Januar 2016
Januar 2016
Abo

Das Verschwinden der Konstruktion

TRANSPARENTE VERGLASUNGEN

Der internationale Architekturtrend zu Glasfassaden mit kaum noch sichtbarem Tragwerk schlägt sich zunehmend auch
im regionalen Bauen nieder. Warum damit die Position des Metallbaus gestärkt wird, lesen Sie im Beitrag.


Login

Danke für Ihr Interesse an unseren Inhalten. Abonnenten der Fachzeitschrift metall finden das Login für den Vollzugriff im Impressum der aktuellen Printausgabe. Das Passwort ändert monatlich.


Jetzt registrieren und lesen. Registrieren Sie sich um einzelne Artikel zu lesen und einfach per Kreditkarte zu bezahlen. (CHF 5,- pro Artikel)
Als registrierter Benutzer haben Sie jederzeit Zugriff auf Ihre gekauften Artikel.

Sollten Sie als interessierte Fachkraft im Metall-, Stahl- und Fassadenbau die Fachzeitschrift metall tatsächlich noch nicht abonniert haben, verlieren Sie keine Zeit und bestellen Sie Ihr persönliches Abonnement gleich hier.

Bei den grossen internationalen Architekturobjekten sind hochtransparente Glasfassaden seit Jahrzehnten das Mass aller Dinge. Die Gebäudehülle wird optisch weitgehend aufgelöst und scheint wie ein leichter Überwurf um den Gebäudekern herum zu schweben. Keine Institution und kein Unternehmen von einiger Bedeutung kann sich diesem Gestaltungskonzept momentan entziehen, wie verschiedenste Neubauten zeigen. Nun sind derartige Gebäudehüllen eher dem Ingenieurbau als dem klassischen Metallbau zuzurechnen, trotzdem haben sie Auswirkungen auf den Fassadenbau jenseits der Wolkenkratzer und Weltkonzerne. Denn sie setzen einen gestalterischen Standard für Glasfassaden, den auch kleinere Unternehmen für ihre Firmengebäude und selbst private Bauherren für Terrassenverglasungen oder Wintergärten anstreben: elegante grossformatig-transparente Glasflächen, deren Trag- und Befestigungssysteme kaum noch wahrzunehmen sind, sodass der Eindruck einer Ganzglasfassade entsteht. Mittel auf dem Weg dahin sind zum Beispiel grosse Scheibenabmessungen mit möglichst wenigen Teilungen, reduzierte Ansichtsbreiten für die Profile von Pfosten-Riegel-Systemen oder Structural Glazing, bei dem die Press- und Deckleisten entfallen, wodurch in der Aussenansicht der Eindruck einer Glasfläche ohne jede Unterbrechung und praktisch ohne sichtbare Befestigung entsteht. Beachten Sie die Glasgewichte Die Entwicklung zu immer mehr Transparenz erhöht sicher den Anspruch an die Kundenberatung, die Planung und Ausführung. Die Fassaden müssen nicht allein unter technischen und wirtschaftlichen Aspekten optimiert werden, sondern auch im Hinblick auf eine ästhetische Eleganz und Leichtigkeit. Gleichzeitig entstehen aber auch Chancen, weil Kunststoff- oder Holzprofile bei der optischen Reduktion der Trag- und Befestigungssysteme schnell an ihre Grenzen stossen. Filigrane und damit leicht wirkende Konstruktionen sind eher eine Domäne von Stahl oder Aluminium und gehören damit zum ureigenen Geschäft das Metallbaus. Im Rahmen einer normalen Pfosten-Riegel- Konstruktion lässt sich die Transparenz der Fassade erhöhen, wenn die Scheibenformate möglichst gross gewählt und die Anzahl der Profilteilungen damit reduziert werden. Die Glasherstellung setzt dabei praktisch keine Grenzen mehr, zu beachten sind jedoch die steigenden Glasgewichte, die von der Pfosten- Riegel-Konstruktion aufgenommen werden müssen. Bei sehr grossen Lasten kann man dem Auftraggeber eventuell einen Wechsel des Profilmaterials von Aluminium zu Stahl vorschlagen. Sehr elegant kann die reduzierte Glasteilung mit geschosshohen Scheiben wirken, weil dann gar kein horizontales Profil die Aussicht beeinträchtigt. Technisch lässt sich dieser Aufbau mit Vorhangfassaden verwirklichen oder mit Riegeln, die optisch unauffällig auf Höhe der Geschossdecken liegen. Die Verglasung muss bei einem solchen Aufbau ohne eine Teilung in Brüstungshöhe jedoch die absturzsichernde Funktion übernehmen. Informieren Sie über die Besonderheiten Es deutet sich bereits an, was letztlich für alle Varianten hochtransparenter Glasfassaden gilt: Die Reduktion der sichtbaren Tragkonstruktion kann zu einer sehr ästhetischen und modernen Formensprache führen, die aber immer Rückwirkungen auf den technischen Aufwand und die Kosten hat. Im Beratungsgespräch mit dem Bauherrn oder seinem Architekten sollte darum offen angesprochen werden, dass Transparenz nach Art heutiger Bankentürme ihren Preis hat. Zumal ein hoher Verglasungsanteil meist Folgemassnahmen zum Schutz gegen Überhitzung und Blendung erfordert. Auf die Möglichkeit von Sonnenschutzglas sowie die jeweiligen Vor- und Nachteile aussen- oder innenliegender Verschattungen sollte deshalb ebenfalls hingewiesen werden. Neben der Menge der Glasteilungen bestimmt die Geometrie der Tragprofile die optische Leichtigkeit der Fassade massgeblich mit. Pfosten und Riegel mit fünfzig Millimeter Ansichtsbreite sind heute in den meisten Systemen möglich. Ganz generell gilt jedoch, dass reduzierte Profilansichtsbreiten nicht zur Qualitätsfalle für Verarbeiter werden dürfen. Soll das erforderliche Widerstandsmoment erreicht und ausreichender Glaseinstand im Falzraum gewährleistet werden, muss im Zweifel die Ästhetik hinter den statischen Erfordernissen zurückstehen.