

«Loop» – der schwebende Ring von Frick
Architektur und Technik
Ein Büro, das über den Dächern zu schweben scheint: Mit dem Erweiterungsbau «Loop», einem sehr leicht wirkenden, runden Baukörper aus Glas und Metall, hat sich das Architekturbüro Bäumlin+John AG in Frick selbst ein bemerkenswertes Denkmal gesetzt – ein Ausdruck von Gestaltungskraft, Zukunftsdenken und Arbeitskultur.
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Architektur und Technik
«Loop» – der schwebende Ring von Frick
Ein Büro, das über den Dächern zu schweben scheint: Mit dem Erweiterungsbau «Loop», einem sehr leicht wirkenden, runden Baukörper aus Glas und Metall, hat sich das Architekturbüro Bäumlin+John AG in Frick selbst ein bemerkenswertes Denkmal gesetzt – ein Ausdruck von Gestaltungskraft, Zukunftsdenken und Arbeitskultur.
Der «Loop» – ein runder, schwebender Baukörper ohne Ecken und Kanten – liegt wie ein leichter Ring auf dem bestehenden Gewerbebau an der Dammstrasse 3 im aargauischen Frick. Designer und Nutzer zugleich ist das renommierte Architekturbüro Bäumlin+John AG. Mit seiner geschwungenen, dynamischen Form hebt sich der Aufbau deutlich vom Bestand ab und wirkt dennoch harmonisch gebettet. Die Aussenfassade besteht aus einer rundherum, aber nicht im Radius verlaufenden Verglasung mit aussenseitiger, fix montierter Brise-Soleil-Konstruktion. Die 14 übereinander angeordneten Aluminiumlamellen sorgen für blendfreies Tageslicht und erlauben gleichzeitig weite Ausblicke. Zudem prägen die Lamellen das Erscheinungsbild des Gebäudes entscheidend mit – modern, eigenständig, markant. Die innere Glasfassade des Kreisrings folgt einem gleichmässigen Radius und schafft die visuelle Verbindung zum begrünten Innenhof.
Funktionalität trifft Atmosphäre
Im Inneren des rund 1000 m 2 grossen «Loop» sind die Arbeitsbereiche offen und doch durchdacht gegliedert. Im äusseren Ring befinden sich 20 Doppelarbeitsplätze, visuell unterteilt durch sechs im Raum frei stehende, schallgedämpfte Besprechungsboxen. Der innere Bereich, bewusst als «Wohnraum» konzipiert, beherbergt Empfang, zwei Besprechungsräume, eine Café-Bar, die multifunktionale «Arena» mit LED-Screen – sowie den erwähnten Innenhof. Ein Ort der Begegnung, Erholung und Kreativität.
Im «Loop» arbeiten neun Teams des Architekturbüros: Entwurf, Planung, Ausführung und Administration. Für Regula John, Architektin ETH/SIA und Mitinhaberin des Architekturbüros Bäumlin+John AG, war der Umbau mehr als ein funktionales Projekt: «Wir wollten ein Zeichen setzen – für moderne Arbeitskultur, für Teamgeist und für unseren Anspruch an Gestaltung.» Mit dem «Loop» sei es gelungen, die Dynamik des Unternehmens sichtbar zu machen und ein inspirierendes Arbeitsumfeld für die rund 35 Mitarbeitenden zu schaffen. Besonders wichtig war dabei der Schritt in die digitale Zukunft: Dank mobiler Arbeitsplätze mit Tablets und flexibler Infrastruktur können sich Mitarbeitende überall im Büro einloggen – sei es am Arbeitsplatz, in der Besprechungsbox oder im Sitzungszimmer. Die Arena und der Pausenraum sind jeweils mit LED-Grossbildschirmen ausgestattet und ermöglichen interne Schulungen und Präsentationen auf professionellstem Niveau.
Nicht zuletzt ist der «Loop» auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel im ländlichen Raum. «Wir spüren den Druck, junge Talente für uns zu gewinnen», so Regula John. Moderne, attraktive Arbeitsplätze und eine offene Unternehmenskultur sollen dazu beitragen, neue Generationen für den Beruf zu begeistern. Auch als Ausbildungsbetrieb geht Bäumlin+John neue Wege – aktuell mit einer innovativen Sportlehre für einen angehenden Hochbauzeichner.
Stahl- und Metallbau – rundum anspruchsvoll
Der «Loop» lagert auf zwei von der Bausubstanz her betrachtet sehr unterschiedlichen Gebäuden. An drei Gebäudeseiten überragt er die bestehenden Bauten um einige Meter. Der unregelmässig deformierte Kreis der Aussenfassade resultiert aus dem Ausreizen der Ausnutzungsmöglichkeiten.
