November 2015
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Hoher Bedarf an Fachkräften im Fassadenbau

INTRO

«Ich hoffe, dass allseits die Wichtigkeit erkannt und
diese Projekte unterstützt werden.»

Der Fassadenbau vor 40 Jahren verstand sich oft als Betonbauweise mit Lochfenstern und Blech- oder Glasverkleidungen. Wärmedämmung war beiläufiges Thema. Die Aussenhaut einer Fassade war meistens direkt mit dem Rohbautragwerk gekoppelt. Fenster wurden zwischen oder auf die Rohbaumauern montiert, Fassadenbleche wurden vor allem aus ästhetischen Gründen als Kassetten vorgehängt. Steinverkleidungen wurden direkt oder nur mit geringen thermischen Trennungen auf die Rohbaustruktur befestigt. Ins Rauminnere aufgerollte Rollläden als Beschattung waren üblich und bildeten eigentliche «Kältebrücken» - wie man damals noch sagte. Am Ende meiner Lehrzeit als Metallbauzeichner verwendete ich das erste Mal isolierte Aluminium-Profile.
Mit dem Energiebewusstsein stieg auch der bauphysikalische Anspruch an die Fassade.Fassadenbau in der Schweiz war früher und ist heute noch Prototypenbau. Unsere kleingliedrige Schweiz mit den ländlichen Kleinstädten liess in den urbaneren Gebieten kaum grossflächige Fassaden zu. Hochhäuser mit grösseren Fassaden und repetitiver Elementbauweise wurden erst in den letzten Jahrzehnten Thema. Entsprechend waren - und sind heute noch - die meisten Gebäudefassaden in den Städten und Agglomerationen Unikate. Und genau hier liegt unser Markt, unsere Nische, der Markt der Schweizer Fassadenbauer. Unikate können nicht oder nur in speziellen Fällen als Massenware importiert und ab Stange verkauft werden. Sie müssen entwickelt, geplant, getestet, geprüft und dank unserer Regulierungswut nun auch noch zertifiziert werden. Dann müssen sie fachgerecht, präzise und speditiv gefertigt und schliesslich unter oft engsten räumlichen Verhältnissen und mit dem weltweit höchsten Personensicherheitsstandard montiert werden. Dazu benötigen wir vermehrt Fachleute und Spezialisten. Wir brauchen ehrgeizige junge Konstrukteure, die kreativ entwickeln und Wissen aufbauen, wir brauchen Projektleiter, die evaluieren, geschickt einkaufen und organisieren, wir brauchen Werkstattleiter, Metallbauer und Monteure, die präzise, zuverlässig, aber auch kritisch das Geplante umsetzen können. Hier sind wir in den Unternehmungen und die Schweizerische Metall-Union (SMU) absolut gefordert. In den Unternehmungen müssen bedeutend mehr Lernende ausgebildet werden, die Mitarbeiter müssen systematisch in Weiterbildungen gesandt und die Kaderleute in die Verbandsgremien der Berufsbildung delegiert werden. Im Verband muss - in Zusammen-arbeit mit Ausbildnern und Interessenvertretern - die Gesamtverantwortung für die technische Bildung umfassend wahrgenommen werden.
Positive neue Signale sind zu erkennen: Im Fachverband Metallbau wird ein unternehmerfreundlicher Lehrgang für Metallbaukonstrukteure entwickelt, die Hochschule Luzern bietet den Bachelor Bautechnik Vertiefung Gebäudehülle an, und die SMU plant ein zentrales Schweizerisches Bildungszentrum in Aarberg, wo Fachwissen beheimatet sein soll.
Ich hoffe, dass allseits die Wichtigkeit erkannt und diese Projekte unterstützt werden. Und ich rufe die Unternehmen auf, Lernende auszubilden, Mitarbeiter zur Weiterbildung zu motivieren und Bildungsverantwortliche zur Mitarbeit zu entsenden.