Mai 2017
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Meisterhafte Renovierung

GLASMONTAGE

Ende letzten Jahres wurden an einem der UNO-Gebäude in Genf ausserordentliche Renovierungsarbeiten an einer ganz aus
Glas realisierten Vorhangfassade vollbracht. Eine riskante Herausforderung, welche die beteiligten Unternehmungen hervorragend
meisterten.


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Der europäische Sitz der Organisation der
Vereinten Nationen (UNO) in Genf ist vor allem
bekannt für den 1937 erbauten Palais des Nations.
Bedeutende Bauarbeiten dürften dieses
Jahr im Rahmen eines umfassenden Renovierungsprojekts
realisiert werden.
Im Norden des grossen Ariana-Parks, in dem
der Palais des Nations thront, befindet sich ein
weiteres UNO-Gebäude aus den 1970er-Jahren,
das durch seine gebogene Form auffällt. Es steht
auf einem Betonsockel und umfasst mehrere
Verwaltungsetagen und eine hohe Halle. Ganz
zuoberst befindet sich hinter dem Metalldachrand
verborgen ein technischer Verbindungsgang.
Die Stockwerke zwischen dem Sockel
und der Galerie sind vollständig verglast mit
Glasscheiben, die eine beeindruckende Höhe
von bis zu 13,10 m aufweisen. Aufgrund eines
Temperaturschocks im unteren Bereich bildeten
sich im Verlauf der Jahre bei 5 dieser 24 Glaselemente
Risse auf der Innenseite bis auf eine
Höhe von ungefähr 2,5 m. Aus naheliegenden
Sicherheitsgründen wurde punktuell mattes
Verbundsicherheitsglas 8-2 mit farblosem Silikon
aufgeklebt, um die beschädigten Bereiche
zu verstärken. Doch diese «Reparatur» war nur
ein Provisorium, bis der Ersatz der Glasscheiben
in Auftrag gegeben wurde.
Weltneuheit im Jahr 1971
Als das Gebäude im Jahr 1971 errichtet wurde,
galt das Konzept der Glasfassade wegen der
ausserordentlichen Grösse der Glaselemente,
aber auch aufgrund des ausgeklügelten Systems
für deren Einsetzen als Weltneuheit.
Die Pfosten-Riegel-Fassade besteht aus geschweissten
Innenprofilen aus Stahlblech, die
zur Statik und Innenarchitektur beitragen. Die
zweite Fassadenschicht aus Aluminium umfasst
Innen- und Aussenprofile für die Aufnahme
der Glasscheiben unter Berücksichtigung des
wirkenden Winddrucks und des Sogs.
In den vor der Fassade montierten vertikalen
Schienen verlaufen Sonnenschutzstoren, deren
Motoren im Leitungskanal verborgen sind.
Alle 2,40 m angebrachte Aussteifungsprofile
nehmen die Zweifach-Isoliergläser - aussen
Floatglas 10 mm mit 12 mm Zwischenraum
und innen Floatglas 10 mm - auf, die an einer
am Stahlgerüst des Dachs befestigten Traverse
aufgehängt sind, und verleihen der Gesamtkonstruktion
ein rhythmisches Erscheinungsbild.
Die Glaselemente werden somit nicht von unten
gestützt. Jede Traverse besitzt vier Aufhängeschuhe,
die auf die einzelnen Gläser geklebt
sind (siehe Zeichnung).
Ernüchternde Feststellungen
Anlässlich einer Besichtigung vor Ort im Februar
2016 stellten das Metallbauunternehmen Metallover
SA aus Carouge (GE) und die Glaserei
Demenga & Fils SA aus Lully (VD), die zusammen
als Konsortium die ganze Problematik der
Erneuerung der Glaselemente vor der Annahme
der Bauarbeiten abklärten, fest, dass die Originalverklebung
der zu ersetzenden Glasscheiben
mit der Einlage nicht mehr hielt, sodass der untere
Teil des gebrochenen Glases 18 bis 20 mm
nach unten in den Profilfalz abrutschen konnte.
Ohne detailliertere Abklärungen vorzunehmen,
leiteten sie daraus ab, dass sich drei der beschlagenen
Gläser in Bezug auf die Verklebung
der Glasscheiben und Einlagen ebenfalls in
einem schlechten Zustand befanden.
Das auf Glasfassaden spezialisierte Ingenieurbüro
BCS SA aus Neuenburg und die Glasspezialisten
des Ingenieurbüros Daniel Willi SA aus
Montreux (VD) stellten ihrerseits fest, dass die
defekten Glaselemente nicht mehr den heute
geltenden Sicherheitsvorschriften entsprachen, da bei einem Bruch die Gefahr des Herunterfallens
von grossen scharfen Glassplittern
drohte. Ausserdem war die Absturzgefahr für
Personen weder durch die Verwendung eines
Verbundglases auf der Innenseite noch durch
ein Schutzgeländer gebannt, das die Verglasung
für das Publikum in der Halle unzugänglich
gemacht hätte. Die Nutzung der Fläche bis zur
Glasfassade verstärkte das Risiko von Schlägen
sogar.