November 2015
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Mühle und Stampfe Precassino

SEILTECHNIK / PERSONENSCHUTZ

Was ist zu tun, wenn ein ehrwürdiges Bauwerk zum Suizidrisiko wird? In Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs, erwies sich diese Frage als grosse Herausforderung. Wie die Verantwortlichen die Situation erfolgreich entschärften, dies erfahren Sie im Beitrag.


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800 Jahre ist die Rottweiler Hochbrücke alt. Ein Denkmal inmitten der Ortschaft, der Stolz der Gemeinde. Seit Jahrhunderten schon dient sie den Menschen. Eine Berühmtheit zweifellos, aber sie weist auch eine traurige Seite auf. Immer wieder kommt es leider vor, dass sich Menschen von der Brücke in die Tiefe stürzen.
Dieser alarmierenden Situation wollten die Stadtväter entgegentreten. Dazu wurde 2010 ein provisorisches Schutzgitter in Form von Bauzäunen errichtet und später sogar noch erweitert. Von da an war Ruhe, aber von einer dauerhaften Lösung konnte nicht die Rede sein. Denn das notdürftige Provisorium entsprach in keiner Weise den Erfordernissen des Denkmalschutzes: Es verschandelte den Anblick auf die Brücke und versperrte den Ausblick auf das herrliche Stadtpanorama.
Webnet als elegante Lösung
Es entwickelte sich ein Handlungsbedarf. Ein neues Sicherheitssystem musste her - unauffällig schön und doch wirksam. Gibt es das, und wenn ja, zu welchem Preis? In der Stadt wurde geplant, verworfen und wieder geplant. Die Baumeister erdachten nicht weniger als zwölf Konstruktionen, rechneten sie durch und legten sie wieder beiseite. Den Kern des Problems brachte der Oberbürgermeister auf den Punkt: «Die Hochbrücke ist ein Baudenkmal und Bauunterlagen oder Informationen über den statischen Aufbau gibt es nicht.» Schliesslich kam die Schweizer Firma Jakob ins Spiel. Das Unternehmen aus Trubschachen bietet hochwertige Edelstahlseile an, Sicherheitstechniken mit attraktiver Optik gehören zu den Spezialitäten. Speziell die Webnet-Produkte - Netzkonstruktionen die je nach Betrachtungswinkel nahezu unsichtbar sind, erwiesen sich für das Brückenprojekt als ideal. Zudem sind die Edelstahlnetze beinahe wartungsfrei und über Jahrzehnte hinweg witterungsbeständig. Innert Kürze kamen die Planer zu einer Entscheidung. Drei Meter unterhalb der Brückenfahrbahn sollten auf beiden Seiten Fangnetze vom Typ Webnet installiert werden. Diese sollen an jedem Brückenpfeiler von einer Druckstrebe getragen und von einem weiteren Stab über drei Meter hinausgespannt werden.
Bedenken, dass dieses komplexe System die Brücke optisch beeinträchtigen könnte, verflogen schnell. Die Eigenschaften der filigranen Webnet-Technik behindern aufgrund ihrer Transparenz weder die Lichtführung noch bestehende Sichtverbindungen und passen sich, da sie in allen RAL- oder NCS-Farben zu haben sind, jeder Umgebung harmonisch an. Auch die Maschenweite und die Belastbarkeit der Netzstruktur sind variabel, was sich in diesem Fall als besonders wichtig erwies. Denn nicht nur Sprünge mit fatalen Folgen, sondern auch «Spasssprünge» und falsch verstandene Mutproben sollten um jeden Preis verhindert werden. Seit Mai dieses Jahres ist die Brücke gesichert. Alle störenden Absperrungen sind verschwunden, frei schweift der Blick wieder über die Stadt. Das Webnet erfüllt seinen Zweck bestens. Befürchtungen, dass Plastikflaschen oder sonstiger Müll im Netz hängen bleiben könnte, haben sich aufgrund der gewählten Maschenweite von 20 ¼ 20 Zentimeter bislang nicht bestätigt.