Februar 2016
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Weltweites Zahlungsverhalten untersucht

AUSLANDSGESCHÄFTE

Wer zahlt am Ende seine Zeche schnell und wo muss man lange auf sein Geld warten? Dieser Fragestellung ist der weltweit
führende Kreditversicherer Euler Hermes in seiner aktuellen Studie nachgegangen.


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Wie die sieben Zwerge hinter den siebenBergen mögen es auch zahlreiche Staatennicht, wenn man von ihrem Tellerchen nascht.Sie versuchen sich mit protektionistischenMassnahmen gegen Schneewittchens Appetitzu schützen.Russland bei Protektionismus vor Indien«Spitzenreiter ist eindeutig Russland mit sageund schreibe 96 protektionistischen Massnahmen», sagte Ludovic Subran, Chefökonomder Euler-Hermes-Gruppe. «Angesichts derzahlreichen Sanktionen verwundert dies kaum.Indien folgt jedoch nur knapp dahinter mit 93Schutzmassnahmen vor Brasilien (55) auf Platzdrei, Indonesien (38), Südafrika (29), China(27), Argentinien (23), Vietnam (23), Mexiko (13)und der Türkei. Bei den Handelshemmnissenist von der Erhebung von Zöllen bis zur Einführungunterschiedlicher Normen und Richtlinienfür bestimmte Waren alles dabei. Die meistensind so speziell, dass sie nur wenigen bekanntsind – in der Regel nur den betroffenen Unternehmen.Wer kennt schon das Importverbotfür Reis in Gambia oder die Steuern, die inKasachstan auf chinesische Zitronensäure erhobenwerden? Wenn es umgesetzt wird, wäreübrigens das TTIP (Transatlantische HandelsundInvestitionspartnerschaft) die weltweitgrösste Handelsbarriere – denn derzeit würdees Afrika und Asien ausschliessen vom Buffetder europäisch-amerikanischen Delikatessen.»Wer zahlt schnell und wo muss man lange aufsein Geld warten?Dieser Fragestellung ist der weltweit führendeKreditversicherer in seiner aktuellen Studie zumweltweiten Zahlungsverhalten nachgegangenund hat das Zahlungsverhalten in 15 ausgewähltenLändern und 11 Branchen ausgewertet.Richtgrösse waren dabei die sogenannten «Daysof Sales Outstanding» (DSO), also die Zeitspannezwischen Rechnungslegung und Zahlungseingang,von börsennotierten Unternehmen inden jeweiligen Ländern und Sektoren. Auffälligist dabei die stark gegenläufige Entwicklung desZahlungsverhaltens in Industrie- und Schwellenländern.«In den Industrieländern ist dieZahlungsmoral 2015 mit durchschnittlich 64Tagen DSO in den meisten Ländern auf Vorjahresniveauoder verbessert sich sogar leicht»,sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler-Hermes- Gruppe. «In den Schwellenländernhingegen verschlechtert sich das Zahlungsverhaltenund Rechnungen werden in diesem Jahrim Schnitt erstmals fünf Tage später bezahlt (69Tage) als in den Industrienationen. Die stärksteVerschlechterung verzeichnen wir dabei inChina und Russland. Rechnungen werden dort22 beziehungsweise 17 Tage später bezahlt alsnoch im Jahr 2007. Aber auch Brasilien schwächeltbei der Zahlungsmoral im laufenden Jahr.In Europa schwimmt Grossbritannien gegen denStrom: Die dortigen Unternehmen bezahlenimmer später. Frankreichs Zahlungsverhaltenverschlechtert sich leicht, alle anderen bleibenunverändert oder verbessern sich sogar beimBezahlen ihrer Zeche.»Schlusslicht Italien – 32 Tage über weltweitemDurchschnittSchlusslicht bei der Zahlungsmoral bleibt nachEinschätzung der Euler-Hermes-Volkswirte mitAbstand Italien: Ganze 98 Tage müssen Gläubigerlaut Prognose im Stiefelstaat auf ihr Geldwarten. Das ist zwar eine leichte Verbesserungum einen Tag, aber dennoch müssen Unternehmendort 32 Tage länger auf ihr Geld wartenals im weltweiten Durchschnitt (66 Tage). Aufdem vorletzten Platz im Euler-Hermes-Rankinglandet 2015 die Türkei mit einer DSO von 80Tagen, hinter Frankreich mit 78 und Indienmit 76 Tagen zwischen Rechnungsstellungund Zahlungseingang. China landet trotz der deutlich verschlechterten Zahlungsmoral in den letzten Jahren mit ebenfalls 76 Tagen noch auf Platz 11. «China ist ein repräsentatives Beispiel für die Entwicklung in den Schwellenländern», sagte Subran. «2007 haben börsennotierte chinesischen Unternehmen ihr Geld bis zu neun Tage früher erhalten als der Weltdurchschnitt. 2015 werden es zehn Tage länger sein als ihre internationale Konkurrenz. Dafür gibt es drei Gründe. Erstens agieren sie zunehmend international und müssen sich den weltweiten Zahlungsstandards anpassen. Zweitens leiden die chinesischen Unternehmen unter dem verlangsamten Wachstum ihres Landes. Und drittens ist der Lieferantenkredit eine der wichtigsten Finanzierungsquellen geworden, seit die Regierung 2012 den Zugang zu Bankkrediten verschärft hat.»SchnellzahlerDie Niederlande, Russland und Deutschland räumen als Schnellzahler 2015 die Medaillen ab – wobei Russland wie auch China zuletzt ein verschlechtertes Zahlungsverhalten zeigt (2015: Anstieg DSO um 2 Tage). Es folgen die USA, Grossbritannien und Belgien. Grossbritannien und auch Frankreich schwimmen in Europa allerdings gegen den Strom. Die Franzosen verschlechtern sich 2015 als einziges Land bei der Zahlungsmoral, wenn auch nur um einen Tag. Bei den Briten bleibt das Zahlungsverhalten 2015 zwar stabil im Vergleich zum Vorjahr, es hat sich aber seit 2010 um vier Tage verschlechtert, während die meisten anderen Länder im Vergleichszeitraum gleichbleibend oder schneller ihre Rechnungen beglichen. «Diese Entwicklung unterstreicht die Tatsache, dass die konjunkturelle Erholung in Grossbritannien plötzlich und sehr schnell verlief», sagte Subran. «Als Folge mussten Betriebe auf längere Zahlungsziele umstellen, um ihr Wachstum und ihre Investitionen zu finanzieren.»Bei den Branchen ist die Zahlungsmoral im Einzelhandel sowie im Lebensmittel- und Getränkesektor sehr gut; in den Branchen Technologie, Gesundheitspflege, Industriegüter, Bau und Baumaterialien sind die DSO länger als im weltweiten Durchschnitt. Der Technologiesektor (Anstieg DSO um 19 Tage) und das Segment der Industriegüter (Anstieg DSO um 16 Tage) verzeichneten 2014 auch die stärkste Verschlechterung seit 2010, gefolgt vom Automobilsektor (Anstieg DSO um 10 Tage).