Mai 2021
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Gläserner Anbau als «historische» Werkstatt

Balkone / Profile / Verglasungen

Gründerzeit, Punk und Denkmalschutz – bei der Renovierung und dem Umbau eines historischen Wohnhauses in Zürich Wipkingen prallten Welten aufeinander. Durch die stimmige Bearbeitung durch AMJGS Architektur vereinten sich diese zu einem harmonischen Ganzen. Einen grossen Anteil daran hatte ein mehrstöckiger Anbau aus Glas, der durch die Baur Metallbau AG mit Janisol Arte 2.0 Stahlprofilen umgesetzt wurde.


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Das 1891 im Stil der Gründerzeit erbaute Wohnhaus erhielt einen industriell wirkenden gläsernen Anbau aus Stahlträgern und Janisol Arte 2.0-Stahlprofilen.
Das 1891 im Stil der Gründerzeit erbaute Wohnhaus erhielt einen industriell wirkenden gläsernen Anbau aus Stahlträgern und Janisol Arte 2.0-Stahlprofilen.

Balkone / Profile / Verglasungen

Gläserner Anbau als «historische» Werkstatt

Gründerzeit, Punk und Denkmalschutz – bei der Renovierung und dem Umbau eines historischen Wohnhauses in Zürich Wipkingen prallten Welten aufeinander. Durch die stimmige Bearbeitung durch AMJGS Architektur vereinten sich diese zu einem harmonischen Ganzen. Einen grossen Anteil daran hatte ein mehrstöckiger Anbau aus Glas, der durch die Baur Metallbau AG mit Janisol Arte 2.0 Stahlprofilen umgesetzt wurde.

Text: Nicola Schröder, Conzept-B, Bilder: Judith Stadler/Das Bild, Bildrechte: Jansen AG

Man mag sich fragen, wie sich derart gegensätzliche Dinge vereinbaren lassen: ein als schützenswert eingestuftes Gebäude in Klinkeroptik, die Punkbewegung und Hausbesetzungen der 1990er-Jahre und modernster Wohnkomfort. Im Fall des Klinkerbaus in Zürich Wipkingen war es die fruchtbare Zusammenarbeit von Bauherrschaft, Architekten und Denkmalpflege, die aus der Herausforderung eine ebenso ungewöhnliche wie überzeugende Lösung machte.
Das 1891 im Stil der Gründerzeit erbaute Wohnhaus war über die Jahre mehrfach umgebaut und erweitert worden. In den 1930er- und 1940er-Jahren erhielt es diverse Anbauten und zum Garten hin eine Aufstockung mit einer Dachumgestaltung. Während die Aussenseite dabei noch weitgehend die ursprüngliche Optik behielt, war das Innere in den 1970er-Jahre entkernt und dem Stil der Zeit angepasst worden. Das Ziel des Bauherrn Niklaus Leuthold und der Architekten von AMJGS Architektur war es, mit einem Umbau dem Ursprungszustand des typischen Gründerzeitbaus wieder möglichst nahe zu kommen und dennoch dessen Wohnwert zu steigern.

Gemeinschaftliches Wohnprojekt

Bei der Sanierung wurde darauf geachtet, möglichst authentisches historisches Material, Bauweisen und Details zu verwenden. Dabei liess man sich von historischen Vorbildern aus der gleichen Bauzeit und Umgebung inspirieren. Elemente, die für Komfort und Energieeffizienz sorgen, wie Fenster und Türen, entstanden neu nach historischem Vorbild. Sie erhielten jedoch Originaldetails wie Kastenschlösser oder Stangenverschlüsse. Das Originalparkett wurde, wo noch vorhanden, ausgebaut, nummeriert, gereinigt und nach einer schall- und brandschutztechnischen Aufarbeitung der Decken wieder eingebaut.
Bei der geplanten Erweiterung des Gebäudes sollte eine Alternative zu den Vorgängern in massiver Klinkerbauweise entstehen, möglichst aus Glas. Dank der engen Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wurde es möglich, etwas zu schaffen, das der historischen Bauepoche entspricht und doch etwas ganz Eigenständiges darstellt. Nach der Intention der Architekten orientiert sich der Anbau aus Stahl und Glas an historischen Vorbildern, um sie gleichzeitig auf eine Art zu interpretieren. «Seine Fassade sollte kleinteilige Fensterflächen bekommen, was mit dem Janisol-Arte-Profil von Jansen sehr gut umzusetzen ist. Es ist ein tolles Produkt, aber man braucht auch einen Metallbauer, der genau weiss, wie damit umzugehen ist», erklären Sandra König und Anja Meyer von AMJGS Architektur zum Anbau und der Zusammenarbeit mit der Baur Metallbau AG. 

Der Ausgangspunkt des Baukörpers war der Wunsch des Bauherrn, das Haus als gemeinschaftliches Wohnprojekt anzulegen. Daraus folgte die Suche nach einer Möglichkeit, wie alle drei übereinanderliegenden Wohnparteien direkt in den Garten und zueinander gelangen könnten. Die Ausformulierung des Anbaus resultierte schliesslich aus Anleihen bei historischen Industriebauten. Eine Werkstatt war die Idee, bei der speziell die Bauten von Jean Prouvé als Vorbilder dienten. Ausgesponnen wurde deren Ästhetik zwischen den Architekten, dem Bauherrn und dem Kunsthandwerker und Metallkünstler Gregor Portmann, der eine Spindeltreppe, Geländer und Brücken entwarf. Zusätzlich wurde die Künstlerin Maja Thommen herangezogen, die eine Plastik für die Aussenfassade des Anbaus schuf. Leuthold, Portmann und Thommen verbindet eine gemeinsame Geschichte als Kulturschaffende. Gemäss Architekten sind darauf anspielend viele Reminiszenzen und Anspielungen auf die Punk-Bewegung und die Hausbesetzungen der 1990er-Jahre sowie die damit verbundenen Subkulturen der letzten drei Jahrzehnte in der Ästhetik, der Formensprache und der Materialisierung des Anbaus enthalten.
  

