

«Weindekanter Maximus» verschwendet keinen Tropfen
Projektarbeit BBZ Pfäffikon
Bei der diesjährigen Projektarbeit der Metallbau-Lernenden des Berufsbildungszentrums Pfäffikon SZ drehte sich alles um eine edle Herausforderung: den Bau des «Weindekanters Maximus». Nach wochenlanger Planung, Tüftelei und Handarbeit war es am 26. Mai so weit – der Nachwuchs präsentierte stolz seine eigenentwickelten Genussgeräte in der Aula des BBZ.
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Projektarbeit BBZ Pfäffikon
«Weindekanter Maximus» verschwendet keinen Tropfen
Bei der diesjährigen Projektarbeit der Metallbau-Lernenden des Berufsbildungszentrums Pfäffikon SZ drehte sich alles um eine edle Herausforderung: den Bau des «Weindekanters Maximus». Nach wochenlanger Planung, Tüftelei und Handarbeit war es am 26. Mai so weit – der Nachwuchs präsentierte stolz seine eigenentwickelten Genussgeräte in der Aula des BBZ.
Die Aula war gut gefüllt: Eltern, Berufsbildner, Sponsoren sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft warteten gespannt auf die Präsentation der Projektarbeiten der Metallbau-Lernenden im dritten Lehrjahr.
Bereits zum 25. Mal leitete Projektverantwortlicher und Fachlehrer Rolf Züger dieses traditionsreiche Bildungsprojekt, das längst als Aushängeschild des BBZ Pfäffikon gilt. Die diesjährige Klasse bildete fünf Zweiergruppen – jede davon mit dem Ziel, den wohl besten, schönsten und funktionalsten Weindekanter der Gegenwart zu schaffen: den «Weindekanter Maximus» (lat. maximus = der grösste).
Unterstützung kam von den Restaurationsfachleuten im 2. Lehrjahr. Sie präsentierten zwischen den Vorstellungen ausgewählte Weine und sorgten danach mit feinen, frisch zubereiteten Häppchen für einen stimmungsvollen Apéro.
Für Weinliebhaber ein Must-have
Ein Weindekanter ist mehr als nur ein Serviergerät – er ist ein Werkzeug für echten Weingenuss. Wer grosse Bordeaux-Flaschen stilvoll und ruhig ausschenken möchte, weiss: Der Wein soll atmen. Der Kontakt mit Sauerstoff entfaltet die Aromen, mildert die Tannine und bewahrt dabei das Sediment sicher am Flaschenboden. So wird jeder Schluck zum Erlebnis. Und optisch ist ein eleganter Dekanter sowieso ein Hingucker auf jedem Tisch.
Ein emotionaler Abschied
In seiner Begrüssungsrede richtete Rektor Roland Jost den Blick zurück – und nach vorn: «Zum 25. und wohl letzten Mal hat Rolf Züger diese fächerübergreifenden Projekte auf beeindruckende und kompetente Weise geleitet.» Er würdigte Zügers jahrzehntelanges Engagement, seine Leidenschaft – auch in Randstunden, an Wochenenden oder in den Ferien. Züger sei stets voller Ideen gewesen und habe mit seinem Einsatz Lernende, Kollegium und Besucher gleichermassen begeistert. Ein besonderer Dank ging auch an die langjährigen Sponsoren, die mit finanzieller und materieller Unterstützung das Projekt stets möglich gemacht haben.
Von der Gastro-Idee zur Ausbildungsperle
Im Vorfeld der Präsentationen gab Fachlehrer Rolf Züger einen kurzen Einblick in die technischen Angelegenheiten. Auf die Frage, woher die Idee des Weindekanters stamme, meinte Züger, dass er in Gastro-Bereichen schon mehrmals solche Geräte gesehen habe, sie als originell und sinnvoll erachte und er wisse, dass sie für ganz besondere Erlebnisse zuständig sind.
Die Projektarbeit ist fest in der Ausbildung der Metallbauer im dritten Lehrjahr verankert und wird interdisziplinär umgesetzt – in enger Zusammenarbeit von Fachkunde, Allgemeinbildung und den überbetrieblichen Kursen (ÜK). Züger lobte auch die aktive Beteiligung der REFA-Lernenden, die das Projekt alljährlich bereichern.
Die technische Herausforderung
Die Aufgabe: ein rollbarer Weindekanter, der Bordeaux-Flaschen von 3 bis 18 Litern aufnehmen kann. Der Dekanter sollte auf einem rollbaren Gestell stehen, für den Gebrauch jedoch – je nach Bedarf – auch abgehoben und auf einem Tisch platziert werden können. An Materialien erlaubt war, was im Metallbau üblich ist – plus Glas, Holz und Kunststoff. Nur elektrische Zusätze wie Beleuchtungen mussten bei Bedarf selbst beschafft werden.
Fix definiert war der Zahnkranz: Lasergeschnittenes 5-mm-Edelstahlblech mit 10 mm Nabenbohrung, kombiniert mit CNS-Gewindestangen M10. Die Konstruktion musste hochwertig sein, sodass der Ausschank gleichmässig und langsam erfolgen kann.
