

Hochentwickelte Lösung für die neue Zeltstadt in Tenero
Metall und Membrantechnik
Der Baukomplex des Nationalen Jugendsportzentrums Tenero CST, der sich auf einer grossen Fläche entlang des Ufers des Lago Maggiore erstreckt, wurde kürzlich um ein weiteres wichtiges Element erweitert. Gleichzeitig mit der Errichtung des neuen, vom Architekten Mario Botta geplanten Gebäudes «Brere» erfolgte auch eine Modernisierung des Campingplatzes, auf dem sowohl in technischer als auch in struktureller Hinsicht innovative Zelte aufgestellt wurden.
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Metall und Membrantechnik
Hochentwickelte Lösung für die neue Zeltstadt in Tenero
Der Baukomplex des Nationalen Jugendsportzentrums Tenero CST, der sich auf einer grossen Fläche entlang des Ufers des Lago Maggiore erstreckt, wurde kürzlich um ein weiteres wichtiges Element erweitert. Gleichzeitig mit der Errichtung des neuen, vom Architekten Mario Botta geplanten Gebäudes «Brere» erfolgte auch eine Modernisierung des Campingplatzes, auf dem sowohl in technischer als auch in struktureller Hinsicht innovative Zelte aufgestellt wurden.
Der in Tenero liegende Campingplatz des CST präsentiert sich heute in neuem Gewand. Die althergebrachten Militärzelte, die diesen Ort über viele Jahren gekennzeichnet hatten, wurden im Zuge der Bauarbeiten der vierten Stufe der Erweiterung des Gesamtkomplexes ersetzt. Dieser Bauabschnitt wurde im Frühjahr 2023 abgeschlossen. Sein Bauplan umfasste die Vergrösserung des bisherigen Parkplatzes, ein geändertes Zugangssystem (jetzt entlang der Sichtachse zum See), die Errichtung des Mehrzweckgebäudes «Brere» und die Modernisierung der Zelte des Campingplatzes. Letztgenanntes Zeltprojekt wurde vom Architekturbüro baserga mozzetti architetti sa, Muralto, geleitet und in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Patocchi Sagl Engineering, Cevio, realisiert.
Die Architektur
Zur Gästeunterbringung im Nationalen Sportzentrum in Tenero verfügt der vor etwa zehn Jahren vom Architekten Mario Botta neu strukturierte Campingplatz über 35 Zelte bzw. insgesamt 700 Betten. Im Lauf der Zeit entsprachen die Militärzelte nicht mehr den Anforderungen. Darüber hinaus hielten die alten Zelte auch der Schneelast nicht stand, weshalb sie im Herbst immer abgebaut und im darauffolgenden Frühjahr neu aufgestellt werden mussten.
Die Aufstellung der neuen Zelte und deren Positionierung erfolgte unter Beibehaltung der bereits bestehenden Fundamente. Auch die Kapazitäten der Zelte änderten sich nicht, berücksichtigt wurden jedoch die höheren Ansprüche in Bezug auf Funktionalität und Komfort. Gewünscht waren insbesondere eine bessere Belüftung im Sommer, ein höherer Schutz gegen Sonnenstrahlen und die dadurch entstehende Überhitzung sowie ein besseres Platzangebot, um die Zelte tagsüber nutzen zu können und um dort Gepäck aufzubewahren. Die veränderte Gestalt im Vergleich zu den ursprünglichen Zelten resultiert aus der höheren Stabilität und einem besseren Schutz vor der Witterung bei gleichzeitiger Verbesserung des Klimas der Zelte. Zeitgleich mit dem Austausch der Zelte erfolgte unter Leitung des Landschaftsarchitekten Giorgio Aeberli eine graduelle Auswechslung und Differenzierung des Baumbestands mit dem Ziel, die Beschattung der Zelte und die Biodiversität auf dem Sportgelände zu verbessern.
Metall und Membran
Durch die hohen Synergieeffekte beim Verschmelzen dieser beiden Elemente entstand eine textile Architektur, die sich optimal in den planerischen und evolutionären Kontext eines Zentrums von nationaler Bedeutung wie des CST Tenero einfügt.
