August 2025
August 2025
Die «freischwebenden» Balkone und ihre Schattendächer aus bunten Metalllamellen prägen das Hochhaus.
Die «freischwebenden» Balkone und ihre Schattendächer aus bunten Metalllamellen prägen das Hochhaus.

 

Metallbau / Montagen

Balkone und Schattendächer – Farbenspiel in der Höhe

Das neu erstellte Wohnhochhaus «Sorrento», direkt am Stadtrand von Dübendorf ZH, beeindruckt die Betrachter mit seiner metallisch schimmernden Fassade, den auskragenden Balkonen und ihren farbigen Schattendächern. Die 112 Balkoneinheiten bestehen aus Metall und Glas und wurden sorgfältig nach Lean-Management hergestellt, transportiert und montiert.

Text: Redaktion / Bilder: Blaser Metallbau AG

Nur einen Steinwurf vom Bahnhof Stettbach entfernt ragt der neue Wohnturm «Sorrento» 60 Meter in die Höhe – ein markantes Zeichen für modernes Stadtwohnen am Rand von Dübendorf. 21 Stockwerke beherbergen 116 clevere, kompakte Mietwohnungen, die sich wie massgeschneidert an ein urbanes, junges Publikum richten.
Die Fassade – eine fein erstellte Hülle aus eloxiertem Aluminiumblech – verleiht dem Bau eine edle, fast schimmernde Präsenz. Klare Linien, reduzierte Formen und die präzise Konstruktion betonen die skulpturale Wirkung des Hochhauses. Einen besonderen Blickfang bieten die scheinbar schwerelos auskragenden Balkone. Mit ihren farbenfrohen Schattendächern aus Aluminiumlamellen verleihen sie dem Gebäude Charakter und Dynamik – und machen das «Sorrento» zu einem lebendigen Teil des Stadtbilds. Von ganz unten bis ganz oben wird hier gewohnt – bis in die 20. Etage hinauf.

 

Geländer, Balkonanlagen und farbige Schattendächer

Rund um den Wohnturm «Sorrento» sorgen 112 auskragende Balkone mit farbenfrohen Schattendächern für einen starken architektonischen Auftritt. Auf allen vier Fassadenseiten setzen sie rhythmische Akzente. Die vertikal versetzt angeordneten Metalllamellen bringen mit ihren leuchtenden Tönen eine spürbare Lebendigkeit in die Fassade. Und wer genau hinschaut, entdeckt ein cleveres Farbenspiel: Nach jedem zweiten Stockwerk wechselt die Farbgebung – in einem harmonischen Verlauf von oben nach unten.
Verantwortlich für diese meisterhafte Balkon-Inszenierung ist die Blaser Metallbau AG aus Andelfingen. Planung, Fertigung und Montage lagen in ihrer Hand – ein komplexes Projekt, das vor allem von logistischen Fragen geprägt war. «Die eigentliche Herausforderung lag weniger in der Technik, sondern ganz klar in der Logistik», erzählt Daniel Vonrüti, CEO Verkauf & Technik und Mitinhaber der Blaser Metallbau AG. «Jeder der 112 Balkone besteht aus 13 grossen und 32 kleinen Einzelteilen (ohne Glas). Das ergibt 5040 Bauteile, die punktgenau zur Baustelle geliefert und in einem straffen Takt montiert werden mussten.»
Auch in der Werkstatt war Präzision gefragt: 80 Einzelteile pro Balkon, also über 14 000 Komponenten insgesamt, galt es herzustellen, zu prüfen, zu veredeln – und am Ende passgenau zusammenzufügen. Ein gewaltiges Puzzle aus Stahl, Glas und farbigem Aluminium, das im «Sorrento» Metallbau und Architektur spürbar macht.   

Links die Balkonverkleidungen mit verglastem Geländeraufbau. Rechts die Schattendächer aus bunten Metalllamellen.
Links die Balkonverkleidungen mit verglastem Geländeraufbau. Rechts die Schattendächer aus bunten Metalllamellen.

 

 Verspielte Wirkung an der Fassade. Der Frontseitige Rahmen der Schattendächer wird von einem verdeckten, auskragenden Stahlschwert getragen. 
 Verspielte Wirkung an der Fassade. Der Frontseitige Rahmen der Schattendächer wird von einem verdeckten, auskragenden Stahlschwert getragen. 

 

