Dezember 2022
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Franklinturm prägt die Skyline in Zürich Oerlikon

Fassadenbau / Glastechnik

Mit seiner markanten und einheitlich gegliederten Fassade prägt der 80 Meter hohe Franklinturm das Areal des neuen Bahnhofs Zürich Oerlikon. Am Tag des Baustellenbesuchs montierte Fassadenbauer Gartner im obersten Geschoss gerade die letzten 3,30 Meter hohen Elemente dieser besonders nachhaltigen Closed-Cavity-Fassade.


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Dicht an den Gleisen prägt der neue, 21-geschossige, abgestufte Baukörper die Skyline von Zürich Oerlikon.
Dicht an den Gleisen prägt der neue, 21-geschossige, abgestufte Baukörper die Skyline von Zürich Oerlikon.

 

Fassadenbau / Glastechnik

Franklinturm prägt die Skyline in Zürich Oerlikon

Mit seiner markanten und einheitlich gegliederten Fassade prägt der 80 Meter hohe Franklinturm das Areal des neuen Bahnhofs Zürich Oerlikon. Am Tag des Baustellenbesuchs montierte Fassadenbauer Gartner im obersten Geschoss gerade die letzten 3,30 Meter hohen Elemente dieser besonders nachhaltigen Closed-Cavity-Fassade.

Text: Dr. Jochen Mignat (Gartner) und Redaktion / Bilder: René Dürr, Architekturfotografie, Zürich / Bilder mit der Drone: Dimitri Dürr.

Im Norden Zürichs setzt der Franklinturm zusammen mit dem Andreasturm ein Zeichen für den Wandel des ehemaligen Industriequartiers zu einem modernen und boomenden Dienstleistungszentrum. Über den neuen Bahnhof Oerlikon sind sowohl der Flughafen wie der Hauptbahnhof in Zürich in wenigen Minuten erreichbar. Südlich des sechstgrössten Bahnhofs der Schweiz erstreckt sich der Turm entlang der Gleise an der Hofwiesenstrasse und fügt sich harmonisch in das Stadtbild ein.
Das in drei Höhen gestaffelte Gebäude, das im Juni 2023 eröffnet werden soll, bietet grosse Terrassen und kragt teilweise über die Bahngleise aus. Seine lichtdurchfluteten Büroräume bieten trotzdem eine ruhige Arbeitsatmosphäre, da hochtransparente Fassaden für eine sehr hohe Schalldämmung sorgen.

 

Höchste Nachhaltigkeitskriterien werden erfüllt

Entworfen wurde das spannungsvoll proportionierte Hochhaus von den Zürcher Architekten Armon Semadeni für die SBB AG Immobilien Development in Zürich als Bauherrin. Ein niedriger, fünfgeschossiger Gebäudeteil schliesst den südlichen Bahnhofsplatz räumlich ab. In Richtung Osten geht der elfgeschossige, mittlere Bauteil in ein 21-geschossiges Bauteil über. Im 5. und 11. Geschoss entstanden so grosse Terrassen mit Weitblick über die Schweizer Wirtschaftsmetropole.
Diese gestaffelten Baukörper sind durch die einheitliche Fassadengliederung mit horizontalen Glasfaserbetonbändern zwischen den Geschossen und grossen Glaselementen in einheitlicher Rasterung optisch verbunden. Insgesamt entstanden 14 800 m 2 Büroflächen und 200 m 2 Retail- und Dienstleistungsflächen im Erdgeschoss in dem von der Porr Suisse AG errichteten Neubau, der mit einer Zertifizierung nach DGNB Platin der SGNI höchste Nachhaltigkeitskriterien erfüllt.  

Bild Redaktion. Montage der Fassadenelemente. Nach der Zwischenlagerung auf dem Dach werden die fertig verglasten und mit Glasfaserbeton bestückten Elemente an ihren Zielort gehievt.
Bild Redaktion. Montage der Fassadenelemente. Nach der Zwischenlagerung auf dem Dach werden die fertig verglasten und mit Glasfaserbeton bestückten Elemente an ihren Zielort gehievt.

 

Bild Redaktion. Doppelte Sicherung: Die straff gespannten Gurten als primäre Tragseile. Die noch lockeren Gurten dienen zur Stabilisation und gewähren zusätzliche Sicherheit.
Bild Redaktion. Doppelte Sicherung: Die straff gespannten Gurten als primäre Tragseile. Die noch lockeren Gurten dienen zur Stabilisation und gewähren zusätzliche Sicherheit.