Unter textiler Architektur versteht man eine konstruktive Gestaltung vorzugsweise mit Membranen, wobei diese nicht nur die Aufgaben einer einfachen Hülle besitzen, sondern wie bei diesem Zeltdorf wesentliche Bestandteile des Objekts sind. Ziel war es, den verfügbaren Platz und den Komfort zu optimieren, damit der Endbenutzer eine zeitgenössische und moderne Umgebung geniessen kann; mit einem Augenzwinkern bedacht werden dabei die massgeblichen Werte, aufgrund deren Camping eine Lebensphilosophie ist: Flexibilität, Freiheit, Spontaneität und Teamgeist. Vor diesem Hintergrund ergibt sich eindeutig ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der flexiblen und adaptierbaren Membranstruktur und der Stabilität des Metalls.
Eine solche Lösung besitzt zahlreiche Vorteile: Sie ist extrem leicht und verbraucht nur wenig Material bei geringer Umweltbelastung, sie reagiert während der vier Jahreszeiten gut auf starke äussere Einflüsse (Schnee/Wind), ist witterungsbeständig und weist eine lange Lebensdauer sowie niedrige Baukosten auf.
Aufgrund des völlig neuen Zelttyps wurde vor Aufstellung der insgesamt 35 Zelte ein Musterzelt gebaut, womit sich Funktion, Leistung und Konstruktionseffektivität des Gesamtauftrags überprüfen liessen. Nach Fertigstellung der Arbeiten wurden auch im Musterzelt die nachträglichen Änderungswünsche berücksichtigt.
Kühlsystem
Das Vermeiden einer Überhitzung der Zelte im Sommer entpuppte sich als eines der Hauptthemen, mit denen sich das Projektteam, unterstützt vom Ingenieurstudio IFEC SA, beschäftigen musste. Das Konzept für Überhitzungsschutz basiert auf einem natürlichen Dachbelüftungssystem, der Verwendung von Planen mit reflektierender Folie und aufwickelbaren Planen, mit denen sich die Seitenwände fast vollständig öffnen lassen. Die Satteldächer der Zelte verfügen über eine äussere Hauptplane und eine innere Plane; wird Letztere seitlich nach unten umgeschlagen, dient sie ebenfalls als vertikale Zeltverkleidung. Die Belüftung des Hohlraums zwischen den beiden Planen erfolgt über spezielle Insektenschutzgitter, die unter der Traufe des Satteldachs verlaufen, sowie über den doppelt ausgebildeten First, der ebenfalls mit Lüftungsgittern ausgestattet ist. Wird die äussere Dachplane direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt, erwärmt sich die Luft im Hohlraum und es entsteht ein natürlicher Konvektionseffekt; dadurch wird die eindringende Wärme teilweise nach aussen abgeführt, was erheblich zur Zeltkühlung beiträgt.
Auf den beiden Planen, die das Zeltdach bilden, sind reflektierende Folien aufgebracht, die dem Hohlraum des Dachs schützend zugewandt sind. Dank dieser reflektierenden Spezialfolien wird der durch Strahlung über das Dach eingeleitete Wärmeeintrag effizient reduziert. An den Planen der Längsfassade befinden sich weitere Planen zum Aufwickeln, mit deren Hilfe sich eine grosse Öffnung in den beiden Längsfassaden und damit eine natürliche Belüftung der Innenbereiche der Zelte schaffen lässt.
Messungen am Musterzelt zeigten, dass die maximale Innentemperatur an Tagen mit starker Sonneneinstrahlung um 15 °C niedriger ist als die in den alten Militärzelten gemessene Temperatur. Erfreulich ist auch, dass in den Frühjahrs- und Herbstmonaten die Neigung zur Kondenswasserbildung deutlich geringer ausfällt. Tatsächlich ist in den neuen Zelten die kritische Zeitperiode fast 90% kürzer als in den alten Militärzelten.
Metallkonstruktion
Das gesamte Tragwerk ist in Leichtmetallbauweise hergestellt und besteht aus einzelnen Tragfeldern, die unter den Dachflächen mithilfe von Querträgern miteinander verbunden sind. Die beiden Zeltenden und die Zugangsöffnungen zu den Zelten bestehen aus nach aussen geneigten Stahlrohrjochen, die mit Querstreben und Rispen stabilisiert sind. Durch diese Besonderheit erhalten die Zelte nicht nur eine spezielle architektonische Form, sie stabilisiert ausserdem das Tragwerk der Zelte.
