März 2022
März 2022
Abo

Glasbau SIA 2057 an der HSLU T&A in Horw

Glastechnik

Der Einsatz von Glas deckt heute ein breites Anwendungsspektrum ab. Neben grossformatigen Fassadenverglasungen über Dächer bis hin zu lastabtragenden Elementen wie Treppenstufen, Trägern und Stützen. Mit den Anwendungen stiegen auch die Anforderungen an das Glas. Oft ist eine ingenieurtechnische Betrachtung notwendig und es stellen sich auch vermehrt sicherheitsrelevante Fragestellungen wie beispielsweise zur Absturzsicherung oder Resttragfähigkeit. Mit dem neuen SIA-Merkblatt 2057 Glasbau soll eine einheitliche Basis zur sicheren Glasbemessung in der Schweiz geschaffen werden.


Login

Danke für Ihr Interesse an unseren Inhalten. Abonnenten der Fachzeitschrift metall finden das Login für den Vollzugriff im Impressum der aktuellen Printausgabe. Das Passwort ändert monatlich.


Jetzt registrieren und lesen. Registrieren Sie sich um einzelne Artikel zu lesen und einfach per Kreditkarte zu bezahlen. (CHF 5,- pro Artikel)
Als registrierter Benutzer haben Sie jederzeit Zugriff auf Ihre gekauften Artikel.

Sollten Sie als interessierte Fachkraft im Metall-, Stahl- und Fassadenbau die Fachzeitschrift metall tatsächlich noch nicht abonniert haben, verlieren Sie keine Zeit und bestellen Sie Ihr persönliches Abonnement gleich hier.

Bild HSLU T&A, Horw. Am Kompetenzzentrum Gebäudehülle und Ingenieurbau (CC GH + IB) an der Hochschule Luzern werden Unternehmer bei der versuchstechnischen Erfüllung der Sicherheitsanforderungen unterstützt.
Bild HSLU T&A, Horw. Am Kompetenzzentrum Gebäudehülle und Ingenieurbau (CC GH + IB) an der Hochschule Luzern werden Unternehmer bei der versuchstechnischen Erfüllung der Sicherheitsanforderungen unterstützt.

Glastechnik

Glasbau SIA 2057 an der HSLU T&A in Horw

Der Einsatz von Glas deckt heute ein breites Anwendungsspektrum ab. Neben grossformatigen Fassadenverglasungen über Dächer bis hin zu lastabtragenden Elementen wie Treppenstufen, Trägern und Stützen. Mit den Anwendungen stiegen auch die Anforderungen an das Glas. Oft ist eine ingenieurtechnische Betrachtung notwendig und es stellen sich auch vermehrt sicherheitsrelevante Fragestellungen wie beispielsweise zur Absturzsicherung oder Resttragfähigkeit. Mit dem neuen SIA-Merkblatt 2057 Glasbau soll eine einheitliche Basis zur sicheren Glasbemessung in der Schweiz geschaffen werden.

Autoren: Thomas Wüest, Thomas Stöckli / Bilder: HSLU T&A, Horw und Redaktion

Basierend auf Schätzungen des Schweizer Instituts für Glas am Bau (SIGAB) entstehen durch falsche Bemessungen und Anwendungen von Glas jährlich Schäden in Millionenhöhe. Glas wird oft nicht oder nur rudimentär bemessen, oder es wird auf Normen und Richtlinien aus dem Ausland zurückgegriffen. Viele davon sind jedoch mit dem Sicherheitskonzept des SIA-260er-Normenreihe nicht kompatibel.
Mit dem von der Normenkommission SIA 268 erarbeiteten Merkblatt SIA 2057 Glasbau, das sich an Fachleute der Projektierung, Bauleitung und Bauausführung sowie Bauherrschaften richtet, soll diese Lücke geschlossen werden. Das Merkblatt ist so ausgelegt, dass weiterhin eine einfache und sichere Bemessung von Glas sowie innovative Lösungen ermöglicht werden.

