April 2024
April 2024
Abo

Verformung von Türen durch Klimadifferenzen

Türen und Fenster

Türen sind ein wesentlicher Bestandteil jedes Gebäudes. Sie bieten nicht nur Sicherheit und Privatsphäre, sondern schützen auch vor Wind, Kälte und Hitze. Gerade letztere Einflüsse können zu unerwünschten Zug- und Druckspannungen im Türblatt führen. Wie sich dieses Phänomen verhindern lässt, dies erfahren Sie im Beitrag.


Login

Danke für Ihr Interesse an unseren Inhalten. Abonnenten der Fachzeitschrift metall finden das Login für den Vollzugriff im Impressum der aktuellen Printausgabe. Das Passwort ändert monatlich.


Jetzt registrieren und lesen. Registrieren Sie sich um einzelne Artikel zu lesen und einfach per Kreditkarte zu bezahlen. (CHF 5,- pro Artikel)
Als registrierter Benutzer haben Sie jederzeit Zugriff auf Ihre gekauften Artikel.

Sollten Sie als interessierte Fachkraft im Metall-, Stahl- und Fassadenbau die Fachzeitschrift metall tatsächlich noch nicht abonniert haben, verlieren Sie keine Zeit und bestellen Sie Ihr persönliches Abonnement gleich hier.

Lichtspalt an der oberen Flügelecke einer Stahltür mit einer gemessenen Verformung von 3,5 mm, verursacht durch eine Aussentemperatur von 3 °C (Bimetall-Effekt).
Lichtspalt an der oberen Flügelecke einer Stahltür mit einer gemessenen Verformung von 3,5 mm, verursacht durch eine Aussentemperatur von 3 °C (Bimetall-Effekt).

 

Türen und Fenster

Verformung von Türen durch Klimadifferenzen

Türen sind ein wesentlicher Bestandteil jedes Gebäudes. Sie bieten nicht nur Sicherheit und Privatsphäre, sondern schützen auch vor Wind, Kälte und Hitze. Gerade letztere Einflüsse können zu unerwünschten Zug- und Druckspannungen im Türblatt führen. Wie sich dieses Phänomen verhindern lässt, dies erfahren Sie im Beitrag.

Text und Bilder: Daniel Leuenberger

Im Laufe der Zeit können sich Türen verformen, insbesondere durch thermische Klimadifferenzen. Diese Verformungen können die Funktionalität der Tür erheblich beeinträchtigen.
Mögliche negative Auswirkungen eines unzulässig verformten Türblatts:
- Falle rastet nicht ein, dadurch u.a. Beeinträchtigung der Zutrittskontrolle und ggf. Brandschutzfunktion
- Tür lässt sich gar nicht oder nur schwer verriegeln / entriegeln
- Zugluft, Energieverlust
- Kondensat, Eisbildung
- Feuchteschäden, Schimmelbildung
- Massgebliche Verschlechterung der Schalldämmung etc.

Verformungen von Türen können nur temporär oder auch dauerhaft auftreten und unterschiedlichste Ursachen haben wie:
- mangelhafte Fertigung oder Montage
- zu schwache Konstruktion
- unsachgemässer Transport
- unsachgemässer Gebrauch, oft bereits während der Bauphase
- Einfluss von Feuchte (Dampfdruck, Schlagregen etc.)
- Einfluss von Temperatur (Bimetall-Effekt).

Feuchtigkeit kann bei Türen aus Holzwerkstoffen zu starkem Verzug führen. Metalltüren reagieren hingegen vor allem auf Temperaturdifferenzen. An wärmegedämmten Aussentüren aus Metall kann der Bimetall-Effekt bei tiefen Aussentemperaturen eine konkave bzw. bei hohen Aussentemperaturen und / oder Sonneneinstrahlung insbesondere auf dunkle Oberflächen eine konvexe Verformung erzeugen.

Welche klimabedingten Verformungen sind zulässig?

