Fassadenbau / Peter Imhof AG
Solaraktive Lamellenhülle für modernes Verwaltungsgebäude
Am Ortseingang von Fiesch im Goms lenkt ein zukunftsweisender Bau die Blicke auf sich: das neue Verwaltungs- und Vertriebsgebäude der endigo Holding AG. Was auf den ersten Blick wie ein eleganter Fassadenmantel wirkt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als technisch hochentwickeltes System aus solaraktiven Lamellen, massgefertigten Stahllisenen und clever integrierter Photovoltaik. Eine spektakuläre Metallbaulösung der Peter Imhof AG, bei der Gestaltung, Energieeffizienz und Tragwerksplanung auf engstem Raum zusammenkommen.
Das dreigeschossige Neubauprojekt der endigo Holding AG wurde mit einem klaren Ziel realisiert: zeitgemässe Infrastruktur mit einem hohen Anspruch an Nachhaltigkeit, Funktion und Ästhetik zu kombinieren. Während das Untergeschoss in Sichtbetonmassivbauweise Werkstatt- und Technikräume beherbergt, präsentiert sich das Erd- und Obergeschoss in moderner Holzbauweise – samt lichtdurchfluteter Büros, Empfangsbereich und Sitzungszimmern.
Im Zentrum des gestalterischen Konzepts steht die Doppelhautfassade: innen klassische Holzmetallfenster – aussen eine aufsehenerregende Kombination aus drei umlaufenden Horizontallisenen und insgesamt 239 Vertikallamellen, von denen 114 mit Photovoltaikmodulen ausgestattet sind. Diese bilden einen strukturierten Sonnenschutz und gleichzeitig ein sichtbares Zeichen für eine aktive Umsetzung der Energiewende. Gesamthaft generieren sie eine Leistung von 20,3 kWp.
Die Horizontallisenen – Statik trifft Ästhetik
Eine tragende Rolle in diesem Fassadenaufbau spielen die drei umlaufenden Horizontallisenen aus 8 mm starkem Stahlblech mit einer Gesamtlänge von jeweils 85 Metern. Sie strukturieren das Gebäude horizontal und bieten zugleich die Tragebene für die vertikalen Lamellen.
Bei der Umsetzung waren ingenieurtechnische Höchstleistungen gefragt. Die Lisenen laufen sowohl linear als auch radial – an den Ecken mit Radien von 0,5 m und 2,0 m. Für diese Radien wurden Schweisskonstruktionen realisiert, deren Verbindungen vollständig durchgeschweisst und geschliffen wurden, um einen identischen Abkantradius wie bei den geraden Segmenten zu erreichen.
Besonders anspruchsvoll: Die Lisene im Obergeschoss spannt auf den kurzen Gebäudeseiten über 16 Meter freitragend – ein echtes Sonderbauteil. Um das Biegemoment durch Windlasten abzufangen, wurden an den Stössen massive 20-mm-Kopfplatten mit vorgespannten M 20-HV-Schrauben eingesetzt. Die Kräfte werden über spezielle geschweisste Stahlkonsolen mit je 21 Stück Holzschrauben 14 x 220 mm an den verstärkten Holzbau weitergegeben – eine konstruktive Meisterleistung, die auch optisch überzeugt.
Vertikallamellen – Design trifft Solarenergie
Zwischen den Lisenen verlaufen die vertikalen, schräg angeordneten Lamellen, die der Fassade ihren ikonischen Look verleihen. Ihre wahre Innovation liegt jedoch im Detail. Den Kern einer Lamelle bildet ein hochkomplexes, auftragsbezogen gepresstes Aluminiumprofil mit diversen Schraubkanälen in Form eines Doppel-T-Profils mit einer Abmessung von 400 x 108 mm. Aufgrund der grossen Abmessung war lediglich die Firma Hydro in den Niederlanden in der Lage, dieses Profil einteilig herzustellen.
Diese 239 Lamellenprofile ermöglichen durch ihre Schraubkanäle eine beidseitige Beplankung – zur Gebäudeseite hin mit oberflächenbehandelten Dreischichtplatten, zur Aussenseite je nach Ausrichtung, Süd- und Westseite mit Glas-PV-Modulen, nord- und ostseitig mit Dreischichtplatten.
