September 2015
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Gefährlich stürmisch

EXPERTISE

An einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade waren nach einem Sturm einige Fassadenplatten aus Keramik abgestürzt. Im Beitrag werden die Ursachen erläutert und Tipps zur Schadensvermeidung gegeben.


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Der Sachverständige für das Metallbauerhandwerk war zu einem mehrgeschossigen Wohnhaus mit vorgehängter hinterlüfteter Fassade gerufen worden, weil sich während eines Sturms Teile der Bekleidung gelöst hatten und heruntergefallen waren. Die betroffenen Bereiche rund um das Gebäude waren abgesperrt. Der Sachverständige hatte die Aufgabe, die Fassade zu begutachten und festzustellen, weshalb die Teile abgestürzt waren.Die vorgehängte hinterlüftete Fassade ist an einem bis zu elf Stockwerke hohen Gebäudekomplex mit Wohnnutzung montiert. Die Konstruktion besteht aus horizontal verlegten Tragprofilen, die als Aluminiumstrangpressprofile ausgeführt sind. Diese sind im Abstand von bis zu 1250 Millimeter an senkrecht am Gebäude befestigten Aluminiumhalbzeugen mit Blindnieten von 4,8 Millimeter Durchmesser befestigt. In die horizontal verlegten Tragprofile sind Keramikplatten mit je zwei Einzelhaltern eingesetzt. Die Halter sichern die jeweils untere Platte gegen Kippen. Gleichzeitig werden die jeweils oberen Platten aufgenommen. Die horizontalen Tragprofile sind nicht über den senkrechten Unterkonstruktionen zum Gebäude gestossen, sondern in den freien Feldern und dort mit senkrechten Blechhinterlegungen verbunden.Beachten Sie die NormWährend eines Unwetters mit erheblichen Windböen haben sich Verformungen der Fassadenbekleidung ergeben, die zum Absturz von Fassadenplatten führten. Nach Öffnung der Verkleidung stellte sich heraus, dass einige Blindnieten zwischen horizontalem Tragprofil und senkrechter Unterkonstruktion versagt hatten. Die Nietköpfe waren abgerissen. Weiterhin fanden sich, wahrscheinlich schon bei der Montage entstanden, ausgerissene Nieten in zu grossen Vorbohrungen. Genormt sind hinterlüftete Aussenwandbekleidungen in der DIN 18516-1 Aussenwandbekleidungen, hinterlüftet; Teil 1: Anforderungen, Prüfgrundsätze. Die aktuelle Fassung trägt das Ausgabedatum Juni 2010. Für die Fassadenkonstruktion liegt zudem eine Systemstatik vor, die typengeprüft ist.Weisen Sie die Niete statisch nachDas Schadensbild weist eindeutig auf ein Versagen der Nietverbindungen hin. Dadurch entstehen auch die Verformungen. Bezüglich der zulässigen Lasten dieser Nietverbindungen ist in der statischen Typenberechnung zu den zulässigen Lasten der Befestigungsmittel Folgendes zu finden: Zur Bemessung von Befestigungen stehen verschiedene Bemessungskonzepte zur Verfügung. Man unterscheidet ein Bemessungskonzept mit globalem Sicherheitsbeiwert und ein Konzept mit Teilsicherheitsbeiwerten. Bis etwa im Jahr 2000 wurde in der Befestigungstechnik vorwiegend mit globalen Sicherheitsbeiwerten bemessen. Bei einer Bemessung mit globalem Sicherheitsbeiwert wird eine zulässige Last aus dem Fünf-Prozent-Fraktilen der Höchstlasten beziehungsweise aus dem charakteristischen Widerstand und einem globalem Sicherheitsbeiwert abgeleitet.In der DIN 18516-1:1999-12, der für diesen Schadensfall heranzuziehenden Fassung, wird unter Abschnitt 6.3 bezüglich der Bemessung von den Verbindungsmitteln daher wie folgt gefordert: «6.3.1 Alle Teile der Aussenwandbekleidung sind mit den Sicherheiten beziehungsweise zulässigen Spannungen zu bemessen, die in den entsprechenden Normen festgelegt sind.6.3.2 Die Tragfähigkeit von Verbindungen und Befestigungen, die nicht in Normen oder bauaufsichtlichen Zulassungen geregelt sind, ist aufgrund von Prüfungen nach Anlage 3 nachzuweisen. Auf die Bauregelliste A Teil 2 wird verwiesen. Die zulässigen Lasten sind aus dem Fünf-Prozent-Fraktilen der Bruchlasten bei einem Vertrauensniveau von 75 Prozent und einer Sicherheit von y = 3 zu ermitteln.»Verwenden Sie die richtigen NietenDamit wird deutlich, dass die zulässige Belastung der verwendeten Blindnieten normgemäss und unter Beachtung der geforderten Sicherheit ermittelt wurde. Der Spannungsnachweis für die Maximalbelastung im Randbereich der Befestigung des Tragprofils mit Blindnieten weist eine Zugbelastung von 512,1 Newton aus. Die maximal aufnehmbare Zuglast für die Blindnieten beträgt 1810 Newton, so dass sich eine zulässige Zugbelastung von 603 Newton ergibt. Eine Gefährdungder Tragfähigkeit ist unter Beachtungdes dreifachen Sicherheitsbeiwertes demnachauch unter den schlechtesten Bedingungen nichtgegeben. Die Nietverbindungen sind bei fachgerechterVerarbeitung ausreichend tragfähig.