In materieller Hinsicht besteht der Büroaufbau aus einem tragenden Stahlbau, Pfosten-Riegel-Verglasungen, äusseren Verblechungen und raumseitigen Holzaufbauten.
Für die gesamte Konstruktion – exklusive Haustechnik und Elektronik – zeichnet die Rytz Metallbau AG in Zunzgen verantwortlich. «Als vielseitiges und technisch fortgeschrittenes Stahl- und Metallbauunternehmen durften wir die Gesamtrealisation des Stahl-, Metall-, und Glasbaus übernehmen», erläutert Sascha Frech, Leiter Technik der Rytz AG, gegenüber der «metall» und fügt an: «Angefangen von ersten Machbarkeitsstudien bis zur Bauvollendung durften wir dieses wirklich spannende, anspruchsvolle Bauvorhaben mitprägen.»
Der Weg zum Auftrag – und darüber hinaus
Aufgrund der hohen geometrischen und technischen Komplexität des Gebäudeaufbaus einigten sich die Auftraggeberin und die Rytz AG auf ein nicht alltägliches, aber sicher zielführendes Vorgehen: Die Rytz AG erhielt den Auftrag, zunächst aufgrund der Architektenpläne und Skizzen ein solides technisches Fundament zu schaffen. Das heisst: Machbarkeitsstudien zu erstellen, statische Berechnungen und Prüfungen vorzunehmen, Beschattungskonzepte zu erarbeiten und Details zu entwickeln; im Anschluss daran weitgehend ausgereifte Konstruktionspläne und entsprechende Submissionsunterlagen zu erstellen.
Auf Basis dieser Submissionsunterlagen folgte das ganzheitliche Angebot für die Ausführungsplanung, Herstellung und Montage, worauf der Rytz AG der Zuschlag erteilt wurde. Zur Unterstützung von weiteren visuellen und technischen Entscheidungen erstellte die Metallbauunternehmung ein Mock-up der Aussenhülle.
Stahlbau mit System und Raffinesse
Die Tragkonstruktion ruht teils auf dem Bestandsgebäude, teils greift sie punktuell in dessen Räume ein. Die Primär-Bodenträger verlaufen über die gesamte Fläche des «Loop». Darauf sitzt – fächerartig vom Zentrum ausstrahlend – die sekundäre Tragstruktur: HEB-260-Bodenträger, die mit den inneren und äusseren Pfostenprofilen der Verglasung sowie dem jeweiligen Deckenträger zu fixen Rahmen verschraubt sind. Das Resultat: Die Lasten der Dachkonstruktion werden direkt über die Verglasungspfosten abgetragen. Besonders im Aussenbereich überragen einige Träger das bestehende Gebäude in unterschiedlicher Tiefe. Wo grössere Lasten zu erwarten sind, kamen Doppelträger zum Einsatz – zwei HEB-Profile, verschweisst mit Verbindungslaschen. Alle Boden- und Dachträger verlaufen horizontal und bilden gemeinsam mit Innen- und Aussengerippe der Fassade die tragende, raumbildende Struktur.
Radiale Innenfassade – Glas trifft Präzision
Die innere Fassade folgt – wie eingangs erwähnt – einem exakten Radius. Segmentweise aufgebaut, besteht die Pfosten-Riegel-Fassade aus 68 individuellen Feldern. Zum Einsatz kamen RRK-Rohre mit unterschiedlichen Bautiefen für Pfosten und Riegel. Ein besonderes Highlight: Die hauseigene Aufsatzlösung von Rytz mit 60 mm schmalen Deckleisten sorgt für einen beinahe rahmenlosen Ganzglaseffekt. Die 3-fach-Isolierverglasung ist sowohl im Boden- als auch im Deckenbereich unsichtbar eingefasst.
Der rund 0,75 Meter hohe Dachrand ist mit thermisch getrennten, hochisolierten Aluminiumpaneelen und entsprechenden Abdeckblechen realisiert. Zur Regulierung des Tageslichts sind auf der Aussenseite vertikale, profilgeführte Textilmarkisen installiert – sie reagieren bedarfsgerecht dynamisch auf die Lichtintensität und fahren selektiv nach unten.
Aussenfassade mit Brise-Soleil – Technisches Meisterstück
Auch die Aussenfassade folgt dem Prinzip der Pfosten-Riegel-Konstruktion – doch hier sorgen aussergewöhnliche Brise-Soleil für spektakulären Sonnenschutz und architektonischen Ausdruck. 14 horizontal verlaufende Lamellenreihen, jede mit einem anderen Neigungswinkel, umschliessen das Gebäude und schützen gezielt vor direkter Sonneneinstrahlung. Die Geometrie der Lamellen basiert auf detaillierten Lichtanalysen und präzisen Berechnungen. Gefertigt aus farblos eloxiertem Aluminiumblech, bieten sie effektiven Blendschutz – egal, ob man im Rauminneren sitzt oder steht. Für die besonders tief stehende Sonne im Winter ergänzt ein verschiebbarer textiler Vorhang die Verschattung raumseitig.
