April 2015
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Ausblick auf den Fassadenmarkt

INTRO

Nach über zehn Jahren Wachstum in der Bauwirtschaft
sollte nun eine Schlechtwetterstrategie im Trockenen sein.

Nahezu alle dürften sich nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses besorgt und irritiert die Frage gestellt haben: Was nun, was bringt das laufende Jahr? Die gute Nachricht am Anfang: Die Schweizer Bau- und Immobilienunternehmen sind gesund, die Auslastung ist hoch und der Neu- und Umbaubedarf hält an. Dazu trägt das rekordtiefe Zinsniveau bei, Anlageobjekte und Wohneigentum bleiben - zumindest vorerst - noch attraktiv. Die Freude hält sich aber in Grenzen, denn ein anhaltend starker Schweizer Franken hat negative Folgen für die gesamte Schweizer Wirtschaft und damit auch für den Bau- und Immobilienmarkt. Unmittelbar betroffen sind exportorientierte Unternehmen, der Detailhandel und touristische Unternehmen. Nachgelagert leiden Zulieferer, Dienstleister und letztlich weite Teile der Volkswirtschaft. Bei ausbleibendem Beschäftigungswachstum wäre - wenn auch zeitlich verzögert - die Immobilien-nachfrage in fast allen Segmenten betroffen.
Indes gibt es auch Zeichen, dass die Gesamtwirtschaft den Schock gut überstehen könnte. Einerseits hilft der wiedererstarkte Dollar, andererseits stützt die gestärkte Kaufkraft der Konsumenten die Binnenwirtschaft. Aber je länger der Euro klar unter CHF 1.10 verharrt, desto stärker dürften negative Effekte auf die Bauindustrie einwirken. Aufgrund der langen Vorlaufzeit im Bau dürfte sich für 2015 bei einer baldigen Stabilisierung nur ein leichtes Minus ergeben. Für das kommende Jahr sind seriöse Einschätzungen jedoch erst im Sommer möglich. So dürften bei längerfristig eingetrübten Aussichten die Bauinvestitionen ab 2016 nicht nur stagnieren, sondern sogar deutlich zurückgehen. Hier gilt es zudem die Umsetzung verschiedener rechtlicher Erlasse (Zweitwohnungsgesetz, Zuwanderungsgesetze, Raumplanung) abzuwarten.
Was bedeutet dies für den Markt der Glas- und Metallfassaden? Nahezu 80 Prozent der jährlich rund 780 000 m2 Glas- und Metallfassaden im Neubau stammen aus den Segmenten Geschäftsbau, Gewerbe / Industrie und öffentliche Infrastruktur. Während im ersten Segment in vielen Regionen bereits jetzt ein Überangebot vorhanden ist, ist zu befürchten, dass im gewerblich-industriellen Segment die Bremsspuren am heftigsten sind. Die Unternehmen müssen sparen und werden kaum Bauprojekte auslösen. Darüber hinaus senkt der starke Franken für die Fassadenbauer die Aussichten auf lohnende Aufträge im Ausland. Es bleibt die öffentliche Hand, wo insbesondere bei den Gesundheitsbauten sehr viele Projekte in der Pipeline sind. Ausbleibende Erträge würden aber den bereits vorhandenen Spardruck weiter erhöhen, sodass die Bauten nicht oder nur reduziert umgesetzt würden.
Bevor man nun alles schwarz sieht, sei nochmals darauf hingewiesen: Die Hochbauinvestitionen sind auf einem Höchststand, die Schweizer Wirtschaft befand sich vor dem Nationalbankentscheid auf einem robusten Wachstumspfad und weltweit finden sich einige Zeichen für eine Erholung. Aber nach über zehn Jahren Wachstum in der Bauwirtschaft sollte nun eine Schlechtwetterstrategie im Trockenen sein.