Oktober 2025
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Eine strategische Entscheidung

Make or Buy

Im Metallbau stellt sich immer wieder die Frage, ob gewisse Bauteile oder Arbeitsschritte intern gefertigt oder extern bezogen werden sollen – ein zentrales strategisches Thema. Die Entscheidung betrifft nicht nur Zeit und Kosten, sondern auch Qualität, Ressourcen und unternehmerische Ausrichtung. Dieser Beitrag zeigt auf, welche prüfungsrelevanten Kriterien für oder gegen die Eigenfertigung sprechen – und wie Metallbauunternehmer/innen fundierte Entscheidungen treffen können.


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Wie als Beispiel im Beitrag aufgeführt, kann eine externe Bearbeitung mit einem 3D-Rohrlaser ungeahnte Möglichkeiten eröffnen und auch wirtschaftlich sinnvoll sein.
Wie als Beispiel im Beitrag aufgeführt, kann eine externe Bearbeitung mit einem 3D-Rohrlaser ungeahnte Möglichkeiten eröffnen und auch wirtschaftlich sinnvoll sein.

 

Make or Buy

Eine strategische Entscheidung

Im Metallbau stellt sich immer wieder die Frage, ob gewisse Bauteile oder Arbeitsschritte intern gefertigt oder extern bezogen werden sollen – ein zentrales strategisches Thema. Die Entscheidung betrifft nicht nur Zeit und Kosten, sondern auch Qualität, Ressourcen und unternehmerische Ausrichtung. Dieser Beitrag zeigt auf, welche prüfungsrelevanten Kriterien für oder gegen die Eigenfertigung sprechen – und wie Metallbauunternehmer/innen fundierte Entscheidungen treffen können.

Text und Bilder: Redaktion

Metallbauunternehmen stehen täglich vor komplexen Anforderungen: Wintergärten, Wohnraumverglasungen, Fassaden, Balkone, Geländer oder Treppenanlagen sind keine Standardprodukte, sondern individuelle Lösungen. Sie bestehen aus einer Vielzahl an Komponenten – einige davon werden weiterverarbeitet, andere werden fixfertig eingekauft. Doch bei vielen Bauteilen stellt sich immer wieder die Frage: Sollen wir das selbst herstellen oder extern fertigen lassen?
Um diese Entscheidung faktenbasiert treffen zu können, braucht es eine strukturierte Betrachtung der Rahmenbedingungen. Es geht dabei um weit mehr als reine Kostenerwägungen. Es geht um die optimale Nutzung betrieblicher Ressourcen, die Sicherstellung der Qualität und die strategische Ausrichtung des Unternehmens.

Handelsware versus Fertigungsteil

Im Alltag des Metallbauers werden täglich Materialien und Bauteile beschafft. Dabei kann grob in zwei Kategorien unterschieden werden:
• Handelsprodukte: Dies sind Bauteile, die ohne weitere Bearbeitung eingesetzt werden. Ein klassisches Beispiel ist Isolierglas, das fixfertig vom Glashersteller bezogen wird. Die Montage erfolgt allenfalls durch das Metallbauunternehmen – die Wertschöpfung beschränkt sich auf die Einbringung in das Bauwerk.
• Fertigungsteile: Hier wird ein Rohprodukt (z. B. Flachstahl) weiterverarbeitet – etwa zu einem Geländer oder einem Rahmen. Die Wertschöpfung liegt eindeutig im eigenen Betrieb.
Sobald es jedoch um speziellere Teile geht – beispielsweise Laserteile, Farbbeschichtung, CNC-gefräste Bauteile oder Biegeteile, spezielle Schweissarbeiten etc. – stellt sich die Kernfrage: Können und sollen wir diese Arbeit selbst erledigen?  

Entscheidungskriterien – selber machen oder zukaufen?

Personelle Ressourcen
Habe ich Mitarbeitende mit dem nötigen Know-how und der Erfahrung? Ein externer Spezialist produziert unter Umständen schneller, effizienter und mit weniger Ausschuss, weil er sich genau auf diese Fertigung spezialisiert hat.

Zeitliche Kapazitäten
Reichen unsere Kapazitäten aus, um die Teile im eigenen Haus termingerecht herzustellen – ohne andere Projekte zu verzögern? Oder bringt uns eine Fremdfertigung schneller ans Ziel?

Eigenauslastung
Sind die eigenen Mitarbeitenden bei einer Fremdfertigung trotzdem voll ausgelastet?

Qualität und Genauigkeit
Können wir die geforderte Präzision, Materialgüte oder Oberflächenqualität selbst garantieren? Spezialfirmen verfügen oft über Maschinen und Prüfsysteme, die im eigenen Betrieb nicht wirtschaftlich betrieben werden können.