Der Untergrund, auf dem das Tragwerk ruht, besteht aus einer 20 cm dicken Stahlbetonplatte mit Randverstärkung. Die Befestigung der Zelte an der Grundplatte erfolgt mithilfe von zwei Stahlrohrrahmen, die mit Ankerbolzen an den Plattformlängsseiten verankert sind. Die Stahlrohre des Unterbaus sind mit Bolzen ausgestattet, um daran das gesamte Zelttragwerk zu befestigen. Die dieser Konstruktion zugrunde liegende Lösung sieht ausserdem das Spannen der Planen mithilfe spezieller Spannvorrichtungen sowie eine minimale natürliche Belüftung der Zelte für den Fall vor, dass die seitlichen Planen vollständig geschlossen werden. Diese Belüftung erfolgt durch spezielle Gitter.
Die Pfosten der Tragfelder dienen gleichzeitig als Halterung zum Befestigen der zehn an den Zeltseiten befindlichen Sitzbänke.
Aussenhülle mit Brandschutzklasse
Die für die Aussenhülle verwendeten Planen bestehen aus PES-Gewebe, das mit sandgrauem PVC beschichtet ist. Brandschutzklasse B1 (schwer entflammbar).
Die Befestigung der Planen am Tragwerk erfolgt mithilfe von Rundmaterial, das an den Rändern der Planen angebracht ist. Dieses Rundmaterial gleitet in den dafür vorgesehenen Rillen, die sich in den Metallprofilen befinden. Auf diese Weise sind die beiden Elemente, Membran und Metall, linear und beständig verbunden, obwohl sie diametral unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Das Spannen erfolgt mit Spannvorrichtungen. Für die Aussenplanen befinden sich diese unter dem First und für die Planen, die die Fassaden bilden, am Unterbau der Konstruktion.
Inneneinrichtung mit Rauchmeldeanlage
Alle Zelte verfügen über eine Rauchmeldeanlage, ein System für künstliche Beleuchtung sowie über verdunkelnde Planen und Mückennetze. Zehn aus Stahl konstruierte Etagenbetten bieten Übernachtungsmöglichkeiten für zwanzig Gäste. Zur Einrichtung gehören ausserdem zwei Metallschränke für die gemeinschaftliche Verwendung und zehn an den beiden Fassadenseiten befindliche Sitzbänke. Die Sitzflächen bestehen aus Lochblechen, die Tragkonstruktion aus Stahlrohren.
Die Sitzbänke waren das Ergebnis einer speziellen Studie, deren Ziel die Kostenminimierung ohne Beeinträchtigung der Qualität, Funktionalität oder Belastbarkeit war. Die Befestigung an den Tragwerkspfosten der Zelte ist unkompliziert und rationell. Sie erlaubt das einfache Einstellen der gewünschten Sitzbankneigung und ein präzises Fluchten deren Vorderkanten untereinander. ■
Nationales Jugendsportzentrum Tenero
Das Nationale Jugendsportzentrum Tenero CST untersteht dem Bundesamt für Sport, Hauptsitz in Magglingen, Zuständigkeitsbereich des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS).
Tenero fördert den Jugendsport, indem es Schulen, Organisationen und Sportverbände aus der ganzen Schweiz beherbergt. Im Vordergrund stehen daher sowohl der Breitensport wie auch die Unterstützung hoffnungsvoller Schweizer Sportler/innen.
Im CST wird nicht nur sportliche Betätigung angeboten, sondern auch das Zusammentreffen und gesellige Miteinander von Jugendlichen der drei Landessprachen gefördert.
www.cstenero.ch
Bautafel
Objekt:
Nationales Jugendsportzentrum, Tenero
Bauherrschaft:
Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Bauten und Logistik BBL
Planung:
Studio Mario Botta Architetti, Mendrisio
Architekturprojekt:
baserga mozzetti architetti sa, Muralto
Konstruktionsprojekt:
Patocchi Sagl Engineering, Cevio
Membrantechnik:
Bieri Tenta AG, Grosswangen