Mai 2025
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Den Erfolg von Lernenden fördern: «Man sollte allen eine Chance geben»

Berufliche Grundbildung

Die Metallbaubranche musste 2024 einen neuen Tiefststand bei den erfolgreichen Abschlüssen als Metallbauer/in EFZ hinnehmen. Wie kann man als Unternehmen dem Trend entgegenwirken? Die Walliser Firma Bitz+Savoye geht mit gutem Beispiel voran. Ein Gespräch mit dem Inhaber und einem seiner Lernenden.


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Bitz+Savoye in Sitten zählt aktuell zehn Lernende, hier mit Inhaber Domenico Savoye links und dem Werkstattleiter Matthieu Lorenz rechts im Bild.
Bitz+Savoye in Sitten zählt aktuell zehn Lernende, hier mit Inhaber Domenico Savoye links und dem Werkstattleiter Matthieu Lorenz rechts im Bild.

 

Berufliche Grundbildung

Den Erfolg von Lernenden fördern: «Man sollte allen eine Chance geben»

Die Metallbaubranche musste 2024 einen neuen Tiefststand bei den erfolgreichen Abschlüssen als Metallbauer/in EFZ hinnehmen. Wie kann man als Unternehmen dem Trend entgegenwirken? Die Walliser Firma Bitz+Savoye geht mit gutem Beispiel voran. Ein Gespräch mit dem Inhaber und einem seiner Lernenden.

Text: Daniel Roth / Bilder: Florian Bloesch, © photoflo.ch

Das Metallbauunternehmen Bitz+Savoye in Sitten geniesst einen ausgezeichneten Ruf als Lehrbetrieb. Seit seiner Gründung vor bald 40 Jahren haben 124 Lernende ihre Ausbildung dort durchlaufen, nur ganz wenige haben nicht erfolgreich abgeschlossen. Dabei scheut sich die Firma mit ihren rund 70 Angestellten nicht, auch benachteiligten Jugendlichen eine Chance zu geben. Der Inhaber Domenico Savoye, bald 65, hat die operative Führung des Familienunternehmens zwar mittlerweile an die jüngere Generation abgegeben, kümmert sich aber zusammen mit dem Werkstattleiter Matthieu Lorenz nach wie vor persönlich um seine Lernenden. Derzeit bildet die Firma acht Metallbauer, einen Metallbaukonstrukteur und einen Fensterbauer aus.

Interview mit Domenico Savoye

Domenico Savoye, wie finden Sie genügend geeignete Lernende für Ihren Betrieb?
Nur über Mundpropaganda. Wir geben keine Inserate auf, haben immer genügend Anfragen und führen in der Regel pro Jahr 15 Schnupperlehren durch. Was wir dafür tun: Zum Beispiel führen wir einmal jährlich in den Schulferien einen Ferienpass-Tag durch, an dem jeweils rund zehn Schüler im Alter von zehn bis zwölf Jahren teilnehmen. So kommen auch ihre Eltern mit uns in Kontakt. Sie sind vielleicht schon am Betrieb vorbeigegangen, haben sich gefragt, was hinter diesen Fassaden passiert. An diesem Tag können ihre Kinder das erleben. Über dieses Erlebnis wird geredet – unter Verwandten, Schulkameraden und Freunden. Einige melden vielleicht ein paar Jahre später ihr Interesse an einer Schnupperlehre an. Manche Interessenten werden von sozialen Institutionen vermittelt. Auch da sind wir sehr offen.

Haben Unternehmen für Sie auch eine soziale Rolle?
Ja. Natürlich nehmen wir in der Regel die besten, die talentiertesten Kandidaten. Aber unsere Firmenstruktur erlaubt es, auch Benachteiligten eine Chance zu geben – zum Beispiel Jugendlichen aus schwierigen Familienverhältnissen oder Geflüchteten. Wenn unter acht guten Leuten vielleicht zwei schwächere sind, haben alle etwas davon. Die schwächeren lernen von den besseren, die besseren lernen, wie man mit Menschen in anderen Lebenssituationen umgeht, diese unterstützen und fördern kann. Ich finde, man sollte allen eine Chance geben, sich zu bewähren.

Welches ist Ihr Rezept für eine erfolgreiche Lehrlingsausbildung?
Vor allem braucht es einen individuellen Zugang – je nach Charakter, Stärken und Schwächen muss man den einen eher ermutigen, dem anderen eher Grenzen setzen. Man muss Jugendliche begleiten. Meine Erfahrungen als Coach im Boxsport fliessen in meine Arbeit ein. Jeden Monat führen wir ein Gespräch, gehen das Arbeitsjournal durch, das jeder Lernende führen muss, besprechen Fragen und Probleme. Bei Bedarf mache ich mit Lernenden auch praktische Übungen ausserhalb des Tagesgeschäfts, etwa zur Vorbereitung auf die Abschlussprüfung oder auf überbetriebliche Kurse. Wo immer möglich pflege ich den Kontakt mit den Eltern. Zum Beispiel schreibe ich ihnen jedes Semester begleitend zum Notenblatt einen persönlichen Bericht.