Wirtschaftlichkeit
Was kostet uns die Eigenfertigung tatsächlich – inklusive Rüstzeiten, Logistik, Materialverschnitt, Energie, Wartung und Abschreibung der Maschinen? Der Vergleich mit dem Einkaufspreis beim Zulieferer inklusive Transport lohnt sich immer.

Ablaufsicherheit
Was verursacht weniger Störungen im Betriebsablauf? Oft ist Fremdfertigung planbarer, weil Produktionsspitzen intern schwieriger zu steuern sind. Andererseits können Wartezeiten bei externen Lieferungen den Baufortschritt bremsen.

Investitionsbedarf
Macht es wirtschaftlich und strategisch Sinn, eine neue Maschine anzuschaffen, um die Teile selbst herzustellen, oder ist das Volumen dafür zu klein und die Auslastung nicht gesichert?

Sicherheit und Infrastruktur
Verfügen wir über die nötige Infrastruktur, um das Bauteil sicher und normgerecht herzustellen – etwa hinsichtlich Arbeitssicherheit, Absaugung, Prüfmittel oder Qualitätsnachweise?   

Fokus auf Wertschöpfung und Unternehmertum

Ein oft zitierter Leitsatz lautet: «Schuster, bleib bei deinem Leisten.» Das bedeutet nicht, Innovation oder Weiterentwicklung zu vermeiden – im Gegenteil. Es geht darum, das Kerngeschäft zu stärken und Ressourcen gezielt einzusetzen.
Metallbauer sind keine Glaser, Pulverbeschichter oder CNC-Fräser – es sei denn, das Unternehmen hat sich bewusst in diese Richtung entwickelt. Die Konzentration auf wertschöpfende Tätigkeiten im eigenen Betrieb führt in der Regel zu mehr Effizienz, Qualität und Kundenzufriedenheit.  

Praxisbeispiel – Balkonturm mit Rohrstützen

Ein Metallbauunternehmen erhält den Auftrag, acht mehrgeschossige Balkonanbauten mit je vier Rechteckrohrstützen herzustellen und zu montieren. Die Rohrstützen benötigen viele Bohrungen in unterschiedlichen Durchmessern und weitere, nicht radiale Ausschnitte. Die langen Stützen könnten theoretisch problemlos im eigenen Betrieb gebohrt und ausgeschnitten werden. Zu berücksichtigen wäre da insbesondere das Handling der langen Bauteile im Unternehmen und natürlich der zeitliche Aufwand für die Bohrungen und Fräsungen.
Alternativ würde die Möglichkeit bestehen, diese Stützen vom Stahlhändler direkt zu einer 3D-Rohrlaser-Firma zu liefern und die erforderlichen Ausschnitte durch diese extern erstellen zu lassen. Diese Art der Bearbeitung ab Plan oder DXF-Datei garantiert höchste Genauigkeit und eine präzise Bearbeitung zu verhältnismässig tiefen Kosten. Zudem können auch Markierungen für Anschweissplatten usw. gemacht werden, was weiteres Einmessen erspart. Somit kann sich die Unternehmung auf die andere an den Balkonen notwendigen Tätigkeiten konzentrieren.
Es gäbe unzählige Beispiel zu Themen wie Ausführungsplanung, Baustelleneinmessung, allgemeine Serienteile, Montagen usw., die an dieser Stelle thematisiert werden könnten.

Auch bei serienmässigen Schweissarbeiten kann die Prüfung einer externen Fertigung mit beispielsweise einem Schweissroboter Sinn machen.
Auch bei serienmässigen Schweissarbeiten kann die Prüfung einer externen Fertigung mit beispielsweise einem Schweissroboter Sinn machen.

 

Fazit – Strategische Entscheidungen bewusst treffen

Die Frage «Eigenfertigung oder Fremdvergabe?» ist im Metallbau keine reine Kostenfrage. Vielmehr müssen Unternehmer/innen die gesamte Wertschöpfungskette betrachten – von der Verfügbarkeit der Ressourcen über die Qualitätssicherung bis hin zur Investitionsstrategie.
Es gibt keine pauschale Antwort. Jedes Unternehmen muss anhand seiner eigenen Struktur, Marktposition und Ziele entscheiden, welcher Weg der richtige ist. Wichtig ist, dass diese Entscheidungen nicht aus Gewohnheit, sondern auf Basis klarer Kriterien getroffen werden.
Wer die eigenen Stärken kennt, sie richtig einschätzt und gezielt einsetzt, wird auch in Zukunft erfolgreich am Markt bestehen – mit oder ohne Eigenfertigung.
Regelmässige Überprüfung der Make-or-Buy-Strategie lohnt sich – insbesondere bei Veränderungen im Markt, im Maschinenpark oder im Personalbestand.  ■