 

Brüstungen aus Glasfaserbeton

Josef Gartner GmbH, einer der weltweit führenden Fassadenbauer mit Hauptsitz im bayerischen Gundelfingen und einer Niederlassung in Arlesheim bei Basel, hat den Franklinturm mit 9663 m 2 Closed-Cavity-Fassaden (CCF) und 746 m 2 Pfosten-Riegel-Fassaden im Erdgeschoss verkleidet. An die einzelnen Fassadenelemente wurden eine Vielzahl verschiedener Elemente aus betongrauem Glasfaserbeton montiert, die hydrophobiert beschichtet sind. Die grosse Typenvielfalt dieser Brüstungselemente mit unterschiedlichen Abmessungen erforderte sehr präzise Planungen und eine ausgefeilte Logistik. Entgegen dem ursprünglichen Plan, diese Betonelemente auf der Baustelle zu installieren, wurden sie deshalb im Hauptwerk von Gartner in Gundelfingen verbaut. Dieser Ablauf ermöglichte, einen nicht zu unterschätzenden Teil der Wertschöpfung im Werk bei optimalen Arbeitsbedingungen zu erfüllen. Zudem wirkte er sich auch straffend auf den Montageablauf aus.
Wesentliche Typen aus Glasfaserbeton sind breite Lisenen (Abwicklung ca. 750 mm, geschosshoch variabel), schmale Lisenen (Abwicklung ca. 650 mm, geschosshoch variabel), hohe Brüstungen (Abwicklung ca. 1320 mm, Breite unterschiedlich), kleine Brüstungen (Abwicklung ca. 780 mm, Breite unterschiedlich) und Ecken (Abwicklung ca. 780 mm, Längen und Winkel variabel).

Die komplette Montage erfolgte ohne Aussengerüst. Konsolen, Führungsschienen und die Fassadenelemente wurden von innen befestigt. Eine geprüfte und genehmigte Seilsicherung bietet höchste Personensicherheit.
Die komplette Montage erfolgte ohne Aussengerüst. Konsolen, Führungsschienen und die Fassadenelemente wurden von innen befestigt. Eine geprüfte und genehmigte Seilsicherung bietet höchste Personensicherheit.

 

Bei Windstille eine entspannte Angelegenheit, bei Herbstwinden oder Föhn jedoch, sind die Elemente mit Seilen zu stabilisieren, damit sie sich in der Luft nicht zu drehen beginnen.
Bei Windstille eine entspannte Angelegenheit, bei Herbstwinden oder Föhn jedoch, sind die Elemente mit Seilen zu stabilisieren, damit sie sich in der Luft nicht zu drehen beginnen.

 

Exaktes Einfügen von oben.
Exaktes Einfügen von oben.

 

Sonnenschutz im Fassadenzwischenraum

Aufgrund von zwei verschiedenen visuellen Mustern (Mockups) in Originalabmessungen wurde der Fassadentyp in Kombination mit dem Sonnenschutz ausgewählt. Zur Wahl standen ein Fassadentyp mit elektrochromem Glas und einer mit einer CCF-Fassade. Ein Expertengremium entschied sich schliesslich für die sehr transparente CCF-Fassade mit einem in den Zwischenraum integrierten Sonnenschutz.
Die von Gartner zusammen mit der Fraunhofer Gesellschaft entwickelte CCF-Fassade ist beim Franklinturm innen dreifach verglast und aussen einfach. Da der Raum zwischen der inneren und der äusseren Verglasung vollständig geschlossen – jedoch permanent belüftet – und vor der Witterung geschützt ist, können hochtransparente Gläser in Verbindung mit hocheffizienten Sonnenschutzanlagen eingesetzt werden.
Dieser besonders nachhaltige Fassadentyp verbessert die Energieeffizienz durch einen sehr guten sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz. Um einen hohen Wärmeschutz zu erzielen, muss sonst die Lichtdurchlässigkeit der Gläser durch Sonnenschutzbeschichtungen eingeschränkt werden, die auch die Farben verändern.
Am Franklinturm sind die 165 einachsigen Regelelemente der CCF 1,35 m breit und 3,3 m hoch, die 915 zweiachsigen Elemente sind 2,55 m breit und 3,3 m hoch und die 112 Eckelemente sind in variablen Winkeln und unterschiedlichen Schenkellängen 0,80 + 0,80 m breit (Regelelement) und 3,3 m hoch. Sie sind mit einer 3-fach-Sonnen- und Wärmeschutzglas versehen, die aussen angebrachte Prallglasscheibe besteht aus Weissglas (VSG).
 

Bild Redaktion. Zuerst wurden alle Befestigungskonsolen genauestens eingemessen und befestigt. Das von Schienenprofilen geführte Einfahren generiert die exakte Position. Aussen-, Mittel- und Innendichtungen greifen ineinander resp. pressen sich optimal aneinander.
Bild Redaktion. Zuerst wurden alle Befestigungskonsolen genauestens eingemessen und befestigt. Das von Schienenprofilen geführte Einfahren generiert die exakte Position. Aussen-, Mittel- und Innendichtungen greifen ineinander resp. pressen sich optimal aneinander.