Vierstufiges Sicherheitskonzept

Die bisher angewendeten Regeln und Vorkehrungen wurden neu in ein «Vierstufiges Sicherheitskonzept» zusammengefasst: dem Tragsicherheitsnachweis, dem Gebrauchstauglichkeitsnachweis, dem Nachweis des sicheren Bruchverhaltens und dem Nachweis im gebrochenen Zustand. So gibt es für Glas einen Tragsicherheitsnachweis, der sicherstellt, dass die zu erwartende Belastung getragen werden kann. Mit dem Gebrauchstauglichkeitsnachweis werden die Verformungen beschränkt. Das sichere Bruchverhalten soll Personen währen des Glasbruches vor Verletzungen schützen. Mit dem Nachweis im Bruchzustand (NB-Konzept) wird sichergestellt, dass die gebrochene Verglasung keine Gefährdung für die Zeit nach dem Bruch darstellt.
Neben den genannten Bemessungs- und Sicherheitsanforderungen ist es auch ein Anliegen des Merkblattes, die Anwender und Anwenderinnen auf die Risiken bei einer ungünstigen Glaswahl hinzuweisen. Es werden keine kategorischen Verbote ausgesprochen; dennoch werden bei kritischen Bauteilen bzw. Glasanwendungen höhere Anforderungen gestellt. Ein typisches Beispiel ist die Verwendung von monolithischem Einscheibensicherheitsglas (ESG), welches aufgrund von Nickelsulfid-Einschlüssen jederzeit spontan ohne äussere Einflüsse brechen kann. Auch durch den Heat-Soak-Test (ESG-HST) kann dieses Risiko nicht gänzlich ausgeschlossen werden, weshalb eine projektspezifische Risikoanalyse verlangt wird. Zudem hat der Planer bzw. die Planerin den Bauherrn über das bestehende Risiko zu informieren.
  

Bild: Redaktion. Die bisher angewendeten Regeln und Vorkehrungen wurden im Merkblatt SIA 2057 Glasbau in ein «4-stufiges Sicherheitskonzept» zusammengefasst. Dies beinhaltet: Tragsicherheitsnachweis, Gebrauchstauglichkeitsnachweis, Nachweis des sicheren Bruchverhaltens und – passend zum Bild – den Nachweis im gebrochenen Zustand.
Bild: Redaktion. Die bisher angewendeten Regeln und Vorkehrungen wurden im Merkblatt SIA 2057 Glasbau in ein «4-stufiges Sicherheitskonzept» zusammengefasst. Dies beinhaltet: Tragsicherheitsnachweis, Gebrauchstauglichkeitsnachweis, Nachweis des sicheren Bruchverhaltens und – passend zum Bild – den Nachweis im gebrochenen Zustand.

 

Unternehmer erhalten technische Unterstützung

Der SIA 2057 fordert kaum Versuche, da diese meist zeit- und kostenintensiv sind. Dennoch dient das umfangreiche NB-Konzept mit der Testoption als Werkzeugkasten zur Definition verschiedenster Sicherheitsanforderungen. Mit der Infrastruktur des Kompetenzzentrum Gebäudehülle und Ingenieurbau (CC GH + IB) an der Hochschule Luzern unterstützt er Unternehmer bei der versuchstechnischen Erfüllung der Sicherheitsanforderungen. Von Punkt- oder Flächenlast an intakten oder gebrochenen Verglasungen bis hin zu Pendelschlagversuchen sind wir ein kompetenter Partner für die Praxis.

 

Solare Bestrahlungsanlage für Fogging-Versuche an Closed-Cavity-Fassaden (CCF).
Solare Bestrahlungsanlage für Fogging-Versuche an Closed-Cavity-Fassaden (CCF).


Das CC GH+ IB fördert  in Horw eine anwendungsbezogene Ausbildung der angehenden Fassadeningenieur*innen auch im Bereich SIA 2057. Durch die Zusammenarbeit in Forschungs-, Entwicklungs- und Dienstleistungsprojekten wird wertvolles Know-how für Planung, Ausführung und Lehre generiert. So fliessen die Erkenntnisse aus der abwechslungsreichen Zusammenarbeit laufend in die Aus- und Weiterbildung ein, sodass die Bedürfnisse der Praxis gerecht werden. Diesbezüglich wird auch ein Weiterbildungsangebot zu SIA 2057 aufgebaut, welches Ausführenden, Planern, Architekten wie auch Technikern und Ingenieuren die Arbeit mit Glas näherbringt. 

www. hslu.ch/wbk-glasbau     ■