Was würden Sie der Branche empfehlen, um die Attraktivität einer Metallbaulehre besser zu vermitteln?
Unternehmer sollten offener sein. Veranstaltungen und Auszeichnungen wie die Ehrung der besten Lernenden sind wichtig – als Wertschätzung gegenüber den Lernenden und für die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Aber letztlich müssen wir Unternehmer den Nachwuchs, den wir brauchen, selbst ausbilden. Wir können nicht darauf warten, dass es andere für uns tun.
Für die Kommunikation empfehle ich, die fertigen Projekte stärker in den Vordergrund zu rücken. Ob Fassade oder Skulptur, das Resultat unserer Arbeit ist ein öffentlich sichtbarer Teil unserer Baukultur. Das ist etwas Einzigartiges, Konkretes, wo man stolz ist, daran mitgewirkt zu haben. Um die Lehre aufzuwerten, sollte auch den Eltern vermittelt werden: Es muss nicht immer ein Studium sein, um im Leben Erfolg zu haben. Ich war selbst vor 50 Jahren Lehrling und bin heute Inhaber eines Unternehmens. Ein Lehrabschluss ist eine solide Basis, auf der man eine Karriere bauen kann. Ein EFZ ist der Anfang, nicht das Ende der Ausbildung!
  

Domenico Savoye, Inhaber Bitz+Savoye, mit Emilien Delaloye, Metallbauer EFZ im 4. Lehrjahr.
Domenico Savoye, Inhaber Bitz+Savoye, mit Emilien Delaloye, Metallbauer EFZ im 4. Lehrjahr.

 

Interview mit dem Lernenden Emilien Delaloye

Emilien Delaloye ist Metallbauer im vierten Lehrjahr bei Bitz+Savoye. Ein Blick aus seiner Sicht auf die Ausbildung, seinen Lehrmeister und das Unternehmen sowie seine Zukunft im Metallbau.  

Emilien, wie haben Sie Ihre Lehrstelle im Metallbau gefunden?
Ich hatte zum Glück nach nur zwei, drei Schnupperlehren bei allen eine positive Rückmeldung. So konnte ich unter mehreren Betrieben auswählen.

Wie lief die Schnupperlehre bei Bitz+Savoye ab?
Es war sehr interessant. Sie dauerte eine Woche. Jeden Tag lernte man eine der verschiedenen Sparten kennen – Stahl, Aluminium, Blechverarbeitung und Montage – und am letzten Tag gab eine praktische Übung. Die Arbeit und das Ambiente haben mir sehr gefallen und so habe ich mich für Bitz+Savoye entschieden.

Was würden Sie Schülern auf Lehrstellensuche über Ihren Lehrbetrieb sagen?
Der Vorteil ist, dass die Firma alle Teilbereiche des Metallbaus abdeckt. So hat man vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und sehr gute Karrierechancen auf dem Arbeitsmarkt.

Bitz+Savoye hat zurzeit zehn Lernende – das ist aussergewöhnlich viel. Wie wirkt sich das auf die Stimmung im Betrieb aus?
Die Stimmung ist gut, wir scherzen und lachen viel. Man kann immer jemanden fragen, wenn man etwas braucht oder Hilfe benötigt. Natürlich gibt es manchmal auch Reibereien. Dann bespricht man das zusammen mit dem Lehrmeister und findet schnell eine faire Lösung. Er ist immer für einen da und hat ein Ohr für einen, wenn es Fragen oder Probleme gibt.

Sie werden demnächst Ihre Lehrabschlussprüfung absolvieren. Werden Sie in Ihrem Lehrbetrieb weiterarbeiten?
Bitz+Savoye beschäftigt keine seiner abgehenden Lernenden direkt nach dem Lehrabschluss. Ich finde das sinnvoll. Wir sollen erst einmal anderswo Erfahrungen sammeln und das Image des Lernenden abschütteln. Falls wir nach ein paar Jahren wiederkommen, nehmen uns die Mitarbeitenden dann auch für voll.

Was sind Ihre Pläne nach der Prüfung? Wie sehen Sie Ihre Zukunft im Metallbau?
Zuerst möchte ich eine Zeitlang nach Kanada und dort die Bergbauindustrie kennenlernen. Wenn ich zurückkomme, möchte ich schon in den Metallbau zurück, aber vielleicht mehr im industriellen Bereich. Eine Stelle findet man als Metallbauer zum Glück praktisch jederzeit. ■

www.bitz-savoye.ch