
Fassadenbau – BIM, Use Case Gebäudehülle / Digitalisierung der Gebäudehülle
22.06.2020Bereits in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde in den Büros der Metallbau- und Fassadenbaubetriebe Digitalisierung betrieben. Damals hiess es noch CAD (computer-aided design). Dies ist somit im Metall- und Fassadenbau grundsätzlich nichts Neues. Heutzutage wird der Begriff BIM (Building Information Modeling) jedoch viel umfassender verstanden und sehr inflationär verwendet. Digitale und fehlerfreie Arbeitsprozesse vom Konstruktionsentwurf bis zum fertig montierten Metallbau- und Fassadenbauteil auf der Baustelle ist die Wunschvorstellung aller Baubeteiligten. Möglichst optimale Arbeitsprozesse und die Vermeidung von allfälligen Fehlern stellt eine Grundmaxime dar, welche auch die Zielsetzung jedes Mitarbeitenden und jeder Firma in der Prozesskette darstellt.
Die Fassade als Visitenkarte vieler Hochbauprojekte
An der Fassade wird die Handschrift des Architekten les- und erlebbar. In diesem Spannungsfeld der öffentlichsten aller Künste, der Architektur, arbeiten zu dürfen, ist meines Erachtens ein Privileg und Ansporn für Höchstleistungen. Dies ist es im Entwurf, im Engineering, in der Planung, in der Produktion, wie auch auf der Baustelle bei der Montage.
Bereits vor über zwei Jahren wurde aus der Fassadenplanergruppe der SZFF die Initiative ergriffen und eine Arbeitsgruppe zur Erarbeitung der Grundlagen der BIM-Anwendung im Bereich Fassadenbau gebildet. Das Ziel dieser Arbeitsgruppe war, Grundlagen und Arbeitshilfen für die Fassadenbaubranche im Bereich BIM zu erarbeiten.
Aktive Zusammenarbeit
Im Zuge des Projektfortschritts zeigte sich bald, dass ein Alleingang der SZFF nicht zielführend sein würde, da der Fassadenbau nur ein Teil der gesamten Bauprozesse im Hochbau ist. So wurde die Zusammenarbeit mit Bauen digital Schweiz initialisiert. Ergänzend dazu wurden weitere Verbände kontaktiert, um die neu zu gestaltenden Arbeitsprozesse möglichst breit abzustützen. Daraus bildete sich die Working Group BIM Use Case Gebäudehülle. Folgende massgebenden Fachverbände im Fassadenbereich arbeiten nun seit Frühling 2019 in dieser Arbeitsgruppe mit:
• SZFF (Schweizerische Zentrale für Fenster und Fassaden)
• AM Suisse, vertreten durch den Fachverband Metaltec Suisse
• Gebäudehülle Schweiz
• Suissetec
Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es, die neu zu entwickelnden digitalen Arbeitsprozesse aktiv mitzugestalten. Die teilweise neuen Arbeitsschritte und Prozesse sollen fachtechnisch möglichst optimal auf unsere Mitgliederfirmen und die Gebäudehüllenbranche allgemein abgestimmt werden. Getreu der Devise «Use Case / Best Practice» soll eine BIM-Dokumentation für das gesamte Gewerk Gebäudehülle erarbeitet werden.
In einem ersten Schritt wurden die nötigen Prozesse in einer Prozesslandschaft, basierend auf den derzeitigen SIA-Phasen, erarbeitet und abgebildet (siehe Beispiel der Phase 41, Ausschreibung, Offertvergleich, Vergabeantrag, Bild 1).
Bauen digital Schweiz begleitet die Arbeitsgruppe aktiv und gibt die entsprechenden Templates / Vorgaben vor, damit diese möglichst ähnlich wie bei den weiteren Hochbaugewerken und wie im nahen Ausland (Deutschland, Österreich) erarbeitet werden.
In einem zweiten Schritt wurden anschliessend die nötigen Prozessbeschreibungen pro Phase definiert (siehe Beispiel Ausschnitt Phase 4, Bild 2).
Auf diesen erarbeiteten Prozessgrundlagen werden nun weitere Präzisierungen und Definitionen vorgenommen. Unter dem Motto «wer braucht wann welche Information in welcher Tiefe und Präzision» werden nun prozessbasierend die nötigen Arbeitsschritte und Kenndaten mittels Datenfeldkatalog (Bauteil-Attribut-Matrix) definiert.
Aus diesen verschiedenen bereits erarbeiteten resp. noch zu erarbeitenden Prozessschritten soll eine Gebäudehüllen-BIM-Dokumentation entstehen, welche als Grundlage für künftige BIM-Projekte im Bereich Gebäudehülle dienen soll.
Ergänzend dazu ist eine entsprechende Software-Unterstützung angedacht, welche jedoch zuerst ebenfalls noch erarbeitet werden muss.
Sobald dieser Use Case Gebäudehülle (Anwendungsfall Gebäudehülle) definiert und die Vereinbarkeit mit den ebenfalls neu entstehenden BIM-Normen abgestimmt ist, kann dieser den verschiedenen Fachverbänden dienen, um weitere Anwendungsfälle in ihren jeweiligen Spezialgebieten zu erarbeiten.
Neue und zusätzliche Informationen aus dieser Arbeitsgruppe werden folgen, sobald weitere Prozessschritte entwickelt und aufbereitet sind.
<link http: www.metaltecsuisse.ch>www.metaltecsuisse.ch