Insgesamt 114 Lamellen sind mit VSG-Glas ausgestattet, in das leistungsstarke PV-Zellen einlaminiert wurden. Die Rahmungen aus abgekantetem Alublech erlauben eine einfache Demontage im Wartungsfall. Die Kabelführung bleibt unsichtbar – sie verläuft intern durch die Lamellen, weiter in den Lisenen und schliesslich bis ins Gebäudeinnere.
«Mit einer Gesamtlänge von 933 Metern und einem Aluminiumgewicht von rund 12 Tonnen sind diese Lamellen nicht nur konstruktiv beeindruckend, sondern auch ein echtes Statement für nachhaltige Architektur», sagt Stefan Imhof, Geschäftsführer der Peter Imhof AG, gegenüber der «metall». «Dank unserer langjährigen Erfahrung im Metall, Glas- und Solarbau» – so Imhof weiter – «ist es unserem Team bestens gelungen, die architektonischen und energietechnischen Anforderungen umzusetzen.»
Anspruchsvolle Montage in Etappen
Die Montage der Fassade stellte hohe Anforderungen an Präzision und Koordination. Zuerst erfolgte das exakte Einmessen und Anbringen der Unterkonstruktionen, bevor die Lisenen in drei Etappen (Erdgeschoss, Obergeschoss, Dachgeschoss) montiert wurden. Aufgrund der dilatierenden Konstruktion mussten temporäre Distanzhalter aus LNP eingesetzt werden, um die korrekte Positionierung sicherzustellen.
Sobald die Fensterzargen vom Schreiner verbaut waren, konnten die Lamellen – in der Werkstatt vormontiert – mit zwei eigens entwickelten Gegengewichtsanlagen zwischen die Lisenen gehievt werden. Da der Kranhaken als Aufhängepunkt ausserhalb der horizontalen Lisenen liegen musste, waren diese Vorrichtungen entscheidend für die präzise Platzierung.
Ein weiterer Clou: 570 unterschiedliche Untersichtbleche wurden angebracht, um die gesamte Kabelführung elegant zu verdecken.
Auch an den auskragenden Fassadenbereichen mit Terrassen wurde qualitativ wie ästhetisch anspruchsvoll gedacht: Hier realisierte die Peter Imhof AG ästhetisch integrierte Geländersysteme mit Jakob Frame Inviss-C-Füllungen, die direkt an den Horizontallisenen des Erdgeschosses verschraubt sind.
Korrosionsschutz und Oberflächenveredelung
Sämtliche Stahlbauteile wurden sandgestrahlt und mit einem dreischichtigen Korrosionsschutzsystem (Grundierung, Zwischen- und Deckbeschichtung) versehen. Die Aluminiumteile sind pulverbeschichtet – so ergibt sich ein stimmiges, langlebiges Gesamtbild, das Witterung und Zeit trotzt.
Technische Vielfalt, konstruktive Exzellenz
«Dieses Projekt stellte höchste Anforderungen in verschiedensten Bereichen», erläutert Markus Julier, verantwortlicher Projektleiter / Ingenieur bei der Peter Imhof AG, und fügt an, «von den statischen Herausforderungen rund um die Lisenen, über die Neuentwicklung der PV-beplankten Lamellen und den verdeckten Kabelführungen bis hin zu den 740 Sonderfrästeilen. Zudem verlangte der komplexe Gebäudegrundriss mit seinen runden Ecken nach technisch ausgeklügelten und arbeitsintensiven Lösungen.»
Fazit: Gebäudetechnik in Bestform
Mit dem neuen Verwaltungsgebäude der endigo Holding AG ist in Fiesch ein architektonisches und technisches Leuchtturmprojekt entstanden. Die solaraktive Lamellenfassade verbindet gestalterischen Anspruch, energetische Effizienz und metallbautechnisches Know-how auf höchstem Niveau. Ein Paradebeispiel dafür, wie Metallbau zukunftsweisende Architektur prägen kann – sowohl funktional als auch formal. ■
Bautafel
Objekt:
Endigo Businesscenter, Fiesch
Bauherrschaft:
endigoHolding AG
Architekt:
Bauatelier 12, Visp
Fassadenplaner:
GKP Fassadentechnik, Aadorf
Metall- und Fassadenbau:
Peter Imhof AG, Lax