 

 

Die Gläser wurden alle bei Gartner im Werk eingesetzt. Das Verglasungssystem ermöglicht einen allfälligen Glasersatz von innen. Wie üblich baute Gartner auch für diese Fassade entsprechende Testelemente, welche auf dem Fassadenprüfstand unter realen Belastungsbedingungen geprüft wurden.
Die Längsschalldämmung von Stockwerk zu Stockwerk beträgt 60 dB und die Brandschutzabschottungen entspricht der Klasse EI60.
Im geschlossenen Fassadenzwischenraum befindet sich ein fein perforierter Raffstore mit 60 mm breiten Aluminiumlamellen ohne seitliche Seilführung. Die Perforierung der Lamellen ist mit einem offenen Anteil von 6–8% sehr gering und erinnert an Nadellöcher.

Bild Redaktion. Blick von innen gegen die Sonne. Die Lamellenstoren mit ihren minimalen Perforierungen bieten besten Sonnen- und Blendschutz.
Bild Redaktion. Blick von innen gegen die Sonne. Die Lamellenstoren mit ihren minimalen Perforierungen bieten besten Sonnen- und Blendschutz.

 

Diverse Bauteile auch im Erdgeschoss

Die Pfosten-Riegel-Fassade im Erdgeschoss zeichnet sich durch grossformatige Raster mit Glasabmessungen von bis zu 2,5 x 3,38 m aus. Dort wurden Glasfaserbetonelemente in verschiedenen Konfigurationen vorgesetzt sowie Ecken und Pfeiler geschosshoch verkleidet und 5,15 x 1,8 m grosse Aluminium-Gitterelemente vorgesetzt.
Weiter fertigte Gartner 615 m 2 Untersichten der Perrondecke mit rautenförmiger Grundform und 188 m 2 Untersichten der Velodecke ebenfalls mehrteilig in Rautenform. Da sich die Untersicht der Perrondecke über dem Fernbahngleis befindet, muss sie hohen statischen Einwirkungen standhalten. Auch mussten alle Lieferungen und Montagen durch die direkte Lage am Gleis permanent den Bedürfnissen angrenzender Nachbarn wie den SBB angepasst werden.    ■

 

Bild Redaktion. Während der Bauphase gewährt ein Aussenlift den Zugang zu den verschiedenen Geschossen.
Bild Redaktion. Während der Bauphase gewährt ein Aussenlift den Zugang zu den verschiedenen Geschossen.

 

 

Closed Cavity Fassade kurz erklärt

Quelle: Gartner

Geschlossener Fassadenzwischenraum
Innen ist die CCF-Fassade zwei- oder dreichfach verglast, aussen einfach. Da der Raum zwischen der inneren und äusseren Verglasung vollständig geschlossen und vor der Witterung geschützt ist, kann er nicht verschmutzen. Dem abgedichteten Fassadenzwischenraum wird konstant gereinigte und getrocknete Luft zugeführt. So kann sich bei Temperaturwechseln an der Aussenscheibe kein Kondensat bilden.

Hochtransparente Gläser
Durch die Verwendung tageslichtoptimierter Gläser und den Verzicht auf dunkle Sonnenschutzbeschichtungen entstehen Fassaden mit hoher Transparenz.

Effizienter Sonnenschutz
Der geschützte Fassadenzwischenraum ermöglicht den Einsatz effizienter Sonnenschutzanlagen mit Steuerung, Lichtlenkung und Retroreflexion.

Hoher Wärme- und Schallschutz
Die CCF-Fassade bietet einen sehr guten sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz. Zusammen mit den hochtransparenten Gläsern und der guten Klimatisierung erfüllen CCF-Fassaden höchste Ansprüche an den Komfort.

Wenig Aufwand für Wartung und Reinigung
Alle Regelungseinheiten der CCF-Fassade sind wartungsfrei ausgelegt. Da der fassadenzwischenraum vor Schmutz geschützt ist, muss er nicht gereinigt werden.

Wartungsfreie Luftverkleidung
Die Trockenluft wird von einer oder mehreren zentralen Trockenluftstationen erzeugt und anschliessend dem Fassadenzwischenraum zugeführt, um Kondensat an der Fassade zu vermeiden. Das Aussenklima wird ständig durch die Steuerelektronik überwacht und die erzeugte Trockenluftmenge entsprechend angepasst. Dadurch wird der Energieverbrauch auf ein Minimum reduziert.

Montage
Die Montage entspricht der von konventionellen Elementfassaden. Im Vorfeld der Montage werden von Gartner alle Versorgungsleitungen installiert, um die Elemente sofort nach dem Einbau an die Trockenluftversorgung anschliessen zu können.

 

Bautafel 

Objekt:

Franklinturm, Zürich Oerlikon

Bauherrschaft:

SBB Immobilien AG, Development, Zürich

Architekt:

Armon Semadeni Architekten GmbH, Zürich

Totalunternehmer:

Porr Suisse AG, Zürich

Fassadenplaner:

GKP Fassadentechnik AG, Aadorf

Fassadenbau:

Josef Gartner Switzerland AG, Arlesheim Basel / Josef Gartner GmbH, Gundelfingen (DE)

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 2.8 wichtige Informationen zum Thema «Warmfassaden».