Über 950 meist individuell geformte Blechlamellen, kreisbogenförmig geschnitten und mit Gewindebolzen versehen, sorgen für einen optimalen Blendschutz. Getragen werden sie von einer Haltekonstruktion aus bogenförmigen, vertikal stehenden, zweischnittig geführten Edelstahlblechen mit angeschweissten Konsolen. So konnten die Lamellen teilfixiert, in Form gedrückt und passgenau verschraubt werden – jede ein kleines Unikat.
Boden, Decke und Technik – durchdacht bis ins Detail
Auch der Boden- und der Dachaufbau sowie die Hohldecke gehörten zum Leistungsumfang der Rytz AG. In die HEB-Träger wurden horizontale Holzsparren eingeschoben, welche die Basis für Decke und Dach bilden. Im Hohlraum darunter befindet sich die gesamte Haustechnik – Elektro, Lüftung und mehr. Eine höchst detailorientierte Planung war nötig, um all diese Komponenten unterzubringen.
Im Bodenbereich setzte man ebenfalls auf Holz: Holzbinder und Bodenplatten, darüber eine Isolationsmatte und der fertige Bodenbelag. Die Unterseiten der auskragenden Loop-Bereiche sind mit farbig eloxierten, schuppenartig angeordneten Aluminiumblechen verkleidet. Darüber befinden sich zwei aufeinandergelegte Fermacell-Gipsfaserplatten – für den Brandschutz.
Herausforderungen und Lösungen
«Die Statik stellte aufgrund der wenigen Abstützpunkte eine echte Herausforderung dar», so Sascha Frech gegenüber der «metall». «Zusätzliche Stützen» – so Frech weiter – «mussten ins Bestandsgebäude integriert werden, ebenso wie Kragarme und tragende Durchdringungen der Aussenwand. Die statischen Berechnungen der Bestandsgebäude erstellte der externe Bauingenieur, und die den Stahl- und Metallbau betreffenden Dimensionierungen lösten wir mit dem hauseigenen Ingenieurwesen von Rytz. Zu erwähnen ist auch, dass die Montagearbeiten während des laufenden Betriebs in den unteren Geschossen erfolgten – eine zusätzliche Herausforderung, die ein Höchstmass an Koordination erforderte, denn die Form des Neubaus war alles andere als konventionell. Durch die komplexe, freigeformte Aussenkontur ergab sich eine enorme Bauteilvielfalt – insbesondere bei der Entwicklung der Brise-Soleil-Lamellen. Doch auch diese Aufgabe meisterte unser Team bestens.»
Montage mit Fingerspitzengefühl
Die Montage verlief reibungslos – dank einem eingespielten, erfahrenen Team und einer genauestens getakteten Logistik. Die Anlieferung der Elemente erfolgte «just in time». Für den Transport der empfindlichen Lamellen, die stehend und nicht liegend zu transportieren waren, wurde eine Spezialvorrichtung entwickelt.
Fazit – Architektur, die gelebt wird
Mit dem «Loop» ist Bäumlin+John weit mehr gelungen als eine gewöhnliche Büroerweiterung. Der Neubau ist ein architektonisches Statement – mutig, durchdacht, visionär. Er steht für eine neue Arbeitswelt: offen, flexibel, lichtdurchflutet und voller Leben. Ein Ort, der nicht nur Raum bietet, sondern Möglichkeiten schafft – und damit die DNA des Architekturbüros auch baulich zum Ausdruck bringt. Die Ausführung der Aussenhülle erforderte einen hohen Innovationsgeist in Kombination mit der Ausreizung technischer Möglichkeiten. Der «Loop» ist ein stahl- und metallbautechnisches Meisterwerk. ■
Bautafel
Objekt:
Büroaufstockung «Loop», Frick AG
Bauherrschaft:
JKB Immobilien AG, Frick
Architekt:
Bäumlin+John AG, Frick
Metall- und Stahlbau:
Rytz AG, Zunzgen / Projektleitung: Lazar Jancic
Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 2.8 wichtige Informationen zum Thema «Warmfassaden».
Technische Daten Fassadenglas
Dreifach-Isolierverglasung SILVERSTAR COMBI Neutral und SILVERSTAR EN2plus-Beschichtungen von der Glas Trösch AG.
U-Wert: 0,60 W/m 2 K (EN)
LT-Wert: 45%
g-Wert: 25%