Grundsätzlich sind Verformungen, sofern nicht anders vereinbart, insoweit zulässig, als diese für die vorgesehene Anwendung der Tür weder optisch störend sind noch die Gebrauchstauglichkeit der Tür beeinträchtigen. In diesem Zusammenhang bedeutet die Gebrauchstauglichkeit, dass die Tür sämtliche geforderten Leistungseigenschaften bezüglich Dichtigkeit und Bedienbarkeit am vorgesehenen Einsatzort unter den dortigen klimatischen Verhältnissen erfüllt.
Türen können nach SN EN 1121 auf ihr Verhalten bei unterschiedlichen Klimaten geprüft werden.
Die Norm beschreibt die in der Tabelle 1 aufgelisteten Prüfklimaten a bis e. Das Prüfklima d stellt den Winterfall dar. Beim Prüfklima e wird der Sommerfall mit Sonneneinstrahlung durch Erwärmung der Türoberfläche mit Infrarotlampen nachgestellt. 

Tabelle 1: Prüfklimaten nach SN EN 1121:2000 «Türen – Verhalten zwischen zwei unterschiedlichen Klimaten – Prüfverfahren».
Tabelle 1: Prüfklimaten nach SN EN 1121:2000 «Türen – Verhalten zwischen zwei unterschiedlichen Klimaten – Prüfverfahren».

Beim Prüfverfahren nach SN EN 1121 werden unter Einwirkung der in Tabelle 1 aufgelisteten Klimaten die Längs- und die Querkrümmung des Türblatts gemessen sowie die Bedienkräfte nach SN EN 12046-2 ermittelt. Die gemessene Durchbiegung wird nach der Norm SN EN 12219, wie in der Tabelle 2 dargestellt, klassifiziert.

Tabelle 2: Maximal zulässige Verformungen nach SN EN 12219:1999 «Türen – Klimaeinflüsse – Anforderungen und Klassifizierung».
Tabelle 2: Maximal zulässige Verformungen nach SN EN 12219:1999 «Türen – Klimaeinflüsse – Anforderungen und Klassifizierung».

Das VST-Merkblatt Nr. 006 «Verformungen von Türen» empfiehlt für Aussentüren generell die Verformungsklasse 3 mit Prüfklima c, d und e.
Es liegt jedoch in der Verantwortung des Bauherrn bzw. seines Planers, die für den vorgesehenen Einsatzort geeignete Verformungsklasse der Tür im Voraus festzulegen und auszuschreiben.
Viele Türen aus Aluminium sind nur in der Verformungsklasse 2e klassifiziert. Einzelne Alu-Türkonstruktionen mit schwimmend verbundenen Profilschalen bzw. Aussenblechen wurden jedoch erfolgreich nach den höheren Anforderungen der Verformungsklasse 3e geprüft.
Klären Sie als Verarbeiter die oben beschriebenen Klassifizierungen sowie die Prüfformate der Türen mit Ihrem Systemlieferant. Bei grösseren Türen sind neben der Klassifizierung auch die Übermasse zu berücksichtigen, da die klimabedingten Verformungen mit der Grösse der Tür zunehmen.   

 

«Klären Sie als Verarbeiter die oben beschriebenen Klassifizierungen sowie die Prüfformate der Türen mit Ihrem Systemlieferant.»  

 

Massnahmen zur Reduktion der Bedienkräfte

Bei Aussentüren, die nur über den Wechsel mit dem Schlüssel entriegelt werden können, sollte möglichst auf der Schlosshöhe ein Griff oder ein Knopf vorhanden sein, über den die Entriegelung bei Bedarf mit etwas Druck oder Zug erleichtert werden kann.
Eine weitere Möglichkeit, welche das leichte Öffnen einer Tür unter Vorlast mit dem Schlüssel ermöglicht, ist der Einbau eines Schlosses mit Kippfalle (z.B. FlipLock).

Mit der über die ganze Flügelhöhe frei gespannten Holzgriffstange kann auf Schlosshöhe kein Zug oder Druck auf den Flügel ausgeübt werden.
Mit der über die ganze Flügelhöhe frei gespannten Holzgriffstange kann auf Schlosshöhe kein Zug oder Druck auf den Flügel ausgeübt werden.

 

Fazit

Die Berücksichtigung der am vorgesehenen Einsatzort herrschenden Klimabedingungen bereits während der Planung schafft eine wichtige Voraussetzung, dass eine Tür schliesslich gebrauchstauglich ist.  ■

Autor:
Daniel Leuenberger, Schadenexperte Metaltec, Mitglied der technischen Kommission Metaltec. FMTEC GmbH, Fassaden-Metallbau-Technik, 5522 Tägerig.

 

Das Fachregelwerk Metallbauerhandwerk – Konstruktionstechnik enthält im Kap. 2.3.1 wichtige Informationen zum Thema «Metalltüren».