Geschraubte Konstruktionen

Auskragende Betonplatten bilden das tragende Element der Balkone und zusammen mit einem auskragenden Stahlschwert auch das der Schattendächer. Ein der Betonstirnseite vorgesetztes, umlaufendes Kastenprofil aus Stahlblech 3 mm bildet die Grundlage für den Aufbau der Geländerelemente sowie der Weiterführung des Schattendachs. In den jeweils vier Eckbereichen der Balkone sind stabile Pfostenprofile aus Rechteck-Stahlrohr 80 x 80 mm eingespannt. Diese nehmen die hohen Handlauf- und Glashalteprofile auf und tragen die entsprechenden Kräfte auf das Tragwerk ab. Die Handlaufprofile sind in der Ansicht bewusst hoch gehalten, um den Bewohnern die Tragsicherheit auch optisch zu vermitteln. Die Brüstungsgläser bestehen aus Verbundsicherheitsglas (VSG) 12-2 Grünglas, mit grauen, vertikalen Streifen, generiert durch einen Foliendruck. Die Gläser sind oben und unten durchgehend eingespannt und von Winkelprofilen gehalten. Die Rahmen der farbigen Schattendächer entsprechen in optischer Hinsicht den Kastenprofilen der Balkone und führen diese als Rahmenkonstruktion weiter. Die darin eingeschraubten farbigen Lamellen bestehen aus pulverbeschichtetem Aluminiumblech 2 mm und sind Z-förmig abgekantet. Die schrägstehenden Lamellen und ihre Zwischenräume weisen je rund 60 mm Breite auf. Abmessungen, Profile und Abstände resultieren aus verschiedensten Messungen und Berechnungen der Sonnenstände, um eine möglichst optimale Beschattungswirkung zu erzielen. Zudem wurden die Konstruktionen im Windkanal auf mögliche Pfeifgeräusche getestet, um störende Nebengeräusche zu verhindern.
Sämtliche Stahlteile sind feuerverzinkt und RAL 9006 (Weissaluminium) pulverbeschichtet. Die Aluminiumblech-Lamellen sind pastellfarbig pulverbeschichtet in den Farben:

– Gelb hell / Gelb dunkel
– Rosa hell / Rosa dunkel
– Blau hell / Blau dunkel 

Die geschweissten und gestapelten Kastenprofile im Werk der Blaser Metallbau AG. Herstellung, Transport und Montage erfolgten nach Lean-Management.
Die geschweissten und gestapelten Kastenprofile im Werk der Blaser Metallbau AG. Herstellung, Transport und Montage erfolgten nach Lean-Management.

 

Montage: Lean-Management und One-Piece-Flow

Im Zuge der Betonarbeiten wurden in den Balkonstirnen örtliche Halfenschienen eingesetzt. Die Ablieferung der Balkonkonstruktionen erfolgte in Einzelteilen. So wurden als Erstes die Bodenrahmen-Kastenprofile eingesetzt und zusammen mit den erwähnten Pfostenprofilen verschraubt. Die Montage und die Verschraubung erfolgten vom Baugerüst her turmweise von unten nach oben mit einer auf dem Betonboden lagernden Halte- und Ausrichtlehre. Dann folgten die Weiterführung der Schattendächer sowie die Geländeraufbauten. Die Seitengeländer dienen auch als Windschutz und sind deshalb höher gehalten als die Frontgeländer.
«Um den hohen Anspruch einer kontinuierlichen Montage ohne Zwischenfälle zu gewährleisten, setzten wir auf ein konsequentes Lean-Management in Kombination mit One-Piece-Flow», erläutert Daniel Vonrüti gegenüber der «metall» und fügt an: «Wir arbeiteten immer geschossweise. Das heisst, in der ersten Woche wurden die Teile der sechs Balkone des ersten Geschosses geschweisst. In der zweiten Woche wurden diese zur Oberflächenbehandlung ausgelagert. Parallel startete in der zweiten Woche die Herstellung der Balkone des zweiten Geschosses. Die Montage der Balkone im ersten Geschoss startete dann in der dritten Woche. Von da an war immer jeweils eine Tranche in der Herstellung, bei der Oberflächenbehandlung und bei der Montage. Sämtliche Materialien konnten mit dem bauseits gestellten Gerüstlift, der auch von allen anderen Unternehmungen genutzt wurde, an ihren Zielort transportiert werden.»  ■

Die Montagen erfolgten vom Baugerüst aus von unten nach oben. Pro Woche wurde ein Geschoss fertiggestellt.
Die Montagen erfolgten vom Baugerüst aus von unten nach oben. Pro Woche wurde ein Geschoss fertiggestellt.

 

Für eine präzise und einfache Montage der Kastenprofile um die Betonzungen kam eine Montagelehre zur Anwendung.
Für eine präzise und einfache Montage der Kastenprofile um die Betonzungen kam eine Montagelehre zur Anwendung.

 

Hinweis der Redaktion

Lean-Management-Montage
ist ein Konzept, das darauf abzielt, die Effizienz und Wertschöpfung in Montageprozessen zu maximieren und gleichzeitig Verschwendung zu minimieren. Dies wird durch die Anwendung von Lean-Prinzipien wie Fliessfertigung, standardisierten Arbeitsabläufen, Ergonomie, Flexibilität und Just-in-time-Produktion erreicht.

One-Piece-Flow
auch bekannt als Fliessfertigung oder Einzelstückfluss, ist eine Produktionsmethode, bei der Produkte einzeln und nicht in grossen Mengen durch den Produktionsprozess fliessen. Ziel ist es, die Durchlaufzeiten zu verkürzen, Lagerbestände zu minimieren und die Effizienz zu steigern.

 

Bautafel 

Objekt:

MFH «Sorrento»Dübendorf ZH

Architekt:

Stücheli Architekten AG, Zürich

Bauherrschaft:

Mettler2Invest AG, St. Gallen

Metallbauer:

Blaser Metallbau AG, Andelfingen

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält enthält im Kap. 1.4 wichtige Informationen zum Thema «Statik und Konstruktion» und im Kap. 2.39 wichtige Informationen zum Thema «Anbaubalkone».

 

Auch der Schriftzug über dem Eingang sowie eine Dacheinhausung mit PV-Anlagen wurden von Blaser Metallbau AG hergestellt und montiert.
Auch der Schriftzug über dem Eingang sowie eine Dacheinhausung mit PV-Anlagen wurden von Blaser Metallbau AG hergestellt und montiert.