AG hervorragend im Schweizer Markt positioniert.

Mit der neuen Produktionshalle haben Sie auch die Automation und die Digitalisierung optimiert. Dabei konnten die Ingenieure, Produktionsleitenden, Logistiker und Techniker von Aepli offenbar ihr gesamtes Know-how einbringen. Wie sehen Sie das?
Hier muss man unterscheiden zwischen Produktionsprozessen und Gebäude: Die Produktionsprozesse sind entscheidend für eine erfolgreiche Zukunft. Wir haben sehr viel internes Fachwissen genutzt, um diese zu optimieren. In zahlreichen Workshops haben wir die idealen Abläufe herausgearbeitet, bis das finale Layout perfekt war. Dabei waren Automatisation, Digitalisierung und Logistik zentral. Das Planungsbüro hat dann das Gebäude wie eine «Schachtel» über die Produktionslinien gestülpt. Diese Umsetzung hat hervorragend geklappt.

Was waren die grössten Herausforderungen für Aepli bei der Planung und Realisierung der Sommerau?
Wie immer bei solch grossen Objekten ist die Baubewilligungsphase die grösste Herausforderung. Hier sollte man sich in der Schweiz wirklich Gedanken machen, wie das in Zukunft verbessert werden könnte. Es waren sehr viele Institutionen wie die SBB, ASTRA, Behörden, Umweltschutzverbände usw. involviert. Die Umsetzung ab Landkauf bis Fertigstellung in nur vier Jahren ist dennoch rekordverdächtig, war aber auch sehr kräftezehrend.

Worauf sind Sie als Unternehmer besonders stolz, wenn Sie sich die neue Sommerau vergegenwärtigen?
Dass wir das als Aepli-Team mit allen Mitarbeitenden geschafft haben! Wir haben über die letzten 35 Jahre das nötige Kapital erwirtschaftet, damit ein so grosses Gebäude mit einer komplett neuen Produktion realisiert werden konnte. Dass wir die ganze Investition mit mehr als 50 % Eigenmitteln finanzieren konnten, zeigt die Stabilität unserer Unternehmung. Mit welchem Elan und welcher Motivation alle mitgearbeitet haben, macht mich besonders stolz. Dies zeigt, dass die Firma Aepli Metallbau AG in der Vergangenheit vieles richtig gemacht hat und wir hoffnungsvoll mit vielen jungen Mitarbeitenden die Zukunft gestalten können. Daher gilt mein Dank allen, die mitgeholfen haben, dieses geniale Projekt umzusetzen. 

Bautafel 

Objekt:
Neubau Firmensitz Aepli AG
Bauherrschaft:
Aepli Invest AG, Gossau
Baumanagement:
Gantenbein + Partner AG, St. Gallen
Architektur:
ARGE Waldburger + Partner AG mit StudioBoA GmbH, Herisau und Ammann & Koller AG, Gossau
Fassadenplanung:
Aepli Metallbau AG, Gossau

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 2.8 wichtige Informationen zum Thema «Warmfassaden».