Februar 2016
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BIM in der Infrastruktur- planung und im Hochbau

EXPERTENGESPRÄCH

Die Meldungen über einfach nicht fertiggebaute oder immer teurer werdende Infrastrukturprojekte reissen nicht ab. Doch was ist zu tun? Grosse Hoffnungen richten sich auf das Building Information Modeling (BIM), denn es soll dazu beitragen, Projekte rechtzeitig und im Kostenrahmen fertigzustellen. Experten aus der Baubranche erklären, wie sich BIM in Infrastrukturprojekten tatsächlich sinnvoll einsetzen lässt und welche Herausforderungen dabei noch zu meistern sind.


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Vorbemerkung Redaktion: Der Beitrag setzt sich mit der Deutschen Marktsituation auseinander. Die Situation in der Schweiz kann jedoch als sehr ähnlich eingestuft werden.Ob Flughafen Berlin oder Stuttgart 21 – deutsche Infrastrukturprojekte hinterlassen mittlerweile empfindliche Kratzer am Bild des Wirtschaftsstandorts. Ungeplante Kosten und gerissene Termine scheinen inzwischen an der Tagesordnung, die verantwortlichen Architekten, Planer und Politiker ziehen sich frech aus der Affäre, Steuerzahler und Betroffene fühlen sich veralbert. Vor zwei Jahren hat daher die Bundesregierung die Notbremse gezogen und die Reformkommission Bau von Grossprojekten ins Leben gerufen, die den Missständen auf den Grund gehen sollte. Nun liegt ein Abschlussbericht mit einem Zehn-Punkte-Aktionsplan vor. Ganz oben steht die Empfehlung, digitale Methoden in Form des Building Information Modeling zu nutzen. Ende des Jahres soll unter der Ägide von Bundesminister Alexander Dobrindt gar ein BIM-Gipfel stattfinden. Dobrindt hat einen Stufenplan angekündigt, der schrittweise digitale Anforderungen für die staatlichen Infrastrukturprojekte einführt. Der BIM-Zug nimmt also Fahrt auf und hat zusehends auch in der Politik mächtige Fürsprecher. Sind die in ihn gesetzten Erwartungen berechtigt, auch abseits von Stuttgart und Berlin? Dazu äussern sich hier verschiedene Fachleute, die bereits viel Erfahrung in Infrastrukturprojekten gesammelt haben.INTERVIEWWelchen Stellenwert hat BIM bei Infrastrukturprojekten?Jens Günther, Geschäftsführer AKG Software Consulting: Als einer der führenden Software-Anbieter in der Infrastrukturplanung platziert AKG das Thema «BIM for Infrastructure» seit Jahren gezielt im Markt. Unsere Erfahrungen zeigen, dass nach anfänglicher Skepsis die Vorteile und Mehrwerte mittlerweile von nahezu allen Planungsbeteiligten erkannt werden. Zwar werden in der Praxis derzeit kaum BIM-konforme Planungen gefordert; international agierende Unternehmen forcieren jedoch das Thema, um sich Marktvorteile zu sichern.Michael Amrhein, Geschäftsführer, Angermeier Ingenieure: BIM bei Infrastrukturprojekten hat für uns in der Geodäsie den grossen Vorteil, dass nach diesen Ansätzen eine volle drei-dimensionale Planung in allen Details vorliegt. Bis jetzt war es immer eine Aufgabe der Vermessung, die Dreidimensionalität aus der 2+1D-Planung herzustellen, bei der meist die neuralgischen und geometrisch schwierigen Aspekte ausgeklammert waren. In der Planung waren dort Bemerkungen im Sinne von «in der Örtlichkeit anzupassen» zu finden.Matthias Wasem, Territory Sales Executive AEC DACH bei Autodesk: Es hat massiven Stellenwert. Internationale Studien zeigen, dass mit einem pessimistischen Ansatz mit BIM für Infrastruktur problemlos zwei Prozent auf die gesamte Bausumme eingespart werden können. Bei 10 Milliarden, die Deutschland dieses Jahr nur für Infrastrukturprojekte ausgeben wird, wären dies 200 Millionen Euro Einsparungen.Frank Markus, Geschäftsführer Infrastruktur-Management, Mensch und Maschine Deutschland: Zurzeit ist der Stellenwert noch nicht so recht messbar. Es geht gerade erst los. Die Kunden setzen sich mit dem Thema BIM in Verbindung mit ihren Projekten auseinander, aber vielen ist der Begriff BIM und was diese Methode für ihre Projekte bedeutet noch nicht so recht klar.Carsten Frantzen, Business Development Manager, Construction Business EMEA, Topcon Positioning Group: In Deutschland im Tagesgeschäft aktuell noch gering, allerdings wird BIM sehr kurzfristig und nachhaltig die Bearbeitung von Infrastrukturprojekten verändern. Systeme zur voll parametrisierten Planung und Simula-tion des geplanten Bauablaufs sind mittlerweile verfügbar. Auf Basis dieser Daten arbeiten alle Akteure einer Baumassnahme, also Menschen und Maschinen. Durch die Methode können Budget und Zeitplan künftig exakter geplant und letztendlich auch eingehalten werden.Was sind die Unterschiede zwischen BIM im Hochbau und BIM in Infrastrukturprojekten?Jens Günther: Im Hochbau finden wir in der Regel ein in sich geschlossenes Bauwerk vor, das sich in einem digitalen Modell gut simulieren und geometrisch beschreiben lässt. In einem Infrastrukturdatenmodell müssen dagegen die unterschiedlichsten Einflussparameter berücksichtigt werden – von der Raumordnung bis hin zur Bauausführung. Durch diese Vielzahl von Faktoren ergibt sich ein multidisziplinäres Datenmodell.Michael Amrhein: Aus unserer Sicht sind hier keine Unterschiede erkennbar. Sicher gibt es Unterschiede in anderen Gewerken und bei der ganzheitlichen Betrachtung des Projekts. Sicher ist auch, dass im Hochbau Themen wie Verformungen und Deformationen mehr Gewerke und Schnittstellen betreffen, während bei Infrastrukturprojekten diese Themen meist nur punktuell auftreten.Matthias Wasem: Grundsätzlich sind die Unterschiede nicht gross. In beiden Metiers geht es in unserer Region darum, neue Prozesse zu definieren, die für alle Beteiligten zu mehr Kostensicherheit, höherer Qualität, besserer Transparenz und effizienteren Abläufen in jedem einzelnen Fach führen.Frank Markus: Vor allem im Ingenieurbau mangelt es noch an Umsetzungen. Es fehlt an Erfahrungen, zum Beispiel im Umgang mit und bei der Definition von IFC-konformen Bauteilen. Der Hochbau ist dank Übersetzung «Building» als «Gebäude» (anstatt «Bauwerke aller Art») dichter am Thema BIM, es wird doch sehr stark auf den Hochbau fokussiert.