«Ausgesponnen wurde deren Ästhetik zwischen den Architekten, dem Bauherrn und dem Kunsthandwerker und Metallkünstler Gregor Portmann.»  

Historisierende Materialisierung

Der Altbau erstrahlt heute mit seinen hellen Holzböden, weissen Wänden und Türen, gemusterten Boden- und farbigen Wandplatten sowie den warmen Klinkertönen wieder in einer einladenden Wohnlichkeit. Der industriell wirkende Anbau bildet hier einen gelungenen Kontrast aus rohen Stahlträgern, lasierten Betondecken und spiegelnden Glasscheiben in korrespondierenden Janisol Arte 2.0-Stahlprofilen. Janisol Arte 2.0. erfüllt in diesem Kontext optimal den Anspruch, einen denkmalgeschützten Bau sanft und optisch authentisch in einen zeitgemässen Wohnkomfort zu überführen. Das filigrane Fenstersystem bietet sich für die Rekonstruktion historischer Fenster speziell an. Mit den schmalen Profilansichtsbreiten von lediglich 25 bzw. 40 mm bei Festverglasungen und einer Bautiefe von 60 mm entstehen feine und dennoch stabile Konstruktionen mit einem hohen Glasanteil und exzellenter Wärmedämmung. Das System Janisol Arte 2.0 ermöglicht die Konstruktion von nach innen und nach aussen öffnenden Fenstern als Dreh-, Stulp-, Kipp- oder Klappfenstern und Festverglasungen in Elementgrössen von bis zu 1000 mm Breite und 2400 mm Höhe (max. 150 kg/Flügel). Spezielle Öffnungsarten wie Senkklapp-, Schwing- und Schiebefenster sind ebenfalls möglich. Diese Möglichkeiten überzeugten auch die Architekten und die Bauherrschaft, bei der Umsetzung des gläsernen Anbaus auf das System Janisol Arte 2.0 von Jansen zu setzen.  

Der industriell wirkende Anbau bildet einen gelungenen Kontrast. Er beherbergt eine Küche, die aus Stahl und Holz gearbeitet ist und optisch den Werkstattcharakter unterstreicht.
Der industriell wirkende Anbau bildet einen gelungenen Kontrast. Er beherbergt eine Küche, die aus Stahl und Holz gearbeitet ist und optisch den Werkstattcharakter unterstreicht.

Birnbaumholz aus dem Garten

Die integrierte Küche fungiert als Aufenthalts- und Wohnraum sowie als optisches Bindeglied zwischen Alt und Neu. Sie ist aus Stahl und Holz gebaut und unterstreicht den Werkstattcharakter. Die Fronten der Küche bestehen aus Birnbaumholz aus dem eigenen Garten des Hauses. Das in der Gründerzeit erbaute Wohnhaus widerspiegelt nach seiner Sanierung wieder seinen Ursprungszustand vom Ende des 19. Jahrhunderts, entspricht jedoch auch den Komfortansprüchen von heute. Mit dem mehrstöckigen Anbau aus Glas gelingt es, alle Ansprüche auf eine innovative Art und Weise zu verknüpfen.  

Eine zusätzliche Unterspannung mit Stahlschwertern und Rundstahl macht die leichte Bodenplatte zu einem stabilen Tragwerk.
Eine zusätzliche Unterspannung mit Stahlschwertern und Rundstahl macht die leichte Bodenplatte zu einem stabilen Tragwerk.

Treppe, Balkon und Brücke

(Ergänzung durch Redaktion)
Einen speziell edlen Effekt generieren auch die Eckausbildungen der verglasten Bauteile. Als Ganzglasecken gebaut, sind sie frei von vertikalen Profilen. Lediglich die schwarz glänzende Beschichtung markiert die Eckkanten.
Spannend wirkt auch die für die Erschliessung der drei Ebenen angebaute Spindeltreppe. Die am Spindelrohr angeschweissten Stufen sind als einzelne Schalen aus lasergeschnittenen Stahlblechen zusammengeschweisst. Die Gehflächen sind mit Holz belegt. An den einzelnen Geländerpfosten ist jeweils oben ein Rohrstotzen zur Durchführung des Drahtseils, das als Handlauf wirkt, angeschweisst. Die Füllelemente bestehen aus formschönen Stahlrahmen, versehen mit eingesetzten Streckmetallen.

Die von der Dachterrasse zur Spindeltreppe führend Brücke wirkt optisch sehr leicht. Ein filigraner Bodenrahmen mit eingeschweissten Diagonalstreben bildet, zusammen mit den beiden Stahlstützen, die primäre Tragkonstruktion. Eine zusätzliche Unterspannung mit Stahlschwertern und Rundstahl macht die leichte Bodenplatte zu einem stabilen Tragwerk. 

Bautafel 

Bauherr:

Niklaus Leuthold, Zürich

Architektur:

AMJGS Architektur, Zürich:

Metallbau:

Baur Metallbau AG, Mettmenstetten

Verwendete Stahlprofilsysteme:

Janisol Arte 2.0

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 2.39 wichtige Informationen zum Thema «Anbaubalkone».