Mit diesem Projekt sollen auch die Konstruktionsmöglichkeiten und die Materialvielfalt des Metallbauberufs präsentiert werden. Das Lehrerteam legte Wert auf eine qualitativ hochstehende Ausführung. Tipps und nützliche Hinweise zur Konstruktion hatten die Lernenden selber zu recherchieren und bei den Restaurationsfachleuten zu erfragen. Zudem stand während der Planungsphase ein Musterdekanter zur Verfügung.
Jede Gruppe konstruiert und fertigt ihr Weindekanter mit Hilfe des CAD-Programms BRICS-CAD und der Zahnradübersetzungssoftware Evolventen-Stirnrad-Builder v2.0, die von Heinz Fiechter zur Verfügung gestellt wurde.
Zudem war die Übersetzung so zu wählen, dass der Ausschank langsam und gleichmässig erfolgen kann und die verschieden grossen Flaschen mit einer einfachen Halterung am Dekanter fixiert werden können.
Für die Abwicklung der Projektarbeiten waren für die berufskundlichen Fächer rund 30 Lektionen, für die Herstellung in Überbetrieblichen Kurse 24 Stunden und die ABU-Arbeiten und die Präsentationen je neun Lektionen vorgesehen.
Die Werke der kreativen Metallbauerkunst
Patrick Gmür und Marc-Jeremy Schwarz begründeten die Vorteile ihres Werks wie folgt: «Grosse und schwere Bordeaux-Flaschen können damit komfortabel ausgeschenkt werden, ohne dass ein Tropfen danebengeht. Alle Flaschen sind mit verstellbaren Ledergurten gesichert. Der Dekanter lagert auf einem rollbaren Weinfass, in dem Weingläser gelagert und sicher transportiert werden können. Bei diesem Dekanter lässt sich der Wein über eine einseitig angebrachte Kurbel in die gewünschte Position wiegen. Optisch ein gelungene Materialmix aus grauem Stahl und warmem Holz. (Bild Präsentation 1)
Artim Zekiri und Marco Schilter entschieden sich für eine Konstruktion aus wasserstrahlgeschnittenen Blechen. Speziell ist auch der durch Rundlöcher entstandene Traubenstrauss auf der Frontseite. Für Tablare am Rollwagen wählte das Team Eichenholzbretter. Gesichert wird die edle Flasche durch zwei Spanngurten aus Leder. Für die richtige Übersetzung des Antriebs der Antriebseinheit wurde ein Verzahnungsverhältnis von 200/20 gewählt. (Bild Präsentation 2)
Timothée Schaer und Patrick Waldvogel entschieden sich für einen hellgrauen, aus Edelstahl gefertigten Weindekanter. Er steht auf einem filigranen Rollwagen aus geschwungenen Stahlprofilen. Die beidseitig angeordneten Kurbeln ermöglichen ein langsames und besonders ruhiges Schwenken der Flasche. Der Vorteil dieser Konstruktion: Es werden nie Korrosionen entstehen. (Bild Präsentation 3)
Das Werk von Ramona Müller und Melvin Bachmann wird optisch von der metallenen Farbe Grau – in Kombination mit Holz – dominiert. Rote Traubenornamente peppen den praktischen Rollwagen und seine Schwenkkonstruktion auf. Statement Melvin: «Durch das langsame drehen der Flasche bekommt der Wein mehr Luft als ein Politiker nach einer Wahlniederlage.» (Bild Präsentation 4)
Joel Hostettler Jonathan Spörri für hohe Transparenz: Die tragenden Seitenwände des Dekanters sind aus Glas gefertigt und heben dieses Werk optisch und technisch von den anderen ab. Transparenz ist allgegenwertig, dies unterstreichen auch der feingliedrige Haltereif und der Spannmechanismus. Der schwarze Rollwagen mit seiner Holzplatte ist mit einer Stossstange aus Edelstahl versehen. (Bild Präsentation 5)
Wer bekommt einen Weindekanter?
Diese Frage stellte Rolf Züger in den Raum. Die Weindekanter seien Eigentum der ÜK-Metallbauer und des BBZ Pfäffikon. Tanja Posch wird als Dank für ihre jahrelange Mitarbeit bei den Metallbauerprojekten ein Dekanter übergeben. Einen Dekanter dürfe er als Erinnerung für die zahlreichen Projekte am BBZ behalten – wobei er auf dieses Angebot verzichte.
Somit wurden vier Dekanter anlässlich der Präsentation zum Preis von Fr. 1500.– zum Verkauf angeboten.
Fazit: Ein Projekt, das Spuren hinterlässt
Einhelliger Tenor bei Lehrpersonen und Lernenden: Die Projektarbeit war herausfordernd, lehrreich und erfüllend. Sie deckte die gesamte Auftragsabwicklung ab – von der ersten Idee über Planung und Konstruktion bis zur fertigen Präsentation.
Zum Abschied von Rolf Züger lud Rektor Roland Jost alle beteiligten Lernenden zu einem zweitägigen Ausflug in den Europapark ein.
Die Nachfolge von Rolf Züger wird Fabian Gyr übernehmen. ■