Mai 2017
Mai 2017
Abo

Konstruktiver Glasbau in der Architektur

GLAS AM BAU

Glas als gestalterische Komponente ist besonders für Architekten aus dem Segment Repräsentationsbauten ein wichtiges
Modul für die Bereiche Kultur, Politik und Wirtschaft. Die folgenden Beispiele zeigen, dass mit Glas die Kunstfertigkeit,
Architektur in die Landschaft zu integrieren, ohne diese zu stören, bestens gelingt. Glas vergrössert Räume und verbindet das
Innen mit dem Aussen.


Login

Danke für Ihr Interesse an unseren Inhalten. Abonnenten der Fachzeitschrift metall finden das Login für den Vollzugriff im Impressum der aktuellen Printausgabe. Das Passwort ändert monatlich.


Jetzt registrieren und lesen. Registrieren Sie sich um einzelne Artikel zu lesen und einfach per Kreditkarte zu bezahlen. (CHF 5,- pro Artikel)
Als registrierter Benutzer haben Sie jederzeit Zugriff auf Ihre gekauften Artikel.

Sollten Sie als interessierte Fachkraft im Metall-, Stahl- und Fassadenbau die Fachzeitschrift metall tatsächlich noch nicht abonniert haben, verlieren Sie keine Zeit und bestellen Sie Ihr persönliches Abonnement gleich hier.

In Anlehnung an derartige Glasarchitektur
zeigt der renommierte Architekt Frank Gehry
beim 2014 eröffneten Ausstellungsgebäude der
Fondation Louis Vuitton in Paris, wie zeitgemässer
Glasbau auf höchstem Niveau umgesetzt
werden kann. Eingebettet in viel Grün am Rande
des Bois de Boulogne mutet die zwölfteilige
Dachkonstruktion wie übereinandergelegte Segel
an. Der bekennende Freizeitsegler Gehry hatte
die Intention vom Segelschiff unter voller Fahrt.
Glas mit Symbolkraft
Keine der 3600 Einzelscheiben, die sich zu
einer Gesamtfläche von 13 300 m2 zusammenfügen,
gleicht der anderen. Unterschiedliche
Biegegrade und bis zu drei Meter Radius bedurften
einer besonderen Verarbeitung. Auch
in sicherheitstechnischen Belangen sollten
die verwendeten Baustoffe alle in Frankreich
geforderten Auflagen erfüllen. Zum Einsatz
kam Verbundsicherheitsglas (VSG) in Kombination
mit einer 1,52 mm starken hochsteifen
Zwischenlage aus SentryGlas-Ionoplastfolie der
Kuraray Europe GmbH. Als Glas verwendete
man sechs und acht Millimeter dicke Scheiben
aus vorgespanntem Glas. Das VSG musste
mittels modifizierter Biegeöfen und Glasbiegemaschinen
frei geformt werden, um die hohen
Konstruktionsansprüche zu erfüllen. Die sechs
Milimeter dicke Innenscheibe wurde mit einer
reflektierenden Beschichtung und einem weissen
keramischen Siebdruck versehen und ist zu
50% opak. Das ist wichtig, um die wertvollen
Musealien vor direkter Sonneneinstrahlung zu
schützen. Daneben erzeugt es einen angenehmen,
blendfreien Lichteinfall.
Um ein störungsfreies Gesamtbild des einzelnen
Segels zu gewährleisten, setzten die
Konstrukteure und der Architekt auf eine Klebeverbindung
zwischen der Verbundglasstruktur
und den Rahmen sowie beim Ausfüllen der
breiten Dehnungsfugen. Hierbei wurden Dichtungsmassen
von Dow Corning verwendet.
Das gesamte Bauwerk ist hinsichtlich seiner
verwendeten Materialien auf Langlebigkeit und
Sicherheit angelegt. Schliesslich wird es erst in
48 Jahren von der Fondation Louis Vuitton an
die öffentliche Hand übergeben.
Statisch tragendes Glas
Wie das Stiftungsgebäude in Paris zeigt, haben Glasscheiben eine eigene Tragwirkung und
können als statische Elemente im konstruktiven
Glasbau genutzt werden. Damit wird Flachglas
vom Sekundär- zum Primärwerkstoff. Keine
störenden Verstrebungen, keine metallischen
Lichtreflexe - Glas pur. Zusätzlich lässt sich die
Tragwirkung des Glases verstärken, wie das
Beispiel der Louis-Vuitton-Stiftung ebenfalls verdeutlicht.
Nicht nur die Tragfähigkeit, auch die
Resttragfähigkeit des Glases nach einem möglichen
Glasbruch kann so ermöglicht werden. Mit
geeigneten, statisch wirksamen Folien lassen
sich schon heute Verbundgläser herstellen, die
sogar ein Begehen der gebrochenen Scheibe
zulassen - bei gleichzeitiger Glasdickenreduzierung
von fast 30%. Die statischen Eigenschaften
der verwendeten Folien, das Schubmodul,
werden zukünftig eine wichtigere Rolle bei der
statischen Berechnung von Bauteilen spielen.
Sie gibt Auskunft über die linear-elastische Verformung,
hervorgerufen beispielsweise durch